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Mitglieder des Vereins Oberhessen sammeln Eindrücke

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Von: Myriam Lenz

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Blumiger Gruß aus Oberhessen nach Fulda: Die Mitglieder des Vereins Oberhessen positionieren sich vor den Holzblumen, die Dieter Leibold aus Stockheim initiiert hat. © Myriam Lenz

Etwa 50 Mitglieder des Vereins Oberhessen nutzen bei einem Besuch der 7. Landesgartenschau in Fulda die Gelegenheit, Eindrücke zu sammeln, Dinge zu begutachten und zu diskutieren.

Sabine Stein ist eine der 150 Gästeführerinnen und -führer, die den Besuchern das 42 Hektar große Gelände präsentieren. Sie versucht, ihre Gruppe zusammenzuhalten. Am Tag der Eröffnung sind auch etwa 50 Mitglieder des Vereins Oberhessen zu Gast. Die Stadt Fulda ist nach 1994 zum zweiten Mal Ausrichterin einer Landesgartenschau (LGS).

Und trotzdem wurde am Rande der Stadt entlang der Fuldaaue viel Neues erschaffen, Erdmassen bewegt, sechs neue Brücken gebaut und sogar der Lückenschluss zu dem neuen Wohngebiet Galerie geschaffen. 2000 neue Bäume wurden gepflanzt, etwa 1500 Veranstaltungen werden stattfinden. Die Dimension in Fulda beeindruckt.

Die Vergleichbarkeit ist relativ: dort die Großstadt und in Oberhessen die elf Kommunen mit deren Akteuren. Die aktuelle Landesgartenschau hat zentrale Flächen, 2027 ist die Ausstellung auf knapp 650 Quadratkilometern in der Region verstreut. Fulda ist barock geprägt, Oberhessen vom Vulkan, von den Flüssen und reizvollen Auen. Zwischen Wetterau und Vogelsberg entsteht ein komplett neues Format, während die Stadt Fulda auf die Infrastruktur der ersten LGS aufbauen konnte.

Insbesondere der Sonnengarten in Fulda gefällt vielen. Es ist ein neu geschaffener Grünzug, ehemals eine landwirtschaftliche Fläche, auf der unter anderem ein Insektendorf, verschiedene Ansaaten, der Fulda-Acker, der Weltacker und der Beratungsgarten des Landes Hessen präsentiert werden. Letzteren könnte sich Echzells Bürgermeister Wilfried Mogk gut in der Nähe des heimischen Sportplatzes vorstellen. Dort wird eine neue große Fläche erschlossen, die durch Spiel- und Erlebnisplätze für jedes Alter und vor allem als eine Art neue Mitte für die Ortsteile gestaltet werden soll. Die Anbindungen der einzelnen Parks in Fulda gefallen Mogk sehr.

Die Besucher aus Oberhessen machen Meter. Gederns Erster Stadtrat Herbert Weber ist überwältigt von der Fläche, die sich auch aktuellen Ereignissen widmet. Damit sieht er das Konzept Gederns bestätigt.

Das Thema Klimaveränderung will Gedern mit dem Schlosspark und den angrenzenden Parkflächen ebenfalls aufgreifen. Dort sollen unter anderem klimagerechte Bäume und die Bachlaufbepflanzung gezeigt werden.

Herbert Weber: »Ich sehe auf unsere Kommunen noch sehr viel Arbeit zukommen. In vielen Bereichen sind wir noch nicht so weit.«

Peter Dubowy mag es natürlich, kann den vielen Tulpenrabatten - der Wechselflor ist auf über 4000 Quadratmetern angelegt - wenig abgewinnen, findet sie steril.

»Wenn ich mir den Garten Kölsch in Büdingen anschaue, finde ich dort mehr Qualität«, sagt der VHC-Experte und Förderer des Wanderwegs »Oberhessensteig«. Oberhessen, findet Dubowy, hat mit seinen elf Kommunen mehr Vielfalt und Nachhaltigkeit zu bieten und versprüht einen lebendigen Charakter. Zum Sonnengarten in Fulda gehört auch ein neu gestalteter Tierpark. »In Schotten und Büdingen haben wir diese bereits.«

Für Peter Dubowy sind es in Fulda zu viele Attraktionen auf der Fläche. »Die Eindrücke überfordern mich. Das kann eine kleinteilige Landesgartenschau besser umsetzen. Wenn ich die Feste zusammenzähle, bekommen wir auch ein vielfältigeres Kulturprogramm hin. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.«

Nach drei Stunden Rundgang und dem Festakt zur Eröffnung nimmt Thomas Hellingrath in einem Strandkorb am Aueweiher Platz. Sein Gesamteindruck ist gut bis sehr gut.

Dem Blick des Architekten bleiben keineswegs der Zeitdruck und manch unfertige Fläche verborgen, was, wie er sagt, zum Teil auch der Witterung und den Lieferschwierigkeiten geschuldet sei. Einige Pflanzen seien sehr spät in den Boden gekommen, insbesondere die Stauden sollten idealerweise ein Jahr zuvor gepflanzt werden. Der Wechselflor, Teil der Pflichtaufgabe, passe zu einer Barockstadt, er sei allerdings nicht nachhaltig. Für Oberhessen kann er sich vorstellen, andere Wege zu gehen und den Umfang des Wechselflors zu überdenken.

Auch Hellingrath zeigt sich von dem Sonnengarten angetan, auch wenn er sich dort ein wenig mehr Lenkung und Informationen für die Besucher gewünscht hätte. Die Blumenhalle sei ein Höhepunkt, habe ihn fachlich überzeugt.

Dass eine Landesgartenschau nicht nur zur nachhaltigen Stadtentwicklung beitrage, sondern auch Lebensqualität bringe und den Menschen guttue, betont Fuldas Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld.

Seinen Appell, Landesgartenschauen nicht nur alle vier Jahre, sondern wie in Bayern oder Baden-Württemberg jährlich durchzuführen, unterschreibt Hellingrath gerne.

Mit einem Strauß voller Eindrücke geht es mit dem Bus übers Land zurück. Beim Blick aus dem Fenster zeigen sich Vogelsberg und Wetterau von ihrer schönsten und unverblümten Seite. Es sind eindeutig mehr als 42 Hektar Garten.

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