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»Mann der Tat«: Herbert Unger seit zehn Jahren Bürgermeister

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Florstadt (jw). Als die Florstädter SPD 1998 den damaligen Leiter der Finanzabteilung im Rathaus zum Bürgermeisterkandidaten nominierte, wurde Herbert Unger mit auf den Weg gegeben, er übernehme eine »gut bestelltes Haus«. Zehn Jahre später ist dieses »Haus« renoviert, um- und ausgebaut, erweitert und mit neuem Leben gefüllt. Das war dem Stadtparlament am Mittwochabend ein Grund zum Feiern.

Karl-Christian Schelzke überbrachte die Glückwünsche des Hessischen Städte- und Gemeindebundes (HSGB), Stadtverordnetenvorsteher Bernd Kalbhenn und die Fraktionsvorsitzenden gratulierten. Unger selbst lobte die gute Zusammenarbeit und das hohe Engagement der Bürger und beschränkte sich ansonsten auf Dankesworte: Dank an Familie und Freunde, Politik und Verwaltung, Feuerwehr, Kindergärten, Vereine und alle engagierten Bürgern, von denen viele ins Bürgerhaus gekommen waren.

Schelzke nannte Unger einen »Mann der Tat«, er könne auf Menschen zugehen und sage auch schon mal dem Ministerpräsidenten auf dem Hessentag in Butzbach die Meinung. »Beruf kommt bei ihm von Berufung«, stellte der SPD-Vorsitzende Stefan Lux klar und überreichte ein Geschenk. Christel Schmidt freute sich auf eine weiterhin »prickelnde Zusammenarbeit, so gut wie ein Glas Champagner«, den sie im Namen der CDU überreichte. Auch Gerhard Salz von den Grünen hatte ein »flüssiges Geschenk« dabei, hochprozentig, versteht sich, und wenn Unger mal wieder »viel Brass mit uns hat«, könne er ja einen kräftigen Schluck davon nehmen.

62,34 Prozent und 90,8 Prozent - mit diesen Ergebnissen wurde Unger zweimal ins Amt des Bürgermeisters gewählt. Über die Parteigrenzen hinweg hat sich der 51-Jährige Anerkennung verschafft. Fragt man ihn, was ihn besonders stolz mache, nennt er zwei Dinge: die Wiedererlangung der Stadtrechte und »dass wir in zehn Jahren auf allen Gebieten deutliche Fortschritte gemacht haben«. »Auf allen Gebieten«, das heißt: Pflegeheim, Gewerbeansiedlung, Jugendpflege, Scateranlage, Ansiedlung des Storchs, neue Vereinsförderrichtlinien, Kinderbetreuung, Dorferneuerung, neue Straßen, Wohngebiete und Einkaufsmärkte, Verdoppelung der Gewerbesteueranteile, neue Spielplätze, ein eigenes Kulturprogramms, Saal Lux, Heimatmuseum und einiges mehr. Demnächst soll in Florstadt Baumbestattung möglich sein, ähnlich einem Friedwald, in Stammheim steht die Eröffnung der Mediathek bevor, es wird bald Betreutes Wohnen geben und die Ortsdurchfahrten in Nieder-Mockstadt und Stammheim sollen fertiggebaut werden.

»Wir machen Menschenpolitik, keine Schubladenpolitik«, sagt Unger, »wir wollen allen Interessen gerecht werden.« Möglich sei dies dank der parlamentarischen Mehrheit seiner Partei, doch auch mit der Opposition funktioniere die Zusammenarbeit »reibungslos«. Bis auf diese Geschichte mit der Dienstaufsichtsbeschwerde. Grüne und CDU warfen Unger vor drei Jahren Rechtsbruch vor. Wegen eines Einbruchs bei der Gewerbesteuer hatte er den Dispokredit der Gemeinde überzogen. Unger stand vor der Wahl: Entweder den Handwerkern Geld verweigern oder den vom Parlament vorgegebenen Kreditrahmen überziehen. »Ich wollte die Existenz der Firmen nicht gefährden«, sagt er heute. Die Opposition witterte einen Skandal, die Kommunalaufsicht sah dies anders, es gab öffentliche Entschuldigungen, die Wogen glätteten sich wieder. Eine »kleine Eiszeit« nennt Unger jene Phase. Längst ist der Umgang wieder kollegialer.

Unger will sein Amt noch möglichst lange behalten. Vor drei Jahren wurde spekuliert, er wolle Landrat werden. Er winkte ab, unterstützte seinen Kollegen Joachim Arnold aus Wölfersheim. »Ich bin viel zu gerne Bürgermeister von Florstadt«, sagt er. 2012 steht die nächste Wahl an, natürlich will Unger wieder antreten. Seine Vorgänger Willi Holzmann und Heinz Trupp waren 18 Jahre im Amt, das gilt es zu schaffen. Wobei Unger eigentlich schon viel länger im Amt ist, wie HSGB-Geschäftsführer Schelzke am Mittwochabend vorrechnete. Ein Bürgermeisterjahr zähle nämlich so viel wie drei Lebensjahre, und dann wäre der Vorsitzende der Wetterauer Bürgermeistervereinigung ein richtig alter Hase.

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