Ampeln auf der B3: 40 Prozent der Kontaktschleifen defekt
Friedberg (ütz). Die Ampelschaltung an der B 3-Umgehung ist vielen Autofahrern seit der Inbetriebnahme im Juni 2009 ein Dorn im Auge. Man muss lange warten, wenn man von einer der Einmündungen auffahren wollte, obwohl die Hauptstrecke leer war. Grund: Etliche der Kontaktschleifen sind defekt.
Die Theorie war, wie das die Schaltung planende Büro damals erklärte, dass bei Einhaltung der 70-km/h-Geschwindigkeit der Verkehr als »Pulk« auf der Umgehung eine grüne Welle haben sollte. Das funktionierte nur bedingt, und seit über einem Jahr geht das gar nicht mehr. Etliche der Kontaktschleifen sind defekt, und Hessen mobil, das frühere Amt für Straßen- und Verkehrswesen, liegt seit langem im Clinch mit der Ampel-Firma. Die Behörde will jetzt durchgreifen und die Schleifen selbst reparieren lassen.
»Es ist nicht zum Aushalten«, klagte ein Bad Nauheimer Taxifahrer bei einem Anruf in der WZ-Redaktion. »Da fährt man nachts auf der leeren Umgehung, und nicht die Hauptstrecke ist auf Grün geschaltet, sondern die Linksabbiegerspur, beispielsweise zur Stadthalle, obwohl da gar kein Auto steht.« Das gehe seit über einem Jahr so, und es ändere sich nichts.
Hat Hessen mobil von der »Pulk«-Theorie Abstand genommen und ist nun auf eine völlig verrückte Ampel-Schaltung gestoßen? Der Fall ist schlimmer, wie Peter Amend vom Netzbereich der Behörde auf WZ-Anfrage berichtete. Denn: Etwa 40 Prozent der Kontaktschleifen sind mittlerweile defekt. Die in der Fahrbahn eingelassenen Drähte sind durchgebrochen, so dass Anforderungen von wartenden Fahrzeugen nicht an die Ampelsteuerung weitergegeben werden. Hessen mobil hat daher die Ampeln auf eigentlich veraltete Festzeitprogramme umschalten lassen, die stupide und ohne auf den Verkehr zu reagieren ihr Wechselpensum abspulen. Eine Koordination zwischen den Knotenpunkten gibt es nicht mehr.
Die Geschichte, wie es dazu kam, ist frappierend. Wie Amend berichtet, hat die Baufirma Bilfinger-Berger, die die Umgehung gebaut hat, die Unterhaltung der Fahrbahn für einen Zeitraum von 30 Jahren übernommen. Daher habe sie Auflagen bei Eingriffen in die Betondecke gemacht. Beim Einbau der Kontaktschleifen sah dies so aus, dass nur schmale Rinnen für die Verlegung der Drähte in den Beton gefräst werden durften, schmalere zumindest als üblich.
Die Folge sei gewesen, so Amend, dass die Drähte an den Querrinnen, die als Dehnungsfugen alle fünf Meter in die Betonpiste geschnitten worden waren, nach und nach durchbrachen.
»Man hätte das vermeiden können, wenn die Rinnen für die Schleifen breiter geschnitten worden wären; die Drähte wären dann von mehr schützendem Material umgeben gewesen«, so Amend. Von der ausführenden Firma fordere man seit langem eine kostenfreie Erneuerung der Schleifen, doch die stelle sich stur.
Die Angelegenheit werde nun wohl auf einen Rechtsstreit hinauslaufen, berichtete Amend. Denn seine Behörde sei der Ansicht, dass die Firma beim Einbau der Schleifen Bedenken hätte anmelden müssen – nicht nur wegen der geringen Breite der Einschnitte für die Drähte, sondern auch bei der – ebenfalls von Bilfinger-Berger geforderten Verwendung einer »relativ starren Vergussmasse«. Dies habe sie damals nicht getan, und deshalb sei sie nach Ansicht von Hessen mobil gewährleistungspflichtig.
Man werde, so Amend, die Firma jetzt noch ein letztes Mal auffordern, die Schleifen zu reparieren beziehungsweise neu zu verlegen. Wenn dies nicht geschehe, werde man in drei, vier Wochen eine Fremdfirma damit beauftragen und dann die Kosten von der anderen Firma einfordern. Allerdings müsse für die Erneuerung das Wetter stimmen: »Bei Minusgraden kann nicht gearbeitet werden; die Temperaturen müssen schon deutlich im Plus sein.« Die ampel-geplagten Autofahrer sollten also auf wärmeres Wetter hoffen.