Mit Unfallzahl abschrecken

Wetteraukreis (vpf). Rund 15 Prozent der Verkehrsunfälle in Hessen sind Wildunfälle. Ein Forschungsprojekt dreier Studenten der Polizeihochschule hat sich zum Ziel gesetzt, diese Zahl in der Wetterau zu verringern: Auf gefährdeten Strecken sollen auffällige Schilder mit der Anzahl der Wildunfälle abschrecken und zur Vorsicht mahnen.
Alleine in Hessen sind im Zeitraum von 2011 bis 2015 laut einer Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Mittelhessen 13 Menschen durch Wildunfälle gestorben. Bislang sei es keiner Unfallforschung gelungen, eine wirksame Möglichkeit zu finden, um die Zahl der Wildunfälle zu reduzieren. Ein Forschungsprojekt der drei angehenden Polizisten Sven Munk, Marius Schäfer und Bastian Paul soll nun eine neue Möglichkeit zur Wildunfallprävention schaffen.
Im Gegensatz zu vorangegangenen Projekten, bei denen Maßnahmen getestet wurden, um Wildtiere von der Straße fernzuhalten, ist ihr Ziel, das Gefahrenbewusstsein der Menschen zu erhöhen. Daher haben die drei Studenten der Hessischen Hochschule für Polizei und Verwaltung ein Schild entwickelt, das die Verkehrsteilnehmer abschrecken soll. »Das Verkehrsschild ›Achtung, Wildwechsel» beachtet kaum noch jemand. Unter anderem deshalb, weil es weder eine Vorschrift, noch eine konkrete Information enthält«, sagt Hochschuldozent Stefan Jacob. Man wisse durch das Schild, auf dem ein springender Hirsch zu sehen ist, weder, wie gefährdet der betreffende Abschnitt tatsächlich sei, noch auf welcher Länge.
Bei dem Schild, das die drei Examenskandidaten entwickelt haben, ist das anders: Auf einer Größe von 1,60 Meter auf 1,25 Meter warnt das Schild deutlich: »Unfallstrecke« steht in Großbuchstaben obenauf, darunter eine aktuelle Zahl, wie viele Wildunfälle es auf einem Streckenabschnitt von 800 Metern gegeben hat. Dieser sei bewusst kurz gewählt: »Je kürzer die Strecke, desto höher die Aufmerksamkeit«, sagt Jacob, der die Studenten bei dem Projekt im Rahmen ihrer Bachelor-Thesis betreut.
»Die Forschung geht davon aus, dass durch Prävention und eine Erhöhung des Gefahrenbewusstseins eine signifikante Wirkung auf das Unfallgeschehen erzielt werden kann«, sagt Projektleiter Jacob. Ob das Schild, das nun auf der Landstraße 3188 zwischen Staden und Leidhecken aufgestellt wurde, tatsächlich einen Rückgang bewirken kann, wird sich zeigen. Sechs Wochen lang nehmen die drei Studenten nun Zählungen vor, danach wandert das Schild an eine andere Stelle.
Insgesamt sind drei Streckenabschnitte mit einer akuten Wildunfallgefahr ausgewählt worden. Nach dem Abschnitt in Florstadt sind die Strecken zwischen Nieder-Mockstadt und Stockheim auf der L 3190, zwischen Büdingen und Rinderbügen auf der L 3010 und zwischen Büdingen und Bind-sachsen auf der L 3193 an der Reihe.
Stefan Jacob erhofft sich von dem Projekt einen großen Erfolg: »Unser Wunsch wäre es, die Anzahl der Wildunfälle um 30 Prozent zu senken.« Lässt sich aufgrund des Schildes ein Rückgang verzeichnen, könnte die Forschungsarbeit Großes bewirken: »Es könnte sein, dass dann alle bisherigen Warnschilder für Wildwechsel entfernt und durch diese Schilder ersetzt werden«, erklärt Klaus-Uwe Becker, Leiter der Verkehrsinspektion des Polizeipräsidiums Mittelhessen.