1. Wetterauer Zeitung
  2. Wetterau
  3. Friedberg

Vergebliches Warten auf das schnelle Internet

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Friedberg-Bruchenbrücken/Bauernheim (sda). Die Bürger sind wütend, die Politiker ratlos: Das versprochene schnelle Internet in den Friedberger Ortsteilen Bruchenbrücken und Bauernheim bleibt aus – und das, obwohl bereits vor mehreren Monaten ein Sender aufgestellt wurde. Doch die beauftragte Firma scheint die Probleme zu ignorieren, Rückfragen bleiben unbeantwortet.

»Bruchenbrücken ist online«, steht in fett markierten Buchstaben in der E-Mail des Unternehmens O.R. Network aus Reiskirchen-Winnerod vom 13. April. »Schön wär’s«, entgegnet Rainer Bothe. Der Bruchenbrückener ist sauer – und das zu Recht. Auf die versprochene schnelle Internetverbindung, die eine Bandbreite bis zu 16 Megabits für Privatkunden verspricht, wartet er vergeblich, seine Mails beantwortet das Unternehmen nicht.

Dabei hatte O.R. Network im vergangenen Herbst eine Informationsveranstaltung durchgeführt, erzählt Bothe. »Alles hat sich bestens angehört.« Das sogenannte wiDSL, eine hochfrequentierte Funktechnik, funktioniere mittels eines Senders. »Wie WLAN, nur mit einem größeren Versorgungsradius«, erklärt der Bruchenbrückener. Die einzige Bedingung: Der Sender brauche klare Sichtverhältnisse, dürfe also nicht von Gebäuden oder Bäumen verdeckt werden.

Aus diesem Grund ist Bothe auch fassungslos: Das Funkgerät wurde von einem Subunternehmen auf der Mehrzweckhalle installiert – einem rund sechs Meter hohen Gebäude. Zwischen Wohngebiet und Sender stehen zahlreiche Bäume und Häuser, die das Funksignal stören – vom schnellen Internet hat bis heute kein Bruchenbrückener etwas mitbekommen. Selbst bei Bothe kommt kein Signal an, und der wohnt nur 200 Meter von der Mehrzweckhalle entfernt.

Dabei hatte er sich schon auf die schnelle Verbindung gefreut: »Bisher haben wir nur DSLlite hier«, erzählt er – die Verbindung sei sehr langsam. »Bilder ins Internet stellen ist fast unmöglich.« Der ausgewählte Standort ist für Bothe unbegreiflich: »Eigentlich müsste er an der höchsten Stelle im Ort stehen, am besten außerhalb, auf einem Berg.« Möglicherweise müssten mehrere Funkgeräte installiert werden, vermutet er. Doch auf Rückfragen reagiere das Unternehmen nicht, eine Stellungnahme bleibe aus.

Aber nicht nur die Bürger werden ignoriert – auch im Stadtbauamt wartet man vergeblich auf Antworten. Dass es große Probleme mit O.R. Network gebe, bestätigt Amtsleiterin Dr. Christiane Pfeffer. »Das Unternehmen hat falsche, unzureichende Standpunkte ausgewählt.« Auch auf E-Mails der Stadt reagiere die Reiskirchener Firma nicht. Doch nicht nur Bruchenbrücken sei betroffen: Auch in Bauernheim sei der Sender auf einem zu niedrigen Gebäude installiert worden.

»Firma hat Standorte ausgesucht«

Wie es dazu kommen konnte, versteht die Bauamtsleiterin nicht: Die Firma, die sich auf ihrer Internetseite als »führender Anbieter im Bereich alternativer Breitbandversorgung« darstellt, habe die Standorte selbst ausgewählt. »Wir haben lediglich die Firma nach einer Ausschreibung beauftragt.« Planung und Durchführung der Arbeiten seien unabhängig von der Stadt geschehen.

Der WZ gelang es nun nach einer längeren Wartezeit, eine Stellungnahme des Unternehmens zu erhalten. Ein Sprecher äußerte sich dabei zuversichtlich: Man sei sich der Probleme bewusst und versuche, sie umgehend zu beheben. »In der vergangenen Woche fand dann eine Ortsbegehung statt«, erklärte das Unternehmen. Dabei seien zwei weitere Sendestandorte ausfindig gemacht worden. »Derzeit werden die Verträge gemacht, sobald diese unterschrieben zurück sind, kann mit dem Aufbau begonnen werden.«

Auch interessant

Kommentare