Grüne warnen vor »enormem Flächenverbrauch«
Friedberg (pm). Zum heutigen Weltbodentag melden sich die Friedberger Grünen zu Wort. »Boden ist ein Politikum. Um Boden wurden Kriege geführt, und auch heute wird mit Boden spekuliert, wird Boden weltweit gekauft, um Macht und Einfluss zu haben. Wer große Flächen besitzt, bestimmt den Preis von Nahrung und Wohnen.« Die Grünen hätten auf Orts-, Kreis- und Bundesebene in den vergangenen Wochen wichtige Entscheidungen getroffen, »die dem Schutz unseres Bodens dienen sollen«.
Gegen Bebauung in Schwalheim
Boden habe viele Funktionen, von denen das Überleben der Menschen abhänge, schreiben die Grünen. »Wenn Boden so wichtig ist, warum wird er so behandelt, als ob er unbegrenzt zur Verfügung stünde?« Die Grünen weisen im Hinblick auf das enorme Potenzial des Bodens, Kohlenstoff zu binden, auf die Bedeutung für den Klimaschutz hin. Hinsichtlich Humusaufbau und Grünlanderhalt gelte es, mit den Landwirten zusammenzuarbeiten.
»Ein großer Wurf gelang einem Mitglied des Ortsverbandes Friedberg, Dr. Martin Saltzwedel, als der Bundesparteitag der Grünen im November in Bielefeld seiner Forderung nach einer schrittweisen Absenkung des Flächenverbrauchs in Deutschland auf netto null im Jahr 2035 zustimmte. Auf der Ebene des Kreises wurden bei der letzten Mitgliederversammlung ebenfalls Forderungen des Bodenschutzes angenommen. In Hessen soll die »Netto-Null« beim Flächenverbrauch schon 2031 erreicht sein«, schreiben die Friedberger Grünen. »Bei der Diskussion eines neuen Regionalentwicklungskonzeptes sollen diese Beschlüsse mit Leben gefüllt werden. Selbstverständlich ist für die Grünen die Unterstützung aller Bürgerinitiativen, Naturschutzgruppen und bäuerlicher Organisationen, die sich der weiteren Bodenzerstörung entgegenstellen.«
Die Grünen verurteilen die Planung für ein Baugebiet in Schwalheim (die WZ berichtete) als »verantwortungsloses Handeln der Verwaltungsspitzen in Bad Nauheim und Friedberg«. Bodenschutz und soziale Aufgaben dürften insgesamt nicht gegeneinander ausgespielt werden, fordern die Grünen. Die Partei setze sich in Friedberg für die Wiederverwertung bereits versiegelter Flächen wie auf dem Kasernengelände vorrangig für den Wohnungsbau mit möglichst geringen Mieten ein.
Nur mehrstöckige Wohnhäuser
Wichtig sei bei künftigen Planungen die Flächeneffizienz, also beispielsweise kein Bau mehr von eingeschossigen Einkaufsmärkten, sondern deren Integration in mehrgeschossige Wohnhäuser. Neue Wohnhäuser sollten nach Ansicht der Grünen nur mehrgeschossig errichtet werden. »Diese müssen so geplant werden, dass flexible Unterteilungen möglich sind, z.B. wenn Familien größer werden oder Kinder ausziehen.« Bestehende große Parkplätze könnten mit Wohnhäusern überbaut werden. Ebenso könnten eingeschossige Gewerbebauten überbaut und Wohngebäude aufgestockt werden.
Insgesamt sei für Flächen der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft notwendig, also einer bestmöglichen Wiederverwertung von schon bebauten Böden. »Mit einem Wohnungs- und Flächenmanagement bei der Kommune und der Übernahme von mehr Gebäuden und Grundstücken in kommunales Eigentum können zusätzliche Handlungsmöglichkeiten im Bestand eröffnet werden, ohne auf die unbebauten Böden ausweichen zu müssen. Ein enormer Vorteil: Mit einer besseren Nutzung bereits bebauter Fläche können auch Folgekosten bei der Infrastruktur für die Kommunen kleiner gehalten werden. Zudem soll auch geprüft werden, wo es Flächen gibt, die durch Entsiegelung ihre Bodenfunktionen wieder erfüllen können.«