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Leinwand wird zur Schulbühne

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Von: Dagmar Bertram

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Aus dem Schulhaus wird eine Filmproduktion: Klassenzimmer verwandeln sich in eine Maske oder einen Kostümfundus. Im Klausuren-Raum entsteht ein professionelles Studio mit phantasievollen Requisiten. © pv

Echzell (dab). Große Veranstaltungen mit langem Vorlauf? Lieber nicht. Zu unsicher, dass die Pandemie wieder alle Mühe zunichte machen würde. So kamen in den vergangenen drei Jahren viele Theaterstücke gar nicht erst auf die Bühne, wurden ungezählte Konzerte verschoben oder am Ende ganz abgesagt. Anders am Internat Lucius: Um auf Nummer sicher zu gehen, hatte die Echzeller Schule ihr Musical diesmal nicht auf die Bühne, sondern auf die Leinwand gebracht.

Der Film »2120« feierte am Freitagabend seine Premiere im Lumos-Kino in Nidda - vor vollem Haus in drei Sälen.

Kostümfundus im Klassenraum

Dale Wood, Lehrer für Englisch und Darstellendes Spiel, vor allem aber auch begnadeter Musical- und Songschreiber, hatte für sein neues Musical die zündende Idee: Aus dem Schulhaus wurde eine Filmproduktion. Musiker und Filmemacher Simon Nicholls, ein ehemaliger Lucius-Schüler, reiste für eine Woche mit seinem Equipment an. Klassenzimmer verwandelten sich in eine Maske oder einen Kostümfundus. Im Klausuren-Raum entstand ein professionelles Studio mit Großstadt-Kulisse und fantasievollen Requisiten.

Die ganze Schulgemeinde packte mit an, damit die Musikerinnen, Schauspieler, Tontechnikerinnen, Sänger und Kameraleute zusammen mit ihren Coaches an dem jahrgangsübergreifenden Projekt arbeiten konnten.

Dale Wood, Simon Nicholls, Musiklehrer Lutz Pauli, Gitarrenlehrer Tino Rühlemann und seine Frau Dana haben das Stück gemeinsam geschrieben. »2120« spielt in der Zukunft, in der künstliche Intelligenz und Nanotechnologie so weit fortgeschritten sind, dass Androiden Realität geworden sind. Die Frage nach der Einzigartigkeit und der Bedeutung eines Lebens, die auch im Untertitel »What is a life for one of a kind« enthalten ist, beschäftigt die Protagonisten - und auch die Zuschauer. Sie leiden mit dem empfindsamen Robotermädchen, als es erfährt, dass es erschaffen wurde. Aber fühlen auch mit ihrem »Vater«, der nicht nur als Wissenschaftler gehandelt hat. Und sie bedauern den Freund des doch so normalen Teenager-Androiden-Mädchens, der sie am Ende als vermeintlich seelenlose Maschine ablehnt.

Visuelles Zeugnis der Pandemie

Schauspiel, Musik und Gesang bilden dabei ein ausgewogenes Verhältnis. Die Filmtechnik betont die Besonderheit des Musicals, das diesmal eben nicht auf einer Bühne aufgeführt wird. So wird »2120« auch als visuelles Pandemie-Zeugnis in die Geschichte der Echzeller Internatsschule eingehen.

Bei der Premiere am Freitagabend im Lumos-Kino in Nidda gab es - dann doch wie im Theater - Szenenapplaus für die Darsteller: Anna Rettenmeier, Paul Börner, Viktoria Luft, Norman Baumgarten, Laura Schöning und Laetitia Gnirs. Drei Kinosäle mit über 300 Plätzen hatten die Lucius-Geschäftsführerinnen Laura Lucius, Luise Schüssler und Vera Kissner reserviert. Der Eintritt war frei, eine Spende für die nächste Produktion aber willkommen.

Dass den Zuschauern die Team-Arbeit, die für ein solches Projekt nötig ist, durchaus bewusst war, zeigte sich beim Applaus während des Abspanns: Sängerin Bettina Skottke, Lehrerin Virginie Sterniak-Lenz und Erzieherin Lea Telwa hatten wochenlang mit den Schülerinnen und Schülern daran gearbeitet, dass Gesang und Tanz, Text und Filmpräsenz in Szene gesetzt werden konnten. Auch Robin Hübner, der Hausmeister, steht im Abspann: Er schuf mit Geschick und Ausdauer, mit Organisationstalent und Können die tollsten Requisiten und fand Lösungen, wo es eigentlich keine gab. Zum Gelingen trugen auch Koch Didier Buermann und sein Team bei, ebenso Luise Schüssler mit ihrer nimmermüden Unterstützung für das gesamte Team.

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Gleich wird sich der Vorhang öffnen: Das Team des Films »2120« ist aufgeregt. Aber die wochenlangen Vorbereitung, der einwöchige Dreh und die Postproduktion haben sich gelohnt: Es wird ganz viel Applaus bei der Premiere geben. © Dagmar Bertram

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