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Hans Godo Fräbel: Glaskunst für Künstler und Könige

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Butzbach-Griedel (hau). Hans Godo Fräbel liebt die deutsche Gemütlichkeit, Butzbach und die Gespräche mit seinem Bruder Dedo. Fast jedes Jahr besucht er ihn in Griedel. Dann schlendern sie durch Bad Nauheim, besuchen das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt. Für den berühmten Gast aus Amerika ist das Inspiration pur.

»Die Harmonie aus Alt und Neu ist fantastisch«, sagt er, und wie romantisch es sei, das pulsierende Leben in der Stadt zu beobachten.

Ein Leben lang lernen, das ist das Credo des weltberühmten Glaskünstlers, dessen Wiege in Jena stand. Heute zieren seine gläsernen Skulpturen die Wohnungen von Künstlern, Königen und Präsidenten rund um den Globus. Alle amerikanischen Präsidenten seit Richard Nixon wissen ihren außergewöhnlichen Charme zu schätzen, ein Foto aus dem Weißen Haus zeigt Godo Fräbel zwischen Barack und Michelle Obama. Andere Bilder dokumentieren, dass auch Queen Elizabeth II. ein Glaskunstwerk von Fräbel bekam, ebenso wie Helmut Kohl, Michail Gorbatschow, Anwar El Sadat oder Nelson Mandela, wie Sir Elton John und Sting, Jane Fonda oder Louis Armstrong. Im Gespräch mit der Wetterauer Zeitung erzählt Godo Fräbel, wie er von Thüringen über Mainz nach Atlanta kam – und wie ihn die Faszination Glas von kleinauf beflügelte.

Als drittes von fünf Kindern erblickte Godo Fräbel 1941 im »Schatten« der Jenaer Glaswerke das Licht der Welt. »Wir haben alle Wikinger-Namen bekommen«, schmunzelt der Ausnahmekünstler. Auf dem Amt habe man auf einem christlichen Namen bestanden, so sei Hans sein zweiter Vorname geworden. Dass er nach vorne rückte, sei den Amerikanern geschuldet. »Mit Godo konnte niemand etwas anfangen.«

Mit 15 Jahren beginnt Fräbel seine Ausbildung in den Schott-Glaswerken in Mainz, nachdem die Familie in den Westen gezogen war. Hier stellt der Azubil Laborgeräte her, muss nach der Gesellenprüfung zur Bundeswehr und zieht dann nach Wiesbaden. Der Zufall will es, dass er 1965 mit einem amerikanischen Konsul spricht und ihn fragt, ob er ihm eine Stelle in Amerika vermitteln könne. »Eigentlich wollte ich für ein Jahr rüber, um Englisch zu lernen«, erinnert sich Fräbel nach 46 Jahren in Atlanta.

Am Georgia Institute of Technology stellt sich der Jungspund aus Deutschland derart gut an, dass er bereits mittags mit seiner Arbeit fertig ist und Zeit für Glasspielereien hat. Die kleinen Nic-Nacs finden schnell Zuspruch. Er eröffnet sein erstes Geschäft und studiert abends Kunst. »Wir sind mit schönen Kunstwerken im Haus aufgewachsen«, spürt Fräbel seinem Kunstsinn nach. Die Mutter habe darauf geachtet, »dass wir Kinder schöne Dinge anfassen und genießen«.

Ein Feuer zerstört Fräbels Laden – ein Glücksfall, wie sich herausstellt. Mit seinem neuen Studio zieht er 1968 in ein Einkaufszentrum. »Da kamen täglich 20 000 Leute vorbei«, erzählt Fräbel. Schnell spricht sich herum, dass hier ein Genie der Glaskunst am Werk ist. Wie kein anderer modelliert Fräbel Figuren aus besonders hartem Glas über der offenen Flamme. »Die Entwürfe fließen einfach so aus meinem Kopf ins Glas«, erzählt Fräbel, dass er höchstens mal eine Skizze anfertige.

Immer wieder sind es Bewegung und Körpersprache, die ihn zu detailreichen Kunstwerken inspirieren, von der rennenden Pferdeherde bis zum kraftvollen Turner. Alltagsgegenstände bringt Fräbel in einen überraschenden Kontext, oder er greift bewegende zeitgeschichtliche Erlebnisse auf. So etwa die Hoffnung auf »Liberation« der Juden im Dritten Reich.

Eines seiner ersten berühmten Werke entsteht 1976: »In the Middle of the Night« zeigt einen tropfenden Wasserhahn in transparenter Vollendung. Den internationalen Durchbruch bringt 1979 sein »Hammer and Nails«. Wie ein roter Faden ziehen sich die umher springenden Clowns durch Fräbels Kunstschaffen. Die agilen Kerlchen werden weltberühmt, als sie Ende der 80er Jahre zum Zugpferd der Werbekampagne von »Absolut Vodka« werden. Damit bekommt Fräbel, wie vor ihm Andy Warhol und Keith Haring, den Titel »Absolut Artist«.

Überall auf der Welt sind die kostbaren Kunstwerke in Museen zu sehen. Besonders viel Freude macht Fräbel indes das Verschmelzen von Kunst und Natur. So etwa bei Sonderausstellungen in den botanischen Gärten Amerikas, wo sich gläserne Frösche, Orchideen, Lilien und »Longfellows« ein bewegtes Stelldichein mit den Harlekins geben. Die Idee zu den Clowns sei ihm mit 15 gekommen. »Da habe ich ein Ölbild gesehen, auf dem Clowns durch den Schnee laufen.« Das habe sich eingebrannt. »In meinem Haus hängt ein Gemälde von der Mainzer Fastnacht im 16. Jahrhundert«, denkt Godo Fräbel an seine Wurzeln zurück und ist – bei einem konsequenten 7-Stunden-Arbeitstag – nach wie vor ganz Feuer und Flamme.

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