Pläne liegen aus: Friedberger Bahnsteige bald barrierefrei

Seit Jahren ist die Modernisierung des Friedberger Bahnhofs angekündigt. Jetzt geht es los, die Pläne werden im Rathaus ausgelegt. In zwei Jahren könnten die Arbeiten abgeschlossen sein.
Die DB Station&Service AG hat beim Eisenbahnbundesamt die Pläne für die Modernisierung und den barrierefreien Ausbau des Bahnhofs Friedberg eingereicht. Im Rahmen dieses »Planfeststellungsverfahrens« führt das Regierungspräsidium Darmstadt nun das erforderliche Anhörungsverfahren durch. Ab Montag, 6. August, können die Planunterlagen im Rathaus sowie im Internet eingesehen werden.
Die Modernisierungspläne für den größten Bahnhof der Wetterau, der täglich von knapp 20 000 Menschen genutzt wird, wurden nach langer Vorbereitung im Oktober 2015 erstmals öffentlich vorgestellt. Damals hieß es, der Baubeginn sei für Sommer 2018 vorgesehen, das Bauende für 2020. Abwarten. Zwei Jahre zuvor, im Zuge des 100. »Geburtstags« des Friedberger Bahnhofs, war vonseiten der Politik die Rede, dass »spätestens 2018« alle Bahnsteige barrierefrei zu erreichen sind. Das war Wunschdenken.
Nun aber soll es – sobald die Pläne genehmigt sind – losgehen mit der Modernisierung. An allen vier Bahnsteigen werden Aufzüge gebaut, wobei an den hinteren beiden jeweils einer der beiden Treppenaufgänge wegfallen soll. An den Bahnsteigen 1 und 2 wird die »Y-Lösung« realisiert: Der Aufzug steht mittig vor der Treppe, Fahrgäste können außen herum laufen. Dies ist notwendig, da auf den vorderen Bahnsteigen mehr Fahrgäste ein- und aussteigen.
Neue Treppen und Anzeigetafeln
Treppen, Bahnsteigdächer und -Belag, Anzeigetafeln, Beleuchtungen und Lautsprecheranlagen werden modernisiert. Für Blinde und Sehbehinderte wird ein taktiles Leitsystem eingebaut. Auch der Fußgängertunnel zu den Gleisen wird neu gestaltet. Bei der Gestaltung von Unterführungen in anderen Bahnhöfen wie etwa Marburg (mit dem großformatigen Mosaik des »Marburg-Virus«) hat die Bahn lokale Aspekte künstlerisch zum Ausdruck gebracht. In Friedberg würde sich anbieten, auf die Ankunft von Elvis Presley vor nunmehr 60 Jahren am 1. Oktober 1958 hinzuweisen. Je ansprechender die Gestaltung, desto größer die Chance, dass die Unterführung nachher nicht von Sprayern verunstaltet wird.
Noch mehr Baustellen
Bei den Umbauarbeiten werden die Bahnsteige 1 bis 3 auf eine Länge von 275 Meter gekürzt, der Bahnsteig 4 wird 260 Meter lang. Während der Baumaßnahmen sollen die Bahnsteige 3 und 4 gesperrt werden. Der Bahnsteig 5 bleibt zunächst außen vor; er ist Teil des Projekts »S 6«. Der S-Bahn-Ausbau von Frankfurt über Bad Vilbel, Karben und Wöllstadt nach Friedberg ist eine gesonderte Baumaßnahmen, derzeit laufen nördlich von Frankfurt die Arbeiten. Außerdem steht der Bau der Lärmschutzwände an; dieses Verfahren läuft, einen Termin für den Baubeginn gibt es noch nicht. Die Stadt plant einen neuen Busbahnhof. Und rund um die Baracken und auf den Parkplätzen am Bahnhof müsste mal kräftig »durchgekehrt« werden.
Das Bahnhofsgebäude wurde vor einigen Jahren energetisch saniert. Damals wurde das Restaurant »Melyssa« geschlossen, hier zog ein »Backshop« ein. Auch der bei den Bahnkunden beliebte Kiosk musste weichen. An seiner Stelle entstand eine Dreckecke. Gegenüber hat sich ein Brezel-Bäcker eingerichtet. Auf Gleis 1 wurde im April nach langen Jahren des Wartens die neue Bahnhofstoilette eröffnet, ein Gemeinschaftsprojekt von Bahn, Stadt, RMV, VGO und einem privaten Betreiber.
2015 wurden die Umbaukosten auf 16,35 Millionen Euro geschätzt. Die Bahn, hieß es damals, übernehme 9,45 Millionen, das Land 5,9, der RMV eine halbe Million, die Stadt Friedberg müsse 2 Millionen Euro aufbringen. Der Umbau ist nicht nur aufgrund der fehlenden Barrierefreiheit nötig. Friedberg wächst, und mehr Einwohner bedeutet auch potenziell mehr Bahnkunden.