Friedberger Stadthalle wird saniert und ist ständig belegt

Die Stadthalle Friedberg. Bis Ende 2020 ist sie bereits ausgebucht. Einiges wurde schon saniert, anderes kommt noch: So wird das ehemalige Hotel gerade umgebaut.
Es war in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung, als sich ein Redner über die »hässliche« Stadthalle ausließ. Gemurmel ging durch die Reihen. Man muss den Bau im Stil des Brutalismus (von französisch »béton brut«, Sichtbeton) nicht als schön empfinden. Im Inneren aber ist die Stadthalle modern, und auch außen wird sie herausgeputzt. Bürgermeister Dirk Antkowiak und Stadthallen-Leiter Benjamin Sturm haben die WZ auf einen Rundgang eingeladen.
Erinnert sich noch jemand an das scheußliche Orange der Fassade? Weinrot sorgt nun für ein freundlicheres Ambiente. Teile der Betonverkleidung wurden gesäubert, sie strahlen regelrecht. Das gilt auch für den Saal, wo gerade Stühle für eine Hochzeit gestellt werden. Vor allem türkische Hochzeiten werden hier gefeiert. »Es gibt keine größere Halle in der Umgebung«, sagt Sturm. Die türkischen Familien laden bis zu 1000 Gäste ein. Spätestens um 22 Uhr ist die Feier beendet. Dann beginnt die Hochzeitsnacht.
Unterstützung der Vereinsarbeit
Wie 2018 ist die Stadthalle auch für dieses und nächstes Jahr ausgebucht; für 2021 gibt es noch Wochenendtermine. »Es läuft«, sagt Antkowiak. Vereine, Verbände, Firmen, Schulen oder Privatleute mieten die Halle. Für Friedberger Vereine, die bei ihrer Veranstaltung keinen Eintritt erheben, ist sie kostenlos (was auch für die Bürgerhäuser gilt). »Wir hatten 2018 insgesamt 343 kostenfreie Vereinsaktivitäten«, sagt Antkowiak. »Ja, die Stadthalle macht Miese. Aber das ist gewollt. Wir unterstützen mit den Bürgerhäusern die Vereinsarbeit.«
Für reibungslosen Ablauf an sieben Tagen in der Woche sorgen 13 Mitarbeiter: Reinigungskräfte, Haustechniker, Hausmeister, Verwaltungsmitarbeiter. Am 22. Mai kommt Comedian Olaf Schubert, am 17. August Rio »The Voice of Elvis« und am 16. November die Amigos. »Die Stadthalle ist ja gewissermaßen deren Wohnzimmer«, sagt Sturm. Die Technik sei auf dem neuesten Stand. Über die Küche geht’s zur Kleinkunstbühne. »Die läuft super«, sagt Antkowiak. Das Krimi-Dinner war ausverkauft. Der Gastraum ist hell, wird von Glas dominiert. Nach den Toiletten im Untergeschoss wurden auch jene im Küchentrakt und die Künstlergarderoben renoviert; die Duschen fehlen noch.
Hoteltrakt wird umgebaut
Die Küche ist zwar nicht neu, aber funktionsfähig. 2018 wurde sie von 375 000 Personen in Anspruch genommen, rechnet Antkowiak vor. Fünf Caterer stehen zur Auswahl, das Angebot reicht vom Eintopf bis zum Fünf-Gänge-Menü. Wo kein Besucher hinkommt: das Stuhllager im Keller. Ein großer Raum mit Stühlen, Tischen, Bühnenelementen und der Flaggensammlung der Stadt. Von dort gelangt man zu den Kegelbahnen, die ein verstecktes Dasein führen. Für 9 Euro die Stunde kann man hier auf Bundeskegelbahnen spielen – wenn nicht gerade die Qualifikation zur Hessenmeisterschaft ausgetragen wird. Die Kegler der SG Friedberg/Dorheim treten hier in der Zweiten Bundesliga an. Der Trophäenschrank im Flur ist voll.
Im Keller hat die Technische Hochschule einen Raum angemietet. Bautechnologen erforschen hier den 3-D-Druck. Zwei Stockwerke darüber betritt man eine Baustelle. Im ersten Stock des alten Hoteltraktes werden Tagungsräume für Vereine eingerichtet. Die alten Hotelzimmer sind für heutige Verhältnisse viel zu klein. Die Trennwände kommen raus, die neuen Räume werden quer angeordnet, wie Antkowiak und Sturm auf den Plänen zeigen. In den letzten beiden Jahren hat die Stadt rund 700 000 Euro ins »Aufhübschen« (Antkowiak) der Stadthalle gesteckt. Der Umbau des Hotels wird 475 000 Euro kosten. »Wir brauchen die Räume, haben viele Anfragen und können die Nachfrage kaum befriedigen«, sagt Sturm.
Die letzte Station des Rundgangs ist der Parkplatz hinter der Bühne. Was viele nicht wissen: Hier gibt es eine Außenbühne, die früher, als am hoch aufragenden Betonturm noch ein zeltartiger Pavillon befestigt war, genutzt wurde. Antkowiak: »Die können wir als Freiluftbühne nutzen.« In der Stadthalle steckt mehr, als mancher denkt.
Info
Kegeln, Stadtkapelle und Amigos
Zehn Räume stehen in der Stadthalle zur Verfügung, die Mietpreise reichen von 60 Euro (Clubraum, nicht gewerbliche Nutzung) bis 975 Euro (großer Saal, gewerblich). Vereine zahlen wie in den Bürgerhäusern keine Miete (sofern kein Eintritt verlangt wird). Auch die Kegelbahn kann angemietet werden. Ein Auszug aus dem Veranstaltungsprogramm 2019: Musical »Amazing Grace« (30. April), Olaf Schubert (22. Mai), Frühjahrskonzert der Stadtkapelle Friedberg (25. Mai), Kings of Floyd (Pink Floyd-Cover, 27. September), Die Amigos (16. November). Veranstaltungen und Infos unter www.stadthalle-friedberg.de. (jw)