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Echzell hofft auf eigene Entwicklung

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Von: Oliver Potengowski

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Hier soll es entstehen, das neue Rewe-Logistikzentrum. 	(Foto: nic)
Hier soll es entstehen, das neue Rewe-Logistikzentrum. (Foto: nic) © O

Die Echzeller Gemeindevertretung hat das geplante Rewe-Logistikzentrum im benachbarten Wölfersheim befürwortet. Dahinter steht vor allem die Hoffnung auf eine eigene Entwicklung.

Gegen die Stimmen der Grünen hat die Gemeindevertretung eine positive Stellungnahme zum geplanten Logistikzentrum im benachbarten Wölfersheim verabschiedet. Ausdrücklich äußert Echzell darin die Hoffnung, dass die Genehmigung des Projekts auch die Chance zur Entwicklung eines eigenen, an das Logistikzentrum anschließenden Gewerbegebiets eröffnet. Die Grünen warnten dagegen vor dem Verbrauch landwirtschaftlicher Fläche.

In ihrer Stellungnahme verweisen die Gemeindevertreter darauf, dass zum Schutz der Anwohner das Gewerbegebiet über die Bundesstraße und nicht über die Kreisstraße erschlossen werden soll. Weitere Anmerkungen finden sich, bis auf die Hoffnung, dass das Projekt auch den Weg für ein angrenzendes Echzeller Gewerbegebiet ebnen könnte, nicht.

Dies kritisierten die Grünen. Christa Degkwitz wies darauf hin, dass das Wissen um den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Ernährung verloren gehe, da die Menschen für einen Eigenanbau keine Zeit mehr hätten und die Ergebnisse auch nicht zur Selbstversorgung ausreichten. Inzwischen sei man von den Versorgern abhängig. Sie betonte die Qualität der Böden in der Wetterau. Dass diese »häufig dazu genutzt werden, um unsere Biogasanlagen zu befeuern, gleichzeitig aber die schönen Frühkartoffeln beim Versorger aus dem wasserarmen Ägypten« kämen, seien Wahrheiten einer »verkehrt-globalisiert wirkenden Welt«.

Nun könne Echzell am Boom, der die Region ereile, teilhaben. Der Speckgürtel um Frankfurt weite sich aus, scheine auch Echzell zu erfassen. Doch dieser Speck sei aus Beton. Überall seien die Kommunen bemüht, neue Bau- und Gewerbegebiete auszuweisen.

»Große Hoffnungen knüpfen sich an den Bau des Logistikzentrums«, erklärte sie. Vor allem die Arbeitsplätze seien das Argument. Aber »bedeutet die Vernichtung von wertvollstem Ackerland wirklich einen Fortschritt für die Infrastruktur und wichtiger noch für die Menschen?« Gewinner des Projekts seien der Wölfersheimer Bürgermeister und Rewe, Verlierer die unmittelbaren Anwohner und auch die Landwirte, die ihr Ackerland verlören.

Degkwitz beklagte, dass der Gemeindevorstand eine Stellungnahme abgegeben habe, ohne die Gemeindevertretung zu hören. »Ist das den satten SPD-Mehrheiten in Echzell und Wölfersheim geschuldet, die die Diskussion von vornherein überflüssig erscheinen lassen?«

Barbara Henrich (Grüne) warnte, die Hoffnung auf neue Arbeitsplätze könne sich nicht erfüllen. Der Sinn des Logistikzentrums sei Rationalisierung, mit weniger Personal die gleiche Arbeit zu schaffen. »Wenn man konkret nachfragt, wie viele neue Arbeitsplätze entstehen, bekommt man keine Antwort.« Sie warnte außerdem vor Industriebrachen. Man könne sich in Hungen ansehen, »was Rewe dort hinterlassen hat«.

Simone Geist (SPD) betonte hingegen die Chancen des Projekts. Der Bau des Logistikparks werde Jobs für die Region bringen, wenn auch einige Arbeitsplätze von Rosbach und Hungen nach Wölfersheim verlagert würden. Außerdem würden 20 Ausbildungsplätze im zukunftsorientierten Bereich der Logistik geschaffen. »Das Ausbildungsangebot wird zum Erhalt der beruflichen Schule in Büdingen beitragen, da dort darum gekämpft wird, künftig Fachkräfte für Lagerlogistik beschulen zu können, um den sinkenden Schülerzahlen entgegenzuwirken«, hofft sie. Wohnortnahe Ausbildungs- und Arbeitsplätze verringerten die Abwanderungstendenzen gerade junger Menschen.

»Man kann natürlich mit der Versiegelung der Flächen argumentieren«, räumte Geist ein. Es sei aber verwunderlich, dass gerade die Grünen mit der CDU in der jüngsten Gemeindevertretersitzung die Versiegelung und Vernichtung von 20 Hektar Waldfläche durch den Bau von Windenergieanlagen als wichtigen und notwendigen Beitrag zum Umweltschutz betrachtet hätten, nun aber die Versiegelung einer kaum größeren Fläche als Umweltzerstörung ansähen. Offenbar nutzten beide Fraktionen das Argument sehr flexibel. »Man könnte auch von einer gewissen Bigotterie sprechen.«

Martin Rüb (CDU) erklärte mit Blick auf ein eigenes Gewerbegebiet, man könne nicht hoffen, den Pelz gewaschen, aber nicht nass gemacht zu bekommen. »Wenn ich davon ausgehe, dass ich nachher Flächen haben will, die größer sind als das, was Wölfersheim plant, dann wird der Pelz richtig gewaschen«, erklärte er. »Dann rieche ich nachher auch gut.« Die Zustimmung zu dem Wölfersheimer Projekt sei die Chance, Fehler der Vergangenheit wiedergutzumachen und für Echzell das Gewerbegebiet zu erreichen, dass die Gemeinde dringend benötige.

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