ICE soll ab Ende 2018 in Friedberg halten
Ab Ende 2018 soll der ICE in Friedberg halten. Das würde zwar mehr Komfort bedeuten, könnte sich aber vor allem für Pendler als Mogelpackung herausstellen - Mit Kommentar von David Heßler.
Die zwölf IC-Züge, die unter der Woche alle zwei Stunden in Friedberg halten, haben ihre besten Jahre hinter sich. Klimaanlagen gibt es in den bis zu 40 Jahre alten Waggons nicht; die Bistros wurden mittlerweile abgeschafft. Für die Bahn ergibt sich zum Fahrplanwechsel im Dezember 2018 jedoch eine Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Die gut 15 Jahre alten ICE-T-Züge, die derzeit noch zwischen Frankfurt und Dresden sowie München und Nürnberg verkehren, sollen dem Vernehmen nach auf die Main-Weser-Bahn wechseln, wenn 2018 die Schnellfahrstrecke zwischen Nürnberg und Erfurt eröffnet wird. Der Marburger SPD-Bundestagsabgeordnete Sören Bartol bestätigte kürzlich, dass die Bahn prüft, die Intercity-Verbindung zwischen Stralsund und Karlsruhe entsprechend aufzuwerten. Vorteil: Die siebenteiligen Triebzüge vom Typ ICE-T sind nicht so lang wie andere ICE, weshalb die kürzeren Bahnsteige in Gießen oder Marburg ausreichen. Kostenloses WLAN und eine Klimaanlage
Klingt nach einer guten Nachricht für die Bahnreisenden. Schließlich ist der ICE mit Spitzengeschwindigkeiten von 230 Stundenkilometern schneller als der IC, er ist klimatisiert, komfortabler und bietet kostenloses WLAN sowie ein Bordrestaurant.
Doch Jürgen Lerch vom Fahrgastverband »Pro Bahn und Bus« tritt auf die Euphoriebremse. »Die Höchstgeschwindigkeit könnten die Züge auf der Main-Weser-Bahn überhaupt nicht ausfahren.« Zwar könne sich der ICE dank Neigetechnik leicht in die Kurve legen, die Strecke in Mittelhessen sei dafür aber gar nicht ausgebaut. Lerch schätzt, dass der ICE »höchstens drei oder vier Minuten« herausholen könnte. Auch, weil der IC zwischen Kassel und Hannover zum Teil heute schon bis zu 200 km/h schnell fahre.
Weiteres Problem: Im ICE gäbe es im Gegensatz zum IC keinen Extra-Waggon mit Fahrradstellplätzen – und das auf einer bei Urlaubern an Ost- und Nordsee beliebten Strecke. Laut der Bahn soll der ICE für den Transport von Fahrrädern umgebaut werden, Lerch bezweifelt aber, dass die bislang 16 Plätze (»die oft belegt sind«) später wieder bereitgestellt werden können. Außerdem könnte die ICE-Umstellung Pendlern teuer zu stehen kommen. Denn der Zuschlag, den man als RMV-Kunde für die Nutzung eines IC zahlen kann, gilt für ICE-Verbindungen nicht. Im Semesterticket der Uni Marburger ist der IC-Aufschlag enthalten. Auch hier müsste neu verhandelt werden.
Kommentar
Komfort kostet
Ein erhöhter Komfort für die Bahnkunden – das klingt erst mal gut und ist angesichts der veralteten Intercity-Züge auch nötig. Doch diesen Komfort wird die Bahn nicht umsonst bereitstellen. Es darf bezweifelt werden, dass der IC-Aufschlag, den Pendler im RMV-Gebiet zahlen können, eins zu eins auf den ICE übertragen wird. Viele Nahverkehrskunden werden nicht bereit sein, für eine Ersparnis von bestenfalls wenigen Minuten deutlich mehr zu zahlen, und wohl oder übel auf den Regionalexpress auszuweichen. Und der ist in Spitzenzeiten ohnehin schon brechend voll. von David Heßler