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Ein Wettlauf gegen die Witterung: Wetterauer Bauernverband sorgt sich um Getreideernte

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Von: Oliver Potengowski

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Solange es das Wetter zulässt, müssen die Mähdrescher in diesen Tagen auf dem Feld sein, um die Ernte einzufahren.
Solange es das Wetter zulässt, müssen die Mähdrescher in diesen Tagen auf dem Feld sein, um die Ernte einzufahren. © Oliver Potengowski

Bis in die Nacht waren in den letzten Tagen die Mähdrescher auf den Feldern im Einsatz. Denn Regenschauer, wie sie für diese Woche vorhergesagt sind, würden den Wert der Ernte gefährden.

Wetteraukreis – Die Getreideernte falle schlechter aus als erwartet, erklärt die Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau-Frankfurt, Andrea Rahn-Farr. Niedrige Temperaturen im Mai und Juni hätten die Entwicklung des Getreides gebremst.

»Wir haben mehr erwartet«, erklärt Rahn-Farr im Gespräch mit dieser Zeitung. Voraussichtlich werde die Getreideernte nur durchschnittlich ausfallen. »Das sieht zwar sehr gut aus«, beschreibt sie den ersten Eindruck der Halme auf den Feldern. Wenn man aber näher hinsehe, erkenne man, dass die Ähren nicht optimal entwickelt seien. »Nach dem Winter ist das Getreide gut an den Start gegangen, aber dann hat die Temperatur in der Hauptwachstumsphase nicht mit gespielt«, beschreibt sie, die Folgen der kühlen Witterung im Mai und Juni. »Das ist unserem Getreide nicht gut bekommen.«

Getreide in der Wetterau: Eine durchschnittliche Ernte sei zu erwarten

Rahn-Farr rechnet mit einer Ernte, die nach Schulnoten zufriedenstellend ausfallen werde, was einer »Drei« entspreche. Damit diese durchschnittliche Ernte auch eingefahren werden kann, müsse das Wetter mitspielen. Richtig gute Erntetage habe es bisher nicht viele gegeben. Solche Tage müssten maximal genutzt werden. »Jetzt müssen die Bauern dran bleiben, Tag und Nacht, so lange es geht.«

Rahn-Farr beschreibt den Wettlauf gegen die Witterung. »Abends ein Schauer heißt, dass man am nächsten Tag nicht dreschen kann.« Denn selbst wenn am Folgetag die Sonne scheine, dauere es mindestens bis mittags, bis das Getreide wieder abgetrocknet ist. »Wenn man am nächsten Tag Bewölkung hat, wird das überhaupt nicht trocken.« Doch um das Getreide verkaufen zu können, darf es höchstens 14,5 Prozent Restfeuchte haben. Ansonsten könnte es bei Einlagerung faulen oder schimmeln. Um das zu verhindern, kann es natürlich auch maschinell getrocknet werden. Doch wenn das notwendig ist, wird wegen des Aufwands entsprechend weniger für die Ernte gezahlt. »Wir haben’s lieber, wenn die Sonne das Getreide trocknet«, stellt Rahn-Farr deshalb fest.

Wetterauer Landwirte sorgen sich um die Qualität des Getreides – Mais entwickelt sich prächtig

Daneben sei auch die Qualität der Getreidekörner noch ein Thema. Die Landwirte sorgen sich, dass die sogenannten Fallzahlen zu niedrig ausfallen könnten. Diese Fallzahl beschreibt, wie viel Stärke die Körner enthalten und damit die Backqualität des späteren Mehls. »Die Fallzahl geht runter, wenn das Getreide auf dem Halm schon in Keimstimmung kommt.« Dann werde die Stärke in Zucker umgesetzt. Deshalb schicke sie aktuell Proben der Ernte ans Labor.

So zwiespältig Rahn-Farr die Getreideernte einschätzt, so eindeutig positiv ist das Urteil über den Mais. Sie spricht von »wunderbaren Maisbeständen« mit teilweise sogar zwei Kolben. Dabei müsse natürlich geprüft werden, ob diese komplett ausgebildet seien. »Nach zwei sehr schlechten Futterjahren gehen wir von einem hervorragenden Ertrag aus.« Eine Restunsicherheit bleibe dennoch. »Es ist erst dann zu Ende, wenn es geerntet ist.«

Abschließend stellt die Bauernverbandsvorsitzende fest, dass die regnerische Witterung der letzten Monate dem Boden gut getan habe. Nach sehr trockenen Jahren »haben wir jetzt ein sehr feuchtes Jahr«, beschreibt sie. »Das ist auch in den Boden eingedrungen.« Allerdings seien die Grundwasserreserven noch nicht wieder aufgefüllt.

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