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Kulturtag auch ein großes Treffen von Freunden

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Friedberg (ini). Sinclair Timo-Fokou kam am Samstagnachmittag gehörig ins Schwitzen, nicht nur wegen des schwülen Wetters oder seiner Aufgabe als Eventmanager beim afrikanischen Kulturtag in Friedberg.

»So eine Kleidung trägt man auch in Kamerun nicht jeden Tag, und sie darf auch nicht jeder tragen. Das ist eine Festtracht für den König oder die Notabeln«, erklärte der Informatiker und schlug die Ärmel seines Festgewandes zurück. Wie Timo-Fokou waren viele Gäste in den traditionellen Gewändern ihrer Heimat erschienen. So präsentierte sich im Albert-Stohr-Haus ein buntes, fröhliches und kulturell wie kulinarisch ausgezeichnetes Treiben.

Zum ersten Mal hatte die Association des Bamboutos du Hessen (ABH) einen Kulturtag veranstaltet. Der Verein existiert seit fünf Jahren und wurde in Friedberg gegründet. Im Albert-Stohr-Haus der katholischen Kirchengemeinde finden monatlich Vereinstreffen statt. Die Mitglieder unterstützen soziale Projekte in ihrer Heimat, vor allem im Departement Bambouto. Kamerun liegt in Zentralafrika und hat rund 20 Millionen Einwohner. Vor allem die Bildung in der ehemaligen deutschen Kolonie liegt den Vereinsmitgliedern am Herzen. Auf 25 Prozent wird die Analphabetenquote in Kamerun geschätzt. Die ABH unterstützt zurzeit vor allem den Bau von Schulklassen, um Kindern und Jugendlichen bessere Chancen auf Bildung und Wohlstand zu geben, stellte Chancelin Douanla die aktuellen Projekte vor.

Wie wichtig Bildung ist, wissen die Vereinsmitglieder. Die meisten von ihnen kamen nach Deutschland zum Studieren, viele sind anschließend hier geblieben.

So war der Kulturtag auch ein großes Treffen von Freunden. Etliche der Menschen mit afrikanischen Wurzeln, nicht nur aus Kamerun, waren von weither angereist. So Alezandre Njekam, der mit seinem zweijährigen Sohn aus Stuttgart gekommen war. »Ich lebe seit zehn Jahren in Deutschland und bin von Anfang an aktives Mitglied bei ABH«, berichtete Njekam. Durch seine Brüder hatte er von der Vereinsgründung erfahren und kommt nun zu besonderen Anlässen nach Friedberg. »Das ist einfach grandios«, so seine Einschätzung des ersten Kulturtages. Die Entwicklung ihrer Heimatregion liege ihr am Herzen, sagte Judith Zeo aus Neu-Isenburg. »Wir haben schon viele Projekte bisher unterstützt«, hofft die 30-Jährige auf reiche Einnahmen beim Kulturtag, bei dem nicht nur das Auge auf seine Kosten kam. Neben Modenschauen, in denen die Vereinsmitglieder Alltags- und Festgewänder vorstellten, gab es afrikanisches Theater, Musik und Tanz. Fröhliches Gelächter löste das Theaterstück um den jungen Mann aus, der aus Kamerun nach Deutschland kam und vom mitteleuropäischen Wetter und der Geschwindigkeit der Deutschen zunächst sehr überrascht war.

Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. »Essen und Trinken Sie. Das Geld fließt direkt in Schulen«, forderte Vereinsvorsitzender Sandoz Atchoffo die Gäste auf, die sich nicht zweimal bitten ließen. Auch etliche deutsche Gäste ließen sich die afrikanischen Köstlichkeiten aus der Küche, wie Hähnchen, Fisch und gebackene Bananen, schmecken.

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