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Immer mehr Eigenbedarfskündigungen
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Friedberg(pm). Die Zahl der Eigenbedarfskündigungen nähmen im Moment deutlich zu - ebenso der Anteil der Fälle, in denen Vermieter einen Eigenbedarf vortäuschten. Das sagte Michael Klaus, Vorsitzender des Mieterbunds Friedberg und Wetteraukreis, bei der Jahreshauptversammlung in der Stadthalle. Sie fand noch vor dem Teil-Lockdown statt.
Mehr als sonst würden derzeit Kündigungen eines Wohnraummietverhältnisses ausgesprochen, "weil angeblich die Oma des Vermieters in die Wohnung des Mieters einziehen soll", sagte Klaus. "Der Mieter glaubt den Kündigungsgrund, zieht aus und sieht danach, dass nicht die Oma des Vermieters, sondern nach Inserierung über ImmoScout oder Ähnliches neu vermietet wurde an eine fremde Familie. Von Eigenbedarf also keine Spur", ärgerte er sich.
Um solche Fälle zu vermeiden und zu klären, was bei Erhalt einer Kündigung zu tun sei, erläuterte der Rechtsanwalt der Versammlung verschiedene Verhaltensregeln. Die wichtigsten seien: "Ruhe bewahren, sich kompetenten Rechtsrat einholen und insbesondere bei Hausverkäufen und Übertragungen den Einblick in das Grundbuch nicht unterlassen." Aus den Abteilungen I und der noch wichtigeren Abteilung II des Grundbuchs sei vielfach schon das Schicksal einer Kündigung abzulesen, sagte Klaus. Oftmals, so die Erfahrung, werde die Eigenbedarfskündigung mit Freunden und Verwandten diskutiert oder es werde ge-googelt, aber der Rechtsrat oft nicht oder zu spät eingeholt. Klaus: "Im Falle des Erhalts einer Kündigung sollte man auch als juristischer Laie jedenfalls das Problembewusstsein haben, dass man sich rechtskundig machen lassen muss, um für sich selbst vermeidbare Probleme rechtzeitig zu umschiffen."
Michael Klaus wiedergewählt
Bei der Hauptversammlung des Mieterbunds, die eigentlich bereits im März hätte stattfinden sollen, wurde Michael Klaus als Vorsitzender wiedergewählt. Er übernimmt auch die Rolle des Schriftführers. Zweiter Vorsitzender ist nun der Diplom-Ingenieur Artur Wolik aus Bad Nauheim. Zur Schatzmeisterin des Vereins ist abermals die ehemalige Mitarbeiterin einer großen deutschen Bank, Inge Schreiber aus Bad Nauheim, gewählt worden. Beisitzer sind Silke Sablatnig, Vanessa Wolik und Wolfgang Zuch.
Auch wenn im Mittelpunkt der Versammlung der Geschäftsbericht 2019 sowie die Vorstandswahlen standen, nahmen doch der Bericht über die Aufrechterhaltung des Beratungsangebots im laufenden Jahr, die Erfahrungen seit März sowie die Bewältigung von Anfragen und Auskünften einen breiten Raum ein. Die Geschäftsstelle des Mieterbunds ist nach wie vor zu den üblichen Zeiten besetzt, aber für den permanenten Publikumsverkehr aktuell geschlossen. Kontakt sollte nach Möglichkeit zunächst telefonisch und danach per E-Mail, Fax oder Brief aufgenommen werden. Auch die Rechtsberatung erfolgt auf diesen Wegen. Klaus: "Es ist insgesamt ein mühevollerer Weg, auf persönliche Kontakte weitestgehend verzichten zu müssen, weil eben nur der persönliche Kontakt sehr schnell erkennen lässt, ob eine Frage oder eine Auskunft angekommen sind oder nicht." Auch Nachfragen seien persönlich schneller und sicherer zu klären, zumal notwendige Unterlagen bei einer "Fernberatung" erst zur Einsicht übermittelt werden müssen. "Der Zusatzaufwand nimmt aktuell deutlich mehr Zeit in Anspruch, auch eine schriftliche Antwort. Indessen stellen wir gleichwohl die Rechtsberatung auch in dieser Zeit sicher, verbunden mit der Hoffnung, dass im nächsten Jahr die Arbeitsbedingungen für alle wieder besser werden", sagte Klaus.
Abschließend wurde Reinhard Minch aus Bad Nauheim für seine 25-jährige Mitgliedschaft geehrt.