Ovag stellt Pläne für Windpark vor: Strom für 175 000 Menschen

12 bis 18 Windräder sollen ab Mitte 2028 am Winterstein pro Jahr rund 280 000 Megawattstunden Strom erzeugen. Am Donnerstag stellte die Ovag in Friedberg ihre Pläne für den Windpark vor.
Die Ovag kennt sich mit Bau und Betrieb von Windkraftanlagen aus. Bereits 1991 ließ der kommunale Energieversorger im Vogelsberg die ersten Windräder aufstellen. Inzwischen drehen sich in 15 Windparks der Ovag über 60 Windräder, und es werden mehr bzw. weniger. Die Technologie schreitet voran, die Anlagen werden immer leistungsstärker. 2013 hat die Ovag 13 alte Windräder bei Ulrichstein abgebaut und durch sieben neue ersetzt; die Stromproduktion wurde dadurch versechsfacht.
Wie der Windpark Winterstein einmal aussehen wird, wie viele Anlagen dort stehen werden, steht noch nicht fest. Aber die Planungen laufen. Die Ovag macht Nägel mit Köpfen in Sachen Windpark Winterstein. Lange Jahre dümpelte das Projekt vor sich hin. Als die Friedberger Stadtverordneten im Frühjahr grünes Licht für die Planung gaben, sei dies das Signal für die Ovag gewesen, ihre Dienste anzubieten, sagte Ovag-Vorstandssprecher Joachim Arnold am Donnerstagabend in der Friedberger Stadthalle vor den Mitgliedern der Ausschüsse des Stadtparlaments.
Arnold und Dr. Hans-Peter Frank, Geschäftsführer der HessenEnergie und bei der Ovag für Bau und Betrieb von Energieanlagen zuständig, erläuterten, wie Friedberg und die drei anderen Kommunen Wehrheim, Rosbach und Ober-Mörlen an einem gemeinsamen Windpark partizipieren können. Während die Bauleitplanung von PV-Anlagen Sache der Kommunen ist (Arnold empfahl, für eine geordnete Entwicklung einen Plan zu erstellen), liegt die Entscheidung bei Windparks auf höherer Ebene. Das Land Hessen hat 1,8 Prozent seiner Fläche für Windparks ausgewiesen, am Winterstein liegt die größte zusammenhängende Fläche.
Arnold erläuterte die rechtlichen Hintergründe des Projektes, wies auf gesetzliche Bestimmungen hin, auf Pachtverträge und städtebauliche Verträge und nannte drei Varianten, wie sich die Kommunen beteiligen können, um einen Erlös zu erzielen.
Drei Varianten sind denkbar, eine wird laut Dirk Antkowiak von den Bürgermeistern, mit denen die Ovag sich bereit kurzgeschlossen hat, favorisiert: die »optionale Beteiligungsmöglichkeit«. Die Kommune trägt bei der Vorbereitung des Projekts kein Risiko, das liegt alleine bei der Ovag. Erst wenn die Anlage in Betrieb geht, schließen Kommune und Ovag Verträge.
Die Ovag rechnet mit Investitionskosten in Höhe von 140 Millionen Euro für den 112 Megawatt-Windpark mit 12 bis 18 Windrädern. Wo genau die stehen sollen, steht noch nicht fest. Wie Arnold sagte, konnte man verhindern, dass HessenForst auf seinen Flächen vorprescht und eine eigene Planung beginnt. Das gesamte Gebiet auf dem Winterstein, das den vier Kommunen, Hessenforst und Bundesforst gehört, soll genutzt werden. Dr. Frank: »Das wäre mit Beteiligung der Kommunen und des örtlichen Versorgers sowie der Bürgerbeteiligung ein Pilotprojekt.« Womöglich muss ein kleines Areal im Süden ausgenommen werden; hier wird eine Stellungnahme der Flugsicherung abgewartet.
16,8 Millionen Euro Erlös pro Jahr
Die 140 Millionen sollen mit 70 Prozent Fremd- und 30 Prozent Eigenkapital aufgebracht werden. Die Ovag will 50 Prozent des Windparks übernehmen, die andere Hälfte teilten sich die Kommunen; hier ist die Bürgerbeteiligung eingeschlossen. Bei einer durchschnittlichen Vergütung von 6 Cent/kWh würde der Jahreserlös des Windparks 16,8 Millionen Euro betragen. Allein der mögliche Ertrag aus dem neuen Paragraphen 6 des EEG würde sich auf 560 000 Euro pro Jahr belaufen. Ohne viele Zahlen zu zitieren, die ohnehin nicht spruchreif sind: Das Kraftwerk am Winterstein wird einen ordentlichen Gewinn abwerfen, der anteilig an die Ovag und die Kommunen fließt.
Aus den Reihen der Grünen war nach der Sitzung zu hören, dass man sich die Bürgerbeteiligung etwas anders vorstellt. Es gibt noch viel zu bereden. In der kommenden Woche wird die Ovag ihre Windpark-Pläne in Rosbach vorstellen. Dann erarbeiten die Rathäuser Vorlagen und die Parlamente stimmen ab.