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Busscouts gegen das Chaos

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»Einer nach dem anderen« – im Gedränge an der Haltestelle bei der Friedberger Henry-Benrath-Schule sorgen die Bus-Scouts für Ordnung.	(Foto: vpf)
»Einer nach dem anderen« – im Gedränge an der Haltestelle bei der Friedberger Henry-Benrath-Schule sorgen die Bus-Scouts für Ordnung. (Foto: vpf) © Valerie Pfitzner

Friedberg (vpf). »Achtung, der Bus kommt«, ruft Fabian Vollmar, und sofort treten alle einen Schritt zurück. Mit neongelber Warnweste steht er vor einem Pulk von Schülern, die alle möglichst schnell nach Hause wollen.

Fabian ist Bus-Scout und damit gemeinsam mit sechs Mitschülern dafür verantwortlich, dass sich das tägliche Chaos an der Bushaltestelle der Friedberger Henry-Benrath-Schule in Grenzen hält. Zwei Jahre ist es nun her, dass die Dienstbeschwerde eines Busfahrers im Briefkasten der Henry-Benrath-Schule lag. Darin heißt es: »Bei der Anfahrt an die Haltestelle muss ich mich mit dem Bus hineintasten, da die Schüler zu schubsen und zu drängeln beginnen.« Nicht einmal die Tür könne der Fahrer richtig öffnen, da die Schüler sich »gegenseitig so bedrängen, dass sie sich an die Tür schieben«. Für die Schulleitung der Henry-Benrath-Schule war damals klar: Es muss etwas passieren. »Es gab viele Gespräche innerhalb des Kollegiums und mit der Verkehrsgesellschaft VGO«, erinnert sich Lehrer Paul Schneider, »das Projekt BusScouts war das Ergebnis des Ganzen.«

Schüler sollten speziell dazu ausgebildet werden, sich nach Schulschluss an der Bushaltestelle am Parkplatz der Stadthalle darum zu kümmern, dass das Gedränge nicht allzu heftig wird. »Vor allem für die jüngeren Schüler war es vorher oft gefährlich. Die Situation war katastrophal«, erinnert sich Schneider. Er erklärte sich damals bereit, sich um die Ausbildung der Scouts zu kümmern, bis heute ist er der Ansprechpartner für die Schüler in den gelben Westen.

Es ist 13.15 Uhr, der Bürgersteig an der Haltestelle ist randvoll mit Schülern. Fabian Vollmar, Philipp Simon, Fabian Metzger, Dominik Deuster, Dustin Jughard, Tom Heiner und Jonathan Mzyk stellen sich wie eine Wand vor sie, der Busfahrer weiß Bescheid und fährt mit seinem Bus direkt vor die Bus-Scouts. Sobald die Tür geöffnet wird, beginnt das Chaos: Alle wollen hinein, jeder will der Erste sein. »Hey, hey, stop«, ruft Tom Heiner, Fabian Vollmar stellt sich ihm gegenüber, gemeinsam sorgen sie dafür, dass immer nur ein Schüler in den Bus steigt.

Heftiger Schubser als Auslöser

Ihre Motivation, sich freiwillig als BusScouts zu engagieren, sei Ergebnis der eigenen Erfahrungen, erklärt Philipp Simon. »Da ich in Rosbach wohne und jeden Tag selbst mit dem Bus fahren muss, war ich selbst genervt von dem Gedrängel an der Haltestelle.« Als er dann einmal so heftig geschubst wurde, dass er auf dem Boden lag, war die Sache für ihn klar: »Ich wollte selbst dabei mithelfen, dass das besser wird.«

Mit neongelber Weste für Ordnung sorgen, auf Regeln beharren, sich so zum Spielverderber machen, ist nicht immer einfach: »Manchmal kommen dumme Kommentare, aber da stehen wir drüber«, sagt Tom Heiner. »In der Regel hören die anderen aber schon auf uns«, versichert Fabian Vollmar. Und tatsächlich: Kein einziger Schüler tritt auf die Straße, als sich die Busscouts vor der Haltestelle aufstellen.

Für Lehrer Paul Schneider ein großer Erfolg: »Die Situation heute ist nicht mehr mit der vor zwei Jahren zu vergleichen. Beschwerden von Busfahrern kommen gar keine mehr, und auch von den Schülern gibt es kaum noch negative Rückmeldungen.« Es scheint sich also zu lohnen, dass die sieben Jungs jeden Tag an der Haltestelle stehen, um für Ordnung zu sorgen. Da es sich aber auch für sie lohnen soll, hat sich die Schule einiges einfallen lassen: »Natürlich gibt es eine Erwähnung des ehrenamtlichen Engagements im Zeugnis, aber wenn die Schüler ihren Abschluss machen, bekommen sie zusätzlich dazu noch eine Ehrung«, erklärt Schneider.

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