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Treffen der Tuningfans hat Nachspiel vor Gericht

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Florstadt/Büdingen (dab). Ein 20-Jähriger musste sich am Dienstag vor dem Amtsgericht in Büdingen verantworten. Er war am 31. März beim Tuningtreffen im Gewerbegebiet Nieder-Mockstadt, dem traditionellen »Anglühen«, mit seinem Auto auf mehrere Polizisten zugerast und hatte erst kurz vor ihnen abgebremst.

In Siegerpose hatte er sich abführen und von seinen Kumpels für die eigenwillige Mutprobe feiern lassen. 1,66 Promille hatte er dabei im Blut, wie das »Pusten« ergab.

Die Vergehen, wegen denen der 20-Jährige vor Jugendrichter Winfried Holl stand und am Ende auch verurteilt wurde, klingen denn auch gar nicht mehr nach einem Dumme-Jungen-Streich. Wegen Bedrohung, gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Trunkenheit im Straßenverkehr muss der junge Mann 60 Arbeitsstunden leisten und eine Woche im Dauerarrest verbringen. Außerdem muss er acht Monate auf seinen Führerschein verzichten. Richter Holl wendete Jugendstrafrecht an, denn der 20-Jährige sei »noch lange nicht erwachsen«. Holl kündigte an, er werde prüfen, ob er ihn auch zu einem Anti-Aggressionskurs schicken werde.

Entschuldigt hat der 20-Jährige sich bis heute nicht bei den Beamten, die er mit seinem Wagen ins Visier genommen hatte. Ganz im Gegenteil: Er soll zur Polizei gesagt haben, er würde es wieder machen.

Spektakuläre Fahrmanöver

Die Tuningfreunde treffen sich alljährlich in der Nacht zum 1. April. Dann werden die Saisonkennzeichen gültig, mit denen viele ihrer Fahrzeuge zugelassen sind. Im Gewerbegebiet Nieder-Mockstadt ist es dann zwar immer brechend voll. Von diversen Mängelanzeigen und Verwarnungen abgesehen, verläuft das Treffen aber weitgehend friedlich. Das war in diesem Jahr anders. Gegen 23 Uhr hatte der 20-Jährige mit seinem Golf, der zuvor schon im Kreisel mit spektakulären Fahrmanövern aufgefallen war, mit hohem Tempo auf die Kontrollstelle der Polizei in einer Sackgasse zugesteuert. Nur wenige Zentimeter vor den Beamten kam er, nach einer Vollbremsung und mit quietschenden Reifen, zum Stehen. Als er ausstieg, machte er das »Victory«-Zeichen. Wie später herauskam, hatte der 20-Jährige eine Wette abgeschlossen. Eigentlich wollte er einen Streifenwagen rammen, wofür ihm 300 Euro geboten worden sein sollen, von denen er angeblich aber nur 50 Euro erhalten hat.

Bierdosen geworfen

Sofort nach der Tat waren mehrere Hundert »Fans« zur Stelle – auch ein Hinweis darauf, dass die Aktion abgesprochen war. Die Schaulustigen forderten: »Zeig Dich!«, grölten: »So sehen Sieger aus« und »Unser Held!«. Ob dieser zweifelhafte Sieg jedoch den Gang vor Gericht rechtfertigte, ist fraglich.

Während der 20-Jährige in einen Streifenwagen gebracht wurde und seine Kumpels »Freiheit für Basti« skandierten, sammelte sich ein Dutzend kahlköpfiger junger Männer um den Golf und rief »A C A B« im Wechsel mit der erklärenden Langform: »All Cops Are Bastards«. Dazu reckten sie die Fäuste nach oben und hüpften auf der Stelle. Die Polizisten blieben gelassen, bis einige Bierdosen in ihre Richtung flogen und sie den Platz räumten. (Archivfoto: sax)

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