Eine Pony, ein Puli und ein oder zwei Esel auf dem Hof
Friedberg (jw). Eisbär Knut war knuffig, das schielende Opossum Heidi konnte drollig gucken und Lady Crizzy könnte man stundenlang knuddeln. Was Letzteres für ein Tier ist? Ein Muli. Besser gesagt: ein Puli. Lady Crizzy ist eine Mischung aus Pony und Esel. Zu Hause ist das gerade geborene Jungtier auf dem Reiterhof Loth in Fauerbach.
Am Mittwochnachmittag kam sie auf die Welt, die Mutter heißt Lisa, sie ist das Pony, und der Vater – nun, das ist eine längere Geschichte, die sich anhört, als hätte sie der Esel im Galopp verloren.
Hannah wollte unbedingt ein Pony. Hannah Walther ist vier Jahre alt, da sind Ponys das größte überhaupt, man kann ihr Drängen also gut verstehen. Hannahs Eltern, Papa Eckehard, Heilpraktiker in Ossenheim, und Mama Andrea, suchten im Internet, wurden nach mehreren Telefonaten fündig, und mit Freund Ebi und einem geliehenen Lieferwagen fuhr Eckehard Walther in einen kleinen, verlassen wirkenden Ort 50 Kilometer hinter Eisenach. Als er das Pony in Natura sah, hatte er allerdings so seine Zweifel: »Ein wenig klein, aber dafür dick«, dachte er sich und grübelte. Nein, nein, winkte die Hofbetreiberin ab, das sei schon alles in Ordnung und mit der Frau so abgesprochen.
So kam vielleicht ein falsches Pony nach Friedberg, aber auf jeden Fall eines, das auf dem Reiterhof Loth in Fauerbach Erstaunen hervorrief. So klein und so dick! Erst ernte Eckehard Walther Kritik von seiner Frau, doch dann nahm die sich des Ponys an und die Tochter taufte es auf den Namen Lisa.
Besonders gepflegt muss Lisa nicht ausgesehen haben. Reiterhofbesitzer Gerhard Loth verordnete ihr erstmal ein »Aufpäppelprogramm« samt Hufpflege und eine Untersuchung durch Tierarzt Roger Wagner. Und der, so schildert es Eckehard Walther, »eröffnete meiner Andrea nach gründlicher Untersuchung (des Ponys), dass wir eigentlich zwei Ponys hätten«. Schreck lass nach! Die Walthers riefen sofort auf dem Hof hinter Eisenach an, hörten von dort aber nur, das Geschäft sei nicht mehr rückgängig zu machen: »Des Geld iss schon ausjegäben. Und een Hengst aufm Hof hämmer auch net«, habe die gute Frau gesagt. Eckehard Walther fiel plötzlich ein, dass da ein »sehr selbstbewusster Esel« über den Hof spaziert war. Damit konfrontiert, blaffte ihn die Sächsin an, da seien wohl eher zwei »Esel« auf dem Hof gewesen. Gerhard Loth habe der Frau durchaus zugestimmt, berichtet Eckehard Walther.
Auf jeden Fall stellten sich jetzt alle auf eine schwierige Geburt ein. So war’s dann auch, aber es ist geschafft und der Heilpraktiker kann wieder aufatmen: »Fast drei Wochen war Andrea wegen einsetzender Wehen (beim Pony) mehr auf dem Hof Loth als bei mir Zuhause. Als ich Mittwoch mit Hannah und Freundin (von Hannah) im Wald war, kam der Anruf: ›Es ist da. Und so süß, das behalten wir. Etwas anderes will ich gar nicht hören. Sieh zu, dass Du mit den Mädels herkommst.»«
Wildschwein Ebi geht’s gut
Das hat er natürlich gemacht. Und natürlich darf Hannah Lady Crissy behalten. Sie ist der Star auf dem Hof, alle wollen sie sehen, aber Mutter Lisa lässt keinen an ihr Baby ran. »Man muss sie nur anschauen, dann versteht man das«, schwärmt Eckehard Walther von dem Puli, jener Mischung, die es eigentlich gar nicht gibt. Und von seiner Frau schwärmt er auch: »Die Mutterinstinkte von Andrea sind ins schier Unermessliche gestiegen. Ich warte nur noch, dass auch bei ihr die Milch einschießt, nachdem wir vor vier Jahren das Wildschwein Ebi damit aufgezogen haben, neben Hannah natürlich.« Natürlich. Alles ganz natürlich im Hause Walther.
Wildschwein Ebi wurde übrigens, »nachdem er die halbe Wohnung verwüstet« und sich mit dem Dackel überworfen hatte, nach Grünberg gegeben. Auf einem Ponyhof mit Bikerlokal ist er zusammen mit einer ihm anvertrauten Schweinedame die Attraktion schlechthin.