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Hundepension: Wo Waldi, Bello und Co. Urlaub machen

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Friedberg-Bruchenbrücken (lk). Voss – eine französische Bulldogge – jagt Golden-Retriever-Hündin Lilly über den Rasen. Nach kurzem, wildem Toben legen sich beide in den Schatten. Auch Pointer Pepper und Mischling Marley sind nach drei Minuten des Spielens kräftig am Hecheln. Die Vierbeiner machen alle Urlaub in der Hundepension »Lalu« in Bruchenbrücken.

Es ist zu heiß für simulierte Angriffe und wildes Flüchten. Während Voss und Lilly es sich neben einem Wassernapf gemütlich machen, Pepper und Marley noch eine Runde im Gebüsch schnüffeln, liegen ihre Besitzer am Strand, klettern auf Berge oder erkunden eine Stadt. Solange Herrchen und Frauchen reisen, sind ihre Hunde in Bruchenbrücken in der Hundepension »Lalu« und »machen hier Urlaub«, sagt Besitzerin Martina Mörschel, die Betreiberin der Pension.

Es ist keine Seltenheit, dass Hunde an Raststätten oder vor Tierheimen ausgesetzt werden. Besonders häufig passiert das laut Deutschem Tierschutzbund in den Sommerferien, wenn Herrchen oder Frauchen in den Urlaub fahren wollen und nicht wissen, wohin mit ihrem Tier, das plötzlich zur Last wird.

Es gibt aber auch andere Besitzer – jene, die verreisen und ihren Hunden derweil betreuten Urlaub gönnen. Etwa in der Hundepension »Lalu« in Bruchenbrücken. Einst Bauernhof, sind auf dem Gelände heute keine Rinder und Schweine mehr untergebracht, dafür aber jede Menge große und kleine, dicke und dünne, schwarze, braune, weiße, gescheckte und gefleckte Hunde. Etwa 25 Stück. Die Hundepension, die seit elf Jahren von Martina Mörschel, Angela Mex und vier Helfern betrieben wird, ist derzeit ausgebucht. Wie fast immer in den Schulferien.

»Boi Shemesh, boi«

»Die Hunde sind hier, um Urlaub zu machen. Oder eben, weil ihre Besitzer Urlaub machen«, fasst Betreiberin Mörschel zusammen. Die 40-Jährige, die selbst zwei Hunde besitzt und studierte Lebensmitteltechnologin ist, erklärt: »Wir haben auch Tageshunde, deren Besitzer ganztags oder im Schichtdienst arbeiten. Es sind aber auch Tiere, deren Besitzer im Krankenhaus, bei Familienfeiern oder Beerdigungen sind.«

Mörschel und Mex kennen alle Hunde namentlich, die sie betreuen. »Da bestehen wir drauf«, sagt Mex. Darunter sind Namen, die gar nicht leicht zu merken sind, wie zum Beispiel Shemesh. Shemesh ist eine Hündin aus Israel, die die wichtigsten Kommandos auf Hebräisch bekommt. »Boi« oder »elay« ruft Mex der Hündin zu, wenn die zu ihr kommen soll. »Wir lernen die Kommandos in jeder Sprache, Tschechisch, Norwegisch, Englisch.«

Es gebe Besitzer, die ihre »Hunde bei uns abgeben, damit der Hund einfach mal wieder Hund sein kann. Die sind hier nicht Familienmitglied, dürfen ihre Verpflichtungen von zu Hause fallen lassen und einfach spielen, schnüffeln und laufen, wie sie möchten«, sagt Mörschel. Und das machen die Hunde, die je nach ihren Bedürfnissen alleine oder in Kleingruppen untergebracht sind.

Morgens geht’s etappenweise Gassi, dann gibt’s Futter, es folgen Streichel- und Striegeleinheiten. Dann kommen die Hunde – je nach Wetter – in die Ausläufe. Dabei handelt es sich um große, umzäunte Bereiche, in denen sie toben können. Nachmittags gibt’s dann wieder Futter, im Anschluss geht’s erneut Gassi und ab 19 Uhr ist Nachtruhe angesagt. Hundebesitzer können ihre Tiere zu festen Zeiten morgens und nachmittags holen oder bringen. »Meistens ist die Trennung für die Besitzer schmerzhafter als für den Hund«, sagt Mörschel. Sie besteht auf ein erstes Kennenlernen und einen Probetag zwischen Hund, Besitzer und Pensionsmitarbeitern, bevor die Tiere das erste Mal länger in der Tagespension bleiben.

Es gebe auch Hunde, die nicht aufgenommen würden. Etwa solche, die aufgrund schlechter Erfahrungen im Tierheim nicht hinter Gitter leben könnten, oder solche, die den Mitarbeitern gegenüber aggressiv seien. Sowie »Hunde, die höher als zwei Meter springen können und plötzlich nicht mehr in ihrem Auslauf sind«. Nicht aufgenommen werden zudem trächtige Hündinnen oder frisch operierte Tiere.

Auch wenn es in den vergangenen elf Jahren erst einmal vorgekommen ist, dass ein Hund bewusst von seinem Besitzer nicht abgeholt worden sei, habe es hin und wieder Schicksalsschläge gegeben. Besitzer seien gestorben, hätten die Hunde nicht mehr abholen können. Einmal habe man einen Hund einschläfern lassen müssen, während sein Besitzer weg war. »Ein plötzlich aufgebrochener Tumor mit unstillbaren Blutungen«, erinnert sich Mörschel. Für solche Fälle tausche man mit Herrchen oder Frauchen Notfall-Nummern aus, bei älteren Hunden werde im Vorfeld mit den Besitzern geklärt, wie im Fall der Fälle zu entscheiden ist.

Auch Hunde haben Heimweh

Sie finde es immer wieder faszinierend zu sehen, wie sich ein Hund von seinem zu Hause löse und in der Pension einfach Hund werde. »Wie er sein Naturell wieder vorbringt und komplett frei von allem ist«, sagt Mörschel. Der Mensch erlege dem Hund oft viel auf, ergänzt Mex.

Doch auch der schönste Urlaub kann eins nicht verhindern: Heimweh. Wie Menschen hätten auch Hunde Heimweh. »Nach drei bis vier Wochen merken wir, dass der Hund nach Hause möchte, zu seiner Familie«, sagt Mörschel, die ihren Beruf nicht als Traumjob, sondern als eine Lebensaufgabe sieht. Es entspreche ihrer Lebensphilosophie, viel in der Natur und mit Tieren zusammen zu sein. Um ihre berufliche Existenz braucht sie sich keine Sorgen zu machen. »Wir sind für die Herbstferien bereits ausgebucht«, sagt Mörschel, während Voss und Lilly die zweite Runde einläuten und schwanzwedelnd miteinander toben.

In der Wetterau gibt es mehrere Hundepensionen. Etwa die Hundepension »Waldhof« in Wöllstadt (www.hundepension-waldhof.de), »Franks Hundepension« in Niddatal (www.franks-hundetraining.de) oder eben die Hundepension »Lalu« (www.lalu-hundepension.de) in Bruchenbrücken

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