Biedrichsgraben: Hinweise auf belasteten Boden

Kindern das Gewässer als Erlebnisraum nahebringen - das war eine Idee zur Renaturierung des Biedrichsgrabens zwischen Echzell und Geisenheim. Doch zunächst, so hieß es 2019, müsse die Schadstoffbelastung geklärt werden. Die ersten Ergebnisse weisen tatsächlich auf Bodenbelastungen hin.
Schnurgerade fließt der Biedrichsgraben über weite Strecken zwischen Feldern und Wiesen. Das soll sich ändern: Mit Geldern aus dem integrierten Klimaschutzplan fördert das Land die Renaturierung des Grabens zwischen Geisenheim und Echzell.
Zur Vorbereitung des Projekts hat das Regierungspräsidium (RP) Darmstadt Bodenuntersuchungen durchführen lassen. »Die ersten Ergebnisse weisen auf verschiedene Schadstoffe im Untersuchungsbereich hin«, teilt die Behörde nun mit. Die Daten zeigen u. a. Belastungen durch Schwermetalle, Arsen, Mineralölkohlenwasserstoffe und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Letztere sind krebserregende Substanzen, die durch unvollständige Verbrennungsprozesse von organischen Materialien wie Holz, Kohle oder Öl entstehen.
Das RP habe das Gesundheitsamt des Wetteraukreises um eine fachliche Bewertung der Untersuchungsergebnisse gebeten, das daraufhin Handlungsempfehlungen für die Anwohner zusammengestellt habe. Die Gemeinde Echzell habe das Schreiben an die Betroffenen verteilt, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Das RP weist auf Nachfrage dieser Zeitung ausdrücklich darauf hin, dass die derzeit vorliegenden ersten Ergebnisse keine abschließende Bewertung zuließen. In Abstimmung mit Gemeinde und Gesundheitsamt habe man sich entschlossen, die Anwohner »vorsorglich zu informieren«.
Bekannt auch als Schwarzenbach
Bei den Anwohnern dürfte die Nachricht zu keiner großen Aufregung geführt haben. Denn der Biedrichsgraben wird auch Schwarzenbach genannt, was Rückschlüsse auf seine frühere Verschmutzung zulässt. Mit dem Braunkohleabbau und der Stromerzeugung bekam der Graben, der vor allem genutzt wurde, um überflüssiges Wasser schnell zur Horloff zu leiten, eine weitere Funktion: als Abfluss für den Schwelteich, in den Abwässer aus dem Kraft- und Schwelwerk der Preußen-Elektra flossen. Eine weitere Altlast befindet sich mit einer ehemaligen Mülldeponie direkt am Ufer des Grabens.
Auch bei einem Bürgergespräch 2019 zur Renaturierung kamen diese Punkte zur Sprache. Schon damals war klar, dass vor der Umsetzung der Idee des Ingenieurbüros, das Gewässer als Erlebnisraum zu gestalten, erst die Schadstoffbelastung des Baches geklärt werden muss. Tatsächlich waren es diese Hinweise der Bürger, die zu den aktuellen Untersuchungen geführt haben.
Die bisherigen Erkenntnisse seien »nicht wirklich belastbar«, heißt es aus der Pressestelle des RP. Ein Zusammenhang der vorliegenden Untersuchungsergebnisse mit dem sog. Braunkohleschwelkraftwerk in Wölfersheim könnte bestehen, Bei einer Untersuchung des Schwelteichs 1997 hätten sich keine Hinweise auf Belastungen ergeben.
Nicht im Graben und am Ufer spielen
Alles Weitere müssten die folgenden Untersuchungen zeigen. Konkret bedeutet das: In Boden und Wasser des Grabens wird nun systematisch nach Schadstoffen gesucht. Die Ergebnisse sollen Klarheit über die genaue Verbreitung der Schadstoffe bringen - und entweder zu Entwarnung oder Bestätigung führen. »Zum zeitlichen Horizont kann gegenwärtig noch keine Aussage getroffen werden.«
Bis dahin gibt das Gesundheitsamt vorbeugend konkrete Ratschläge, damit von den Schadstoffen keine unmittelbare Gefährdung ausgeht. In den Empfehlungen heißt es z. B.: Kinder sollten im Biedrichsgraben und an dessen Ufer nicht spielen. Auch in den angrenzenden Gärten im Ortsgebiet sollte darauf geachtet werden, dass Kinder beim Spielen keine Bodenpartikel oder Pflanzenbestandteile in den Mund nehmen oder verschlucken. Das Spielen auf einer geschlossenen und intakten Grasnarbe wird hingegen als ungefährlich eingeschätzt. Und damit keine Bodenpartikel in die Wohnungen getragen werden, sollten z. B. Pfoten und Fell von Hunden gründlich gesäubert werden. Die ausführlichen Handlungsempfehlungen sind unter www.echzell.de hinterlegt.
INFO: FÜR ANWOHNER
Für Fragen von Anwohnern steht die Gemeinde Echzell zur Verfügung: Frau Zastrow, d.zastrow@echzell.de, Tel. 0 60 08/91 20-10, Frau Weiß, k.weiss@echzell.de, Tel. 0 60 08/91 20-22.
Vom 27. bis 30. Dezember ist die Gemeindeverwaltung geschlossen. In diesem Zeitraum können sich Betroffene ans Regierungspräsidium wenden. Ansprechpartnerinnen täglich von 8 bis 16 Uhr sind: Frau Labenski, Jutta.Labenski@rpda.hessen.de, Tel. 0 69/27 14 29 70 oder Frau Wellstein, Katja.Wellstein@rpda.hessen.de, Tel. 0 69/27 14 29 85.