Erste Geflüchtete aus der Ukraine in der Wetterau eingetroffen – Welle der Hilfsbereitschaft

In der Wetterau sind erste Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Es gibt eine Welle der Hilfsbereitschaft. Wie kann man helfen? Hier gibt es wichtige Informationen.
Wetterau – Genau 73 Geflüchtete aus der Ukraine, vor allem Frauen und Kinder, sind bislang in der ersten Anlaufstelle für ukrainische Kriegsflüchtlinge in der Sporthalle Am Seebach in Friedberg angekommen. Das teilte Landrat Jan Weckler in einer Presseerklärung mit.
»Wir haben die meisten Menschen weitervermitteln können, denn es gibt im Wetteraukreis eine Welle der Hilfsbereitschaft. Mittlerweile haben wir mehr als 200 Wohnraumangebote mit 500 Schlafplätzen«, berichtete Weckler, der am Dienstag (08.03.2022) in einer Telefonkonferenz die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister über die Lage informierte. »Der Wetteraukreis bereitet sich derzeit auf die Aufnahme weiterer Flüchtlinge aus dem Kriegsgebiet vor«, sagte der Landrat.
Geflüchtete aus der Ukraine kommen in der Wetterau an – Wohnungsbörse kann man nutzen
Es wird davon ausgegangen, dass auch weiterhin Sporthallen für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt werden. Bisher sind die Menschen, die durch den Ukraine-Konflikt ihr Land verlassen mussten, zumeist nur wenige Stunden in der Anlaufstelle des Wetteraukreises geblieben. Dort bekommen sie zu essen und zu trinken und finden einen Platz, wo sie zur Ruhe kommen können.
Ein Teil der Geflüchteten hat sich bereits auf eigene Faust auf den Weg zu Verwandten und Freunden gemacht. Andere konnten an die Stellen vermittelt werden, die über die Wohnungsbörse angeboten wurden. Auf der Internetseite des Wetteraukreises www.wetteraukreis.de/Wohnungsbörse für Flüchtlinge gibt es die Möglichkeit, Wohn- und Schlafangebote einzustellen, genauso möglich sind konkrete Suchanfragen. Besonders interessant sind Angebote, die ein dauerhaftes Mietangebot beinhalten. Fachleute gehen davon aus, dass viele der Flüchtlinge über einen längeren Zeitraum bleiben werden, vor allem dann, wenn deren Heimatstädte zerbombt sind.
Wie Wetterauer Geflüchteten aus der Ukraine helfen können: Geldspenden aktuell am sinnvollsten
»Die Welle der Hilfsbereitschaft, die durch die Wetterau geht, ist sehr groß. Das Land Hessen sowie die Hilfsorganisationen verweisen darauf, dass für effektive Hilfe momentan in erster Linie Geldspenden in Betracht kommen.
Gerade die Hilfsorganisationen mit ihren bewährten Strukturen wissen genau, was benötigt wird, und kommunizieren das entsprechend«, betont der Landrat. Es sei derzeit keine gute Idee, eigenständig mit gekauften oder gesammelten Kleiderspenden Richtung Grenze zu fahren. Die Helfer vor Ort seien vollauf beschäftigt mit Versorgung und Verteilung der Flüchtlinge. Weitere Informationen gibt es unter innen.hessen.de/hessen-hilft-ukraine.
Wichtige Formalitäten: Wie es für Geflüchtete aus der Ukraine weitergeht
Für ukrainische Staatsangehörige, die aktuell in die Bundesrepublik Deutschland eingereist sind, sei zunächst ein legaler visafreier Aufenthalt von 90 Tagen möglich, teilt der Wetteraukreis mit. Diejenigen, die bereits bei Freunden, Bekannten oder in einer vermittelten Unterkunft untergekommen sind, sollten sich innerhalb von 14 Tagen beim für den Wohnort zuständigen Einwohnermeldeamt melden. Eine Meldung beim Wetteraukreis sei formal in den ersten Tagen nicht nötig, könne aber sehr sinnvoll sein, wenn es Fragen gebe oder Unterstützung benötigt werde.
Bei Bedarf an Sozialleistungen ist eine Kontaktaufnahme mit der Bestätigung über die Anmeldung (Meldebescheinigung) beim Wetteraukreis (Fachdienst Soziale Hilfen/Migration) per E-Mail an Ukraine-Hilfen@Wetteraukreis.de möglich. Außerdem bittet der Kreis um Mitteilung an die genannte E-Mail-Adresse, wann Flüchtlinge an- und wo sie untergekommen sind.
Weiterhin steht die zentrale Service-Nummer für alle Fragen rund um die Ukraine-Hilfe zur Verfügung. Unter der Telefonnummer 0 60 31/83 38 33 werde von Montag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr alle relevanten Fragen aufgenommen.
Wetterau: Vier Generationen aus Charkiv nun in Ockstadt
Die Stadt Charkiw ist die zweitgrößte Stadt der Ukraine. Nach Kiew ist die Stadt das bedeutendste Wissenschafts- und Bildungszentrum des Landes und beherbergt viele Hochschulen mit Studierenden aus der ganzen Welt. »Wir haben hier mit Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen friedlich zusammengelebt - bis der Angriff der russischen Armee kam«, sagt Deniz, der nach drei Tagen der Flucht aus Charkiw in Friedberg angekommen ist.
Deniz ist IT-Manager, eine Gehbehinderung befreit ihn vom Kriegsdienst, und so konnte er mit Frau und der zweijährigen Tochter, seiner Schwiegermutter und deren Vater fliehen. »Die Häuser in der Nachbarschaft sind zerstört. Ich habe erlebt, wie zwei Menschen vor meinen Augen an einem öffentlichen Brunnen durch Schüsse starben. Ich kann das nicht vergessen und wollte nur noch mit meiner Familie weg.« Drei Tage hat die Flucht gedauert. Endpunkt war Friedberg. Nach ein paar Stunden in der Sporthalle ist eine Unterkunft für die fünf Flüchtlinge gefunden. In der nächsten Zeit wird deren Zuhause in Ockstadt sein. Zwei Reisetaschen und drei Plastiktüten wurden in den Kleinbus verstaut, ein paar Winterkleider über dem Arm - mehr ist der Familie nicht geblieben. Aber sie sind gesund und am Leben, das ist das Wichtigste. (red)