1. Wetterauer Zeitung
  2. Wetterau
  3. Friedberg

Die DDR und das runde Leder

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Redaktion

Kommentare

Friedberg (bf). Fußball kann mehr sein als nur Sport – eben auch Politik! Unter diesem Motto begrüßten die Schülerinnen und Schüler aus allen Jahrgangsstufen des Burggymnasiums Friedberg am Dienstag vergangener Woche die Eintracht-Legende Norbert Nachtweih und den Sporthistoriker Dr. René Wiese vom Zentrum deutsche Sportgeschichte (Berlin). Die Veranstaltung, die von der Landeszentrale für politische Bildung (Wiesbaden) unterstützt wurde, rief die vergessene Fußballrealität im geteilten Deutschland ins Gedächtnis. Sie machte auf diesem Wege schulischen Unterricht anschaulich. Denn mit Nachtweih berichtete ein ehemaliger Spieler über seine Flucht aus der DDR und seine Erfahrungen in der neuen bundesrepublikanischen Heimat.

Friedberg (bf). Fußball kann mehr sein als nur Sport – eben auch Politik! Unter diesem Motto begrüßten die Schülerinnen und Schüler aus allen Jahrgangsstufen des Burggymnasiums Friedberg am Dienstag vergangener Woche die Eintracht-Legende Norbert Nachtweih und den Sporthistoriker Dr. René Wiese vom Zentrum deutsche Sportgeschichte (Berlin). Die Veranstaltung, die von der Landeszentrale für politische Bildung (Wiesbaden) unterstützt wurde, rief die vergessene Fußballrealität im geteilten Deutschland ins Gedächtnis. Sie machte auf diesem Wege schulischen Unterricht anschaulich. Denn mit Nachtweih berichtete ein ehemaliger Spieler über seine Flucht aus der DDR und seine Erfahrungen in der neuen bundesrepublikanischen Heimat.

Die Zeit des Kalten Krieges wird meist mit Armeen und Atomwaffen, verfeindeten Ideologien und dem Mauerbau in Verbindung gebracht. Daneben gab es aber auch eine sportpolitische Komponente, die sich – nicht selten von der Öffentlichkeit wenig beachtet – hinter den Kulissen abspielte. Denn Sport war Teil des Kampfes der Ideologien. Trafen Fußballmannschaften aus der Bundesliga auf Mannschaften aus der DDR-Oberliga, handelte es sich nicht bloß um eine sportliche, sondern auch um eine systempolitische Auseinandersetzung: Die siegreiche Mannschaft bewies zugleich die Leistungsfähigkeit und Überlegenheit des jeweiligen Heimatsystems.

Daneben gab es auch eine zutiefst menschliche Komponente bei den Sportlern. Die Spiele der Eintracht in der DDR bewegten sich immer wieder im politischen Spannungsverhältnis des deutsch-deutschen Fußball-Verkehrs. Der Wunsch des Vereins nach Kontakten zu DDR-Mannschaften, um die menschliche Annäherung im geteilten Deutschland über den Fußballsport zu ermöglichen, lief zuweilen in Gefahr, in die Unberechenbarkeiten des Kalten Krieges involviert zu werden. Hierzu zählten nicht zuletzt die sogenannten Republikfluchten von DDR-Fußballern.

Bei Eintracht Frankfurt fanden Spieler wie Jürgen Pahl, Norbert Nachtweih oder der Trainer Jörg Berger eine neue sportliche Heimat. Doch erschwerten solche Vorgänge auch die normale Aufnahme sportlicher Beziehungen mit DDR-Mannschaften enorm. Während andere Bundesligisten in den 1970er und 1980er Jahren in die DDR reisten und so den Traum einer geeinten Nation zumindest auf dem Fußballplatz (vor)lebten, wurde Eintracht Frankfurt wegen der Aufnahme von »Republikflüchtigen« von den DDR-Verantwortlichen äußerst kritisch gesehen und zuweilen geschnitten.

Mehr als 200 Zuhörer

In der rund zweistündigen Veranstaltung wurden die mehr als 200 Zuhörer zunächst durch einen Einführungsvortrag des Sporthistorikers Wiese mit den Rahmenbedingungen des DDR-Sports und seiner Aktiven vertraut gemacht. Danach ging es in eine längere Gesprächsrunde mit Norbert Nachtweih, der über seine sportliche Ausbildung, die Umstände seiner Flucht in den Westen und seine Aufnahme in der Bundesrepublik – gerade bei Eintracht Frankfurt, aber auch bei Bayern München und dem AC Cannes – berichtete. Das alles machte großen Eindruck auf die Schülerinnen und Schüler, die ausgiebig die Chance nutzten, an beide Gäste Fragen zu stellen.

Auch interessant

Kommentare