Culcha Candela im Interview
Culcha Candela kommen nach Friedberg. Im Interview mit Frontmann Mateo Jaschik wird klar: Gute-Laune-Musik und gesellschaftliche Kritik sind bei den Berlinern kein Widerspruch.
Ihr habt ein neues Album für Juli dieses Jahres angekündigt. In welche musikalische und inhaltliche Richtung wird das Album gehen?
Mateo Jaschik: Wir bleiben unserem Stil treu. Eine Mischung aus Reggae, Dancehall, Latin und Hip-Hop und Texte mit einer gewissen moralischen und politischen Haltung, die viel gute Laune verbreiten sollen. Das ist für uns kein Widerspruch.
In diesem Jahr feiert ihr Euren 15. Geburtstag und geht im Oktober auf Jubiläumstour »Berlin 717«. Was steckt hinter der Zahl 717?
Jaschik: Das ist im Moment noch unser Arbeitstitel. Obwohl er uns eigentlich schon richtig gut gefällt. Tatsächlich steckt die Zeitspanne 2007 bis 2017 dahinter. 2007 hatten wir mit »Hamma« unseren erfolgreichsten Hit, also auch ein Jubiläum. Auf dem Album findet man eben zu den neuen Titeln auch Songs aus den letzten zehn Jahren.
Eure offizielle Tour startet ja erst im Oktober. Zuvor aber seid ihr mit Eurer Live-Show am 18. August beim Kreisstadtsommer in Friedberg. Dürfen sich die Fans auch schon auf die Songs des neuen Albums freuen?
Jaschik: Definitiv. Das Album erscheint ja offiziell am 7. Juli. Wenn wir am 18. August in Friedberg aufspielen, ist das der zweite Auftritt mit dem neuen Album. Also die Chance für alle Culcha-Candela-Fans aus Hessen, uns in Friedberg mit dem brandneuen Album live zu erleben.
Wir bleiben unserem Stil treu
Mateo Jaschik
Eure Konzerte sind große Parties. Was tut ihr auf der Bühne dafür?
Jaschik: Unser Wunsch ist, dass unsere Fans einfach mal für 90 Minuten ihren Alltag und ihre Sorgen vergessen können. Einfach eine gute Zeit haben. Wir erleben immer wieder, dass bei unseren Konzerten die unterschiedlichsten Menschen zusammenkommen, also ein richtig buntes Volk. Unsere Musik ist das verbindende Element.
Wie bindet ihr das Publikum ein?
Jaschik: Wir wünschen uns einfach, dass die Besucher sich auf unsere Musik einlassen. Wir wissen von Leuten, die auf unsere Konzerte »mitgeschleppt« wurden, dass sie am Ende genauso getanzt und sich von dem »Gute-Laune-Virus« anstecken haben lassen, wie unsere langjährigen Fans.
Ihr habt seit Kurzem ein eigenes Label: »Culcha Sound«. Welche Gründe sprachen für diesen Schritt?
Jaschik: Wir sind jetzt 15 Jahre im Business. Ein eigenes Label zu führen, ist ja kein Hexenwerk. Wir haben die Alben schon immer eigenständig gemacht und der Plattenfirma angeliefert. Natürlich bedeutet ein eigenes Label mehr Arbeit und vielleicht auch kleinere Geldtöpfe.
Hat sich die Branche verändert?
Jaschik: Absolut. Der Verkauf von CDs geht zurück, es läuft immer mehr über online. Man bringt in kürzeren Abständen neue Sachen raus.
Ich glaube, dass die Mehrheit der Fans unsere Message checkt, dass wir für ein offenes, buntes Deutschland stehen
Mateo Jaschik
Ihr sagt, dass ihr eure Texte und Geschichten erlebt oder zumindest inspiriert durch eure Umgebung sind. Wie werden aus diesen Geschichten schließlich Songtexte?
Jaschik: Das kann ganz schnell gehen, innerhalb von wenigen Minuten. Kann aber auch Tage oder Wochen dauern.
Ihr sagt von Euch, ihr seid das beste Beispiel für eine gelungene Integration. Glaubt ihr, dass Eure Konzertbesucher, das wahrnehmen und auch ein Stück in den Alltag mitnehmen?
Jaschik: Es hat damit zu tun, wie man Musik erlebt. Wenn man sich einlässt, macht man Party. Es gibt auch Konzertbesucher, die ihre Aufmerksamkeit mehr auf die Texte lenken. Ich glaube aber, dass die Mehrheit der Fans unsere Message checkt, dass wir für ein offenes, buntes Deutschland stehen.
In euren Songs »Scheiße aber happy« oder »Traumwelt« zeigt Ihr euch sehr selbstironisch. Wieso?
Jaschik: Ich glaube, das kommt mit der Zeit automatisch. Wenn man so viel erlebt und »überlebt« hat, dann kann auch ganz selbstbewusst nestironisch über sich reden oder texten. Für uns ist das eher ein Zeichen von Stärke. Wenn man über sich selbst lachen kann und sich nicht so ernst nimmt, bietet man nicht so eine große Angriffsfläche.
Ursprünglich wart ihr sieben Bandmitglieder. Seit 2014 seid ihr zu viert. Was hat sich für Euch musikalisch aber auch persönlich verändert.
Jaschik: Na ja, es sind positive und negative Aspekte dabei. Lafrotino, Laristo und Mr. Reedoo sind ja coole Musiker. Es ist immer auch traurig, wenn sich Wege trennen. Aber Veränderungen gehören einfach dazu und man muss Menschen auch ziehen lassen können.
Wenn man über sich selbst lachen kann und sich nicht so ernst nimmt, bietet man nicht so eine große Angriffsfläche
Mateo Jaschik
Hat sich nach dem Weggang der drei Musiker auch musikalisch etwas verändert?
Jaschik: Musikalisch und inhaltlich hat sich nichts geändert. Dafür sind wir alle in den unterschiedlichsten Musikrichtungen zu Hause, dass das keinen wirklichen Einfluss hatte.
Ihr seid sozial sehr engagiert. Welche Projekte gibt es?
Jaschik: Grundsätzlich haben alle unsere Projekte etwas mit Kindern und Jugendlichen zu tun, weil unsere gerade die sehr am Herzen liegen. Ein lokales Projekt ist die Arche in Berlin. Für sozial benachteiligte Kinder. Wir sammeln Geld, sind aber auch vor Ort: Feiern Feste, geben exklusive Autogrammstunden oder begleiten sie bei Ausflügen. Das verbindet.
Info
Im August auf der Seewiese
Culcha Candela gründeten sich 2002. Ihr größer und erfolgreicher Hit war »Hamma!« aus dem Jahr 2007, der sofort auf Platz 1 der Charts einstieg. Die Single »Wildes Ding« gab es in einer »Dschungelversion« und war 2012 Titellied zum RTL-Dschungelcamp. Nach einer Auszeit 2012 verließen drei Mitglieder die Band und Culcha Candela machten mit vier Musikern weiter. Zur Band gehören aktuell Mateo Jaschik, Johnny Strange, Don Cali und Chino con Estilo. Culcha Candela treten am 18. August um 20 Uhr im Zirkuszelt auf der Friedberger Seewiese auf. Karten gibt es unter anderem in den Geschäftsstellen der Wetterauer Zeitung oder online unter www.tickets.wetterauer-zeitung.de. (pm)