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Die Geschichten hinter den Songs

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Von: Harald Schuchardt

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Ein neues Format im »Kulturtaucher«-Programm des Theater Altes Hallenbad feierte Premiere. Die erste Jazz-Matinee mit dem Trio »Jazzsalon« lockte eine überraschend große Zahl an Jazzfans in die einstige Schwimmhalle. »Wir sind überwältigt«, meinte Andrej Seuss vom Kulturausschuss des Hallenbadvereins in seiner kurzen Begrüßung, wobei es ihm im abgedunkelten Saal sichtlich schwerfiel, »Guten Morgen« statt »Guten Abend« zu sagen. Auch Jazzsalon-Sängerin Ev Machui zeigte sich von der Resonanz begeistert. Den ersten Song des Trios »Wenn ich dich seh«, bekannt geworden durch Schauspieler und Jazzfan Manfred Krug, änderte die Wahl-Frankfurterin kurzerhand in »Wenn ich euch seh’« ab.

Ein neues Format im »Kulturtaucher«-Programm des Theater Altes Hallenbad feierte Premiere. Die erste Jazz-Matinee mit dem Trio »Jazzsalon« lockte eine überraschend große Zahl an Jazzfans in die einstige Schwimmhalle. »Wir sind überwältigt«, meinte Andrej Seuss vom Kulturausschuss des Hallenbadvereins in seiner kurzen Begrüßung, wobei es ihm im abgedunkelten Saal sichtlich schwerfiel, »Guten Morgen« statt »Guten Abend« zu sagen. Auch Jazzsalon-Sängerin Ev Machui zeigte sich von der Resonanz begeistert. Den ersten Song des Trios »Wenn ich dich seh«, bekannt geworden durch Schauspieler und Jazzfan Manfred Krug, änderte die Wahl-Frankfurterin kurzerhand in »Wenn ich euch seh’« ab.

»Wir fühlen uns geehrt, hier zu spielen, wir freuen uns wie dolle«, sagte die Frontfrau des Trios, das seit elf Jahren gepflegten Jazz und Swing sowie Chansons spielt. Über die Hälfte ihres Programms bestreitet das exzellente Trio mit Eigenkompositionen, meist aus der Feder von Pianist Andreas Müller.

Die Texte steuert Ev Machui bei. Passend zur Jahreszeit war »Frühling« das erste eigene Stück an diesem Vormittag, der so ganz nach dem Geschmack der Besucher war. »Ich habe in einem Frankfurter Café an einem schönen Februartag ein verliebtes Pärchen belauscht und aufgeschrieben, was sie geredet haben«,« erklärt die Sängerin, die ihre Band als »Wetterau-affin« bezeichnet.

» Michael hat hier schwimmen gelernt«, erzählt sie. Bassist Michael Will lächelt und nickt, bevor er wieder seinen Kontrabass zupft. Das macht er ebenso genial wie Müller, der mit seinem exzellenten Spiel am großen Flügel, den Piano Palme zur Verfügung gestellt hatte, immer wieder Zwischenapplaus erhielt, ebenso wie Will. Fast zu jedem der überwiegend ruhigen eigenen Stücke erzählt Machui eine Geschichte, wie zu »Gracias, der kleine, braun gebrannte Mann«. Bei ihren Gomera-Aufenthalten sah sie immer einen Mann mit einem auffallend großen Ring am Strand laufen. »Das hat mich zu dem Text inspiriert«, erzählte Machui. Müller hat die passende entspannende Musik dazu komponiert.

Eine weitere Premiere

Genau umgekehrt ist es bei Müllers Komposition »Freiburg«, das er eigentlich als Instrumentalstück geschrieben hat: »Ich musste dieser wunderschönen Melodie einfach einen Text geben. Das Stück hätte auch Friedberg heißen können«, meinte Machui. Eine besondere Geschichte gibt es zu »70miles«. »Der Komponist ist hier«, erklärt die Künstlerin und zeigt auf den acht Jahre alten Mika, einem Klavierschüler Müllers. »Er hatte die Melodie, wir haben sie etwas bearbeitet«, ergänzt der in Steinfurt lebende Müller.

Mit der Bearbeitung des »Weltraum-Songs« ist Mika zufrieden. Der Daumen geht weit nach oben. Zum gelungenen Mix aus Jazz und Chanson tragen auch »Der Mond hat frei«, den Hildegard Knef einstmals gesungen hat oder »Black Trombone« des französischen Chansoniers Serge Gainsbourg bei.

Den zweiten Programmteil eröffnet das Trio mit dem Ilse-Werner-Klassiker »Wir machen Musik«, schwungvoll und passend zugleich. Machui beeindruckt dabei in ihrem gold glitzernden Kleid. »Zur Premiere darf es auch mal glitzern«, meint Machui, die ein großer Fan der Musik der 1920er Jahre ist. Mit »Wenn die Sonne hinter den Dächern versinkt«, interpretiert sie einen Song aus jener Zeit beeindruckend. Bekannt wurde das kleine Couplet durch die Österreicherin Greta Keller, die in Deutschland weitgehend unbekannt ist, im Gegensatz zu ihrer Heimat und in den USA, wohin sie vor den Nazis floh. Mit einer Premiere, der Eigenkomposition »Dein Lächeln am Fenster« und einer Zugabe endet die erste rundum gelungene Jazz-Matinee. Dazu Seuss in seiner Ansprache: »Wir sind jetzt motiviert, diese Reihe fortzusetzen.«

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