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Wetterau: Kein Ausbildungsplatz? Das Netzwerk hilft

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Von: Hanna von Prosch

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Ein Angebot von vielen: Bei einem Berufsparcours können sich Jugendliche in verschiedenen Berufen ausprobieren.
Ein Angebot von vielen: Bei einem Berufsparcours können sich Jugendliche in verschiedenen Berufen ausprobieren. © Pressedienst des Wetteraukreis

Ausbildungsplätze sind in der Corna-Krise unsicher, Betriebspraktika abgesagt, manche jungen Leute trauen sich selbst nicht mehr viel zu. Doch Charlotte Grell und ihre Netzwerkpartner in der Wetterau raten: Nicht aufgeben, lieber fragen.

Betriebe gerade im Hotel- und Gaststättengewerbe, in der Kultur und teilweise auch im Handel wissen nicht, ob sie dieses Jahr Auszubildende nehmen können, weil es vielen durch die Corona-Krise schlecht geht. Für den Ausbildungsbeginn 1. August sind in der Region dennoch 200 Ausbildungsplätze offen. Das Netzwerk Schule-Beruf Wetterau akquiriert und koordiniert, berät, vermittelt und begleitet die jungen Leute, die nicht wissen, wohin sie sich orientieren sollen.

Angeboten werden unter anderem neue, zukunftsorientierte Berufsfelder. Ob tatsächlich die Ausbildungsberufe im Gesundheitswesen speziell zu den Themen Hygiene und Desinfektion angenommen werden, kann Charlotte Grell noch nicht abschätzen. Bisher seien auch pädagogische Berufe sowie Alten- und Gesundheitspflege nicht die erste Wahl, zumal hierfür die mittlere Reife notwendig ist. Sie glaubt, dass unzureichende Bezahlung und Schichtdienst die Attraktivität verringere. Jedenfalls könne der Bedarf in der Wetterau momentan nicht gedeckt werden.

Ausbildungsplätze in der Wetterau: Handwerk sucht dringend Nachwuchs 

Viel interessanter sind für die Schulabgänger die sogenannten Mint-Berufe, also die mathematisch-technische Ausrichtung. Die Technikerschule in Butzbach bildet junge Leute mit mittlerem Schulabschluss unter anderem im Bereich Energietechnik aus mit Weiterbildungsoption Solar- oder Umweltschutztechnik. Mädchen gehen immer noch sehr gerne in kaufmännische Berufe. Sie gehören wie der Kfz-Mechatroniker zu den Top Fünf. Auch das Handwerk sucht dringend Nachwuchs. Betriebspraktika, erinnert Grell, könne man auch außerschulisch machen.

Am Herzen liegt Grell das Genderthema. Trotz »Girls und Boys day«, an denen die Jugendlichen sich in den jeweils »typisch« anderen Berufen erproben, trauen sich noch die wenigsten, diese auch zu ergreifen. Mit den neuen Gesundheitsberufen und den Umweltthemen anknüpfend an »Friday for Future« hofft sie, dass sich etwas ändert.

»Bei Hauptschulabgängern müssen wir darauf achten, dass sie möglichst nah am Wohnort einen Ausbildungsplatz bekommen. Mit 16 Jahren sind sie noch auf die Hilfe von zu Hause, auf gute Nahverkehrs-Anbindungen und nahe gelegene Berufsschulen angewiesen.« Da ist die Auswahl schon begrenzter. Chancen gibt es für die, die weiterkommen wollen: »Viele wissen nicht, dass sie in der Berufsschule parallel zur Ausbildung Englisch belegen und die Mittlere Reife machen können. Bedingung ist mindestens zweimal die Note drei in den Hauptfächern.«

Ausbildungsplätze in der Wetterau: Tipps für guten Start in Ausbildung

Für die Abiturienten gibt es interessante Studiengänge, etwa im Bereich der Zukunftsforschung. »Diese jungen Leute sind sehr fit und orientieren sich meist selbst oder über die Berufsberatung. Wir kümmern uns eher um diejenigen, die durchs Netz fallen, weil die Noten nicht gut sind, soziale Umstände das Fortkommen erschweren oder jetzt zunehmend auch Mutlosigkeit herrscht«, sagt Grell.

»Wir raten allen, nicht aufzugeben, sondern sich an das Netzwerk zu wenden. Es gibt viele Möglichkeiten, ganz individuell zu beraten oder finanzielle Mittel auszuschöpfen.« Und noch zwei Tipps: »Wer ein bisschen nachlässig war, sollte den Tag-Nacht-Rhythmus wieder trainieren, damit der Anfang in der Ausbildungszeit nicht so schwer fällt. Außerdem aktiv bleiben und sich auch draußen bewegen.«

Ausbildungsplätze in der Wetterau: Zahlreiche Einrichtungen arbeiten zusammen

OloV steht für Optimierung der lokalen Vermittlungsarbeit und ist eine hessenweite Strategie. Die OloV-Steuergruppe Wetterau ist mit dem Arbeitskreis Jugendberufshilfe-Träger das Herz des Netzwerks Schule-Beruf Wetterau. Die Steuergruppe besteht aus: Wetteraukreis/Fachbereich Jugend und Soziales, Agentur für Arbeit, Jobcenter, IHK Gießen-Friedberg, Kreishandwerkerschaft, Jugendmigrationsdienst/Internationaler Bund, Verband baugewerblicher Unternehmer Hessen/Ausbildungszentrum der Bauwirtschaft Nidda-ABZ, Liga der Wohlfahrtsverbände im Wetteraukreis und Staatliches Schulamt. Kontakt ist möglich über Charlotte Grell von der Jugendberufshilfe des Wetteraukreises: Tel. 0 60 31/83-33 15, charlotte.grell@wetteraukreis.de

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