Rochsane Mentes will Bürgermeisterin von Florstadt werden

Die erste Kandidatin steht fest: Rochsane Mentes will Florstadts Bürgermeister Herbert Unger beerben. Schon vor der letzten Wahl sei sie angesprochen worden: »Wo sind Deine Plakate?«. Jetzt ist Mentes soweit und will welche aufhängen.
Rochsane Mentes vergleicht Florstadt mit einem Wohnzimmer. Jede und jeder soll sich in der Stadt wohlfühlen, und es liegt an allen, gemeinsam etwas dafür zu tun. Dinge voran- und Menschen zusammenbringen - deshalb will die 50-Jährige sich 2024 um das Bürgermeisteramt bewerben. »Ich möchte gern gestalten. Das ist es. Ich will das Wohnzimmer nicht nur saugen, sondern auch hübsch machen.«
Während sie das sagt, sitzt die Parteilose auf einer Bank am Ober-Florstädter Grillplatz. Es gibt sicher hübschere Orte in der Stadt, doch sie hat diesen Treffpunkt für Jung und Alt bewusst gewählt. »Ich möchte mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen. Ich möchte sie einladen, mich zu treffen.«
Nun kann man nicht behaupten, dass Mentes zurückgezogen lebt. Ehrenamtlich ist sie seit vielen Jahren aktiv, organisiert etwa den Kreativmarkt im Saal Lux, dessen Erlös in den Sozialfonds der Karl-Weigand-Schule fließt. Sie kümmert sich um Homepage und Facebook-Auftritt der Florstädter Kirchengemeinde, »dabei bin ich gar nicht evangelisch, sondern griechisch-orthodox«, sagt Mentes und lacht. Auch für den Soroptimist-Club Deutschland, ein Zusammenschluss berufstätiger Frauen, ist sie in Sachen Social Media unterwegs. Faschings-Fans schätzen sie als Büttenrednerin der »Niddageister«.
Herbert Unger als Vorbild
Mehr noch kennt man sie aber durch ihre Arbeit: Seit 2014 ist Mentes das Gesicht von »BuntErLeben«. Sie leitet die Fach- und Koordinierungsstelle der Demokratie-Initiative von Echzell, Florstadt, Reichelsheim und Wölfersheim. In dieser Funktion ist sie bei vielen Veranstaltungen anzutreffen. »Ich werde das aber strikt trennen«, sagt Mentes mit Blick auf den Wahlkampf. »Wir können dort gern ein Gespräch vereinbaren, doch wenn ich für ›BuntErLeben‹ vor Ort bin, ist das meine Arbeit, und die will ich nicht mit dem Privaten vermischen.«
Mit einer weiteren halben Stelle ist Mentes seit zwei Jahren außerdem für alles rund ums Thema Geflüchtete bei der Stadt Florstadt angestellt. Ihr Büro ist im Rathaus. Dort, wo auch Herbert Unger sitzt.
Seit 22 Jahren ist er Bürgermeister von Florstadt. Der Sozialdemokrat übt das Amt mit solch einer Überzeugung und Leidenschaft aus, dass sich bei seinen drei Wiederwahlen kein einziger Gegenkandidat fand. 2024 soll Schluss sein - das hatte Unger bereits 2018 angekündigt. Kurz nach dem Ende seiner vierten Amtszeit Ende Juli 2024 wird er 66 Jahre alt. »Es wird Zeit, Jüngeren Platz zu machen.«
Schon bei der letzten Wahl, sagt Mentes, sei sie von Bürgern gefragt worden, warum sie nicht kandidiere. Aber Unger herauszufordern, das sei für sie »auf keinen Fall« infrage gekommen. »Ich bin ein großer Fan von ihm. Gegen eine solche Institution anzutreten, wäre verschwendete Energie gewesen.« Unger sei ein Vorbild: bürgernah, authentisch, echt. So würde sie das Amt auch ausfüllen wollen.
»Ich fühle mich bereit, diese Verantwortung zu übernehmen«, sagt Mentes. »Und ich weiß, was es bedeutet. Wir reden hier nicht von einer 40-Stunden-Woche.« Sie habe vollen Rückhalt von ihrem Mann und ihren drei Kindern. Ausschlaggebend sei letztlich das viele positive Feedback von außen gewesen.
»Verwaltung ist Team-Arbeit«
Dass man die Aufgaben nicht alleine stemmen kann, ist ihr bewusst. »Verwaltung ist Team-Arbeit. Man wird ja nicht zur Königin oder zum König gewählt. Klar, man leitet die Verwaltung, ist aber auch ein Rädchen im System.«
In Florstadt gebe es viele gute, erhaltenswerte Dinge. Ebenso gelte es aber auch, gemeinsam Neues zu schaffen, zum Beispiel mehr offene Räume, um sich auszutauschen. Im Dialog mit den Bürgern aus allen Ortsteilen wolle sie deren Ideen und Wünsche sammeln und daraus, in Kombination mit ihren eigenen Vorstellungen, ein Wahlprogramm entwickeln. Die erste offizielle Gelegenheit soll es am Freitag, 23. September, um 15 Uhr geben, dort, wo sie gerade sitzt: am Grillplatz Ober-Florstadt.
»Ich würde mich freuen, wenn man mich begleitet und unterstützt auf meinem Weg.« Das gelte auch für demokratische Parteien. Sie habe eine klare politische Haltung, habe aber nie die eine Partei für sich gefunden, bei der es zu 100 Prozent passe. Gerade auf kommunaler Ebene gehe es darum, Politik für die Menschen zu machen, unabhängig von der parteipolitischen Linie. »Gemeinsam - das ist das Schlüsselwort.«
INFO: ZUR PERSON
Rochsane Mentes lebt mit ihrer Familie seit 2005 in Nieder-Florstadt. Aufgewachsen ist sie in Aschaffenburg. Nach dem Germanistik- und Anglistik-Studium hat sie in Frankfurt als PR-Beraterin im Pharma-Bereich gearbeitet. Seit 2014 leitet sie das »BuntErLeben«-Projekt von Echzell, Reichelsheim, Florstadt und Wölfersheim. Die dreifache Mutter hat ein Faible für Handarbeiten: »Häkeln ist mein Yoga.«