Sommerschlussverkauf zum Sommerbeginn
Friedberg/Bad Nauheim (sda/cor). Da fängt der Sommer, zumindest von den Temperturen und den Sonnentagen her, gerade so richtig an, und schon soll er wieder zu Ende sein? In der hiesigen Einzelhändlerlandschaft heißt es seit Montag Schlussverkauf – Sommerware raus, Herbstware rein. Rabatte bis zu 80 Prozent werden geboten.
Doch was passiert mit den überschüssigen Waren, und werden sie wirklich reduziert oder kaufen gar einige Händler extra für den Schlussverkauf ein? Die WZ hat sich in einigen Geschäften umgehört.
Von bunten, trendigen Sommerfarben bis hin zu zeitloser Mode sind Waren noch vorhanden, denn zum Wochenbeginn hatte sich der Sommer noch nicht von seinen schönen Seiten gezeigt, war unlängst vom Geschäftsführer des Kaufhauses Joh, Heinrich Bühler, zu erfahren. Zwischen 50 und 80 Prozent bietet das Kaufhaus auf Sommertextilien, Kindermoden, Reisegepäck oder Heimtextilien. Doch auch andere Artikel gehen in den SSV. Preisnachlässe winken beispielsweise im Bettenhaus Decher. »Wir haben Einzel- und Ausstellungsstücke bis zu 70 Prozent reduziert«, so Geschäftsinhaber Norbert Decher. Mit dem Herbst stehe ein Modellwechsel an. Das Lager brauche Platz, unter anderem Matratzen, Lattenroste und modisches Bettzeug können so jetzt zu erschwinglichen Preise erworben werden.
Kleider für 12 Euro, Hosen für 10 Euro, Shirts für 6 Euro – vom 23. Juli bis 4. August ist Sommerschlussverkauf. Es ist eine Sonderveranstaltung, die es eigentlich gar nicht mehr gibt, erzählt die Bad Nauheimer »Paradiso«-Verkäuferin Bianca Kroker. Doch die Einzelhändler reduzieren trotzdem ihre Sommerkollektion. »Wenn der Erste anfängt, ziehen die anderen mit.« Deswegen sei es nicht verwunderlich, wenn schon im Juni die ersten »Sale«-Schilder in den Schaufenstern prangen. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch Sommerwaren ausgeliefert werden. Liegt da nicht der Verdacht nahe, dass eigens für den Schlussverkauf eingekauft wird? »Nein, das machen wir nicht«, sagt Kroker. Doch vorkommen soll so was schon, verrät die Frau: »Früher habe ich in einem Kaufhaus gearbeitet, da wurde das so gemacht.«
Auch in Friedberg verzichtet man auf solche Maßnahmen: »Früher, als der Sommerschlussverkauf noch offiziell war, vielleicht. Heute aber nicht mehr«, erzählt C&A-Filialleiterin Marion Rackensperger. Vor allem bei einem solchen Sommer wie dem diesjährigen seien noch genügend Teile im Laden. Aber was passiert im Herbst damit?« Wir reduzieren so lange, bis alles weg ist.« Das habe bisher immer funktioniert – »egal wie schlecht der Sommer war«. Für wahre Schnäppchenjäger lohnt es sich deshalb, noch ein wenig zu warten: »Das Meiste wird noch billiger.« Denn festgesetzte Maßstäbe für die Reduzierung gebe es keine: »Wir fangen klein an« – etwa bei 20 Prozent.
Auch nebenan bei »fritz jeans« zieren die roten Schilder den Laden. Ständer vollgepackt mit kurzen Hosen, Röcken und Shirts müssen raus – so schnell wie möglich. Vorher noch 19,99, kostet ein karierter Rock nur noch 12 Euro, das knallig pinke T-Shirt für 10 Euro gibt es jetzt schon für 4 Euro weniger. Der Einzelhandel hat’s eilig: Denn derzeit treffen die ersten Herbstwaren ein – und die Kunden, weiß Mareike Ruck, interessieren sich jetzt schon viel mehr für die neuen Angebote.
Da die Modewelt auf Innovation setze, müsste jedes Jahr eine neue Kollektion her: »Was dieses Jahr im Laden ist, verkaufen wir im nächsten Jahr nicht mehr«, erklärt sie – denn dann seien schon längst wieder neue Farben und Schnitte »in«. Übriggebliebenes werde in Outlet-Stores verhökert.
Einfluss auf die Bestellung hätten die einzelnen Läden, die zu einem Konzern gehören, kaum: »Wir bestellen lange vor Sommerbeginn«, erzählt Natascha Schmidt, Geschäftsführerin von »United Colors of Bennetton« in Bad Nauheim. Was der Sommer an Wetter bereithält, wisse man zu diesem Zeitpunkt noch nicht.