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Gegen Hass und Gewalt von rechts

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Von: Harald Schuchardt

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Über 400 Teilnehmer sind zur Mahnwache auf dem Friedberger Europaplatz gekommen. Die Antifa BI hat die Veranstaltung angemeldet, zahlreiche weitere Organisationen haben sich angeschlossen.	FOTOS: LOD
Über 400 Teilnehmer sind zur Mahnwache auf dem Friedberger Europaplatz gekommen. Die Antifa BI hat die Veranstaltung angemeldet, zahlreiche weitere Organisationen haben sich angeschlossen. FOTOS: LOD © Loni Schuchardt

Friedberg (har). Mehr als 400 Teilnehmer einer Mahnwache zum Gedenken an die Opfer der rassistischen Morde in Hanau haben am Mittwochabend auf dem Europaplatz ein deutliches Zeichen gegen rechts gesetzt. Die Antifaschistische Bildungsinitiative Wetterau (Antifa BI) hatte die Veranstaltung angemeldet.

Rund 40 weitere Organisationen, darunter das durch Bund und Land geförderte Projekt »Demokratie leben« des Wetteraukreises, hatten sich angeschlossen und unterstützten die Mahnwache, die vom Friedberger Musiker Tony Volkov mit dem John-Lennon-Song »Imagine« eröffnet wurde. Nachdem Antifa-Sprecher Andreas Balser und Mehmet Turan, Vorsitzender des Internationalen Zentrums Friedberg, die Auflagen und den Programmablauf verlesen hatten, begrüßte Landrat Jan Weckler die Teilnehmer und dankte der Antifa BI für die Organisation »dieser wichtigen Veranstaltung«.

Weckler: »Wir erleben: Die Saat von Rechtsradikalen und Rechtspopulisten geht auf. Den Worten der Gewalt folgen die Taten der Gewalt.« Weckler fand in seiner mehrmals von Beifall unterbrochenen Rede deutliche Worte gegen rechten Hass, Faschismus und gegen die AfD, die für den Landrat zu Hass und Gewalt von rechts beitragen. »Es sind Leute, die man sogar ungestraft Faschisten nennen darf, wie etwa den AfD-Politiker Björn Höcke.« Die Hetze von Höcke und anderen Rechtsaußen sind nach Ansicht des Landrats »genau die Parolen, die die Anschläge und Morde in den letzten Monaten möglich gemacht haben«.

Abschließend stellte Weckler fest: »Im Artikel 1 des Grundgesetzes steht nicht: Die Würde des Deutschen ist unantastbar. Dort steht: Die Würde des Menschen ist unantastbar.«

Auch der Friedberger Bürgermeister Dirk Antkowiak berief sich auf das Grundgesetz, konkret auf Artikel 3, in dem sich das deutsche Volk zu den Menschenrechten bekennt und festgestellt wird, dass niemand wegen Geschlecht, Abstammung, Rasse oder Sprache benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Antkowiak: »Gemeinsam müssen wir dafür sorgen, dass solche Taten niemals in Vergessenheit geraten, um weitere solche schrecklichen Ereignisse zu verhindern.«

Zwei Schilder gegen Rassismus

Nach den ersten beiden Reden übergab Manfred Liss vom Verein »Krätsche gegen Rechtsaußen« zwei Schilder mit der Aufschrift »Kein Platz für Rassismus« an Weckler und Antkowiak zum Anbringen an Kreis- und Rathaus. Manfred de Vries, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim, zeigte sich bewegt, »dass so viele Menschen hier gegen Nazis stehen«. Er strecke seine Hand zu den Muslimen aus. Studentin Cemile Dincer spielte ein türkisches und ein kurdisches Lied auf der dreisaitigen Saz. Zuvor hatte sie gesagt: »Wir sind eins und kämpfen gegen rechts.« Diesen Kampf gegen Rechtspopulismus sowie die Wut und Trauer nach den Anschlägen thematisierten auch die Landtagsabgeordneten Kathrin Anders (Die Grünen), Lisa Gnadl (SPD) und Hermann Schaus (Die Linke) sowie Bundestagsabgeordneter Peter Heidt (FDP) in ihren Statements ebenso wie die Vertreter der Ausländerbeiräte Bad Vilbel und Bad Nauheim.

Mit einer Schweigeminute vor der Gedenktafel mit den Namen der Opfer in Hanau endete die Mahnwache. Dort lagen weiße Rosen, und viele Kerzen brannten. Diese waren zuvor vom Organisationsteam gegen eine Spende zugunsten der Angehörigen der Mordopfer abgegeben worden.

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