»Alarmanlage im Bauch« soll entwickelt werden
Friedberg (pwz). Wie man sich gewaltfrei Konflikten entzieht, das erarbeiteten zwei siebte Klassen der Henry-Benrath-Schule (HBS) im Projekt »Prävention im Team« (PiT). Den letzten Projekttag verbrachte die Klasse 7 R1 bei der Polizei in Friedberg. Dort zogen die Schüler ein positives Resümee.
»PiT-Hessen« ist ein Gewaltpräventionsprogramm des Hessischen Sozialministeriums. An der HBS wird es bereits im dritten Jahr von den Lehrern Kathrin Hoppe-Reinhardt und Peter Schäfer, dem Schulsozialarbeiter Steffen Kleespieß sowie Manuela Schäfer von der Polizei organisiert. Die Schüler sollen lernen, wie man vermeidet, ein Opfer von Gewalt zu werden. Die Projekttage wurden auf das Schuljahr verteilt, so dass etwa einmal im Monat »PiT«-Tag war. Der letzte Tag fand direkt in der Polizeistation statt. »Das ist sehr praktisch, denn so schaffen wir eine Verbindung zu unserem Wahlpflichtunterricht und die Schüler lernen außerdem das Berufsfeld Polizei kennen,« sagt Peter Schäfer. Dafür wird die Gruppe geteilt. Die eine Hälfte geht mit Manuela Schäfer durchs Gebäude, die andere Hälfte lässt währenddessen die vergangenen Projekttage Revue passieren.
Begonnen wurde jeweils um 8 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück. Dann erarbeiteten die Schüler in einer Mischung aus Theorie und Praxis mehrere Schwerpunktthemen. Dabei lernten sie die Formen von Gewalt kennen. Sie beschäftigten sich mit Distanzzonen, die man einhalten sollte, um sich gar nicht erst in einen Konflikt zu begeben. Falls das doch passiert, wurde besprochen, wie man gewaltfrei aus der Auseinandersetzung aussteigen kann.
Zudem sprachen die Siebtklässler über »gute« und »schlechte« Orte in der Schule oder im privaten Umfeld. Bahnhöfe mit Unterführungen gehören zu den »schlechten« Orten, die man lieber nicht allein aufsuchen sollte. »Die Schüler sollen eine Art Alarmanlage im Bauch entwickeln, um Gefahren besser einzuschätzen«, sagt Peter Schäfer. Es wurden auch »Schrei-Übungen« gemacht. Dabei sollten die Schüler lernen, laut und deutlich »Nein« oder »Stopp« zu rufen, wenn ihnen etwas nicht passt.
»Unterricht in einer anderen Form«
In der Reflexionsrunde durften die Schüler Lob, aber auch Kritik und Verbesserungsvorschläge äußern. Besonders oft zu hören war der Satz: »Mir hat ›PiT» gut gefallen, denn wir hatten keinen Unterricht.« »Obwohl das gar nicht stimmt«, sagt Peter Schäfer. »Die Schüler nehmen den Unterricht außerhalb des Klassenzimmers nicht als Lernzeit wahr. Es war Unterricht, nur in lockerer Form.« Den Mädchen gefielen die Rollenspiele gut. Auch der Tag in der Polizeistation galt bereits vor dem Ende als Höhepunkt.
Bei der Frage, welche Erwartungen und Vorstellungen die Schüler von dem Projekt hatten, gingen die Meinungen auseinander. »Ich dachte, es wäre eine Art Bestrafung, weil wir vielleicht etwas Böses getan haben«, sagt Schülerin Anna-Lena. Die Jungs dachten eher an Aggressionsbewältigung. Aber so stellte sich am Ende für alle heraus, dass »PiT« ein nützliches Training ist, um sich vor Gewalt zu schützen. »Die Schüler lernten sich untereinander besser kennen«, sagt Kathrin Hoppe-Reinhardt. Die Einhaltung der Distanzzonen und das Unterscheiden von »guten« und »schlechten« Orten sei sehr hilfreich.
»Es hat viel Spaß gemacht, besonders die Rollenspiele«, meint Schülerin Dilan. »Aber manchmal war es auch anstrengend, wenn wir kurz vor Schluss noch die langen Reden von Herr Schäfer hören mussten«, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu.