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Juwelierin wegen Schüssen auf Räuber vor Gericht

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Büdingen/Gießen (sha). »Es war ein Unfall«, beteuerte die 67-jährige Angeklagte gestern vor der Fünften Großen Strafkammer des Gießener Landgerichts. Sie habe den tödlichen Schuss nicht mit Absicht abgegeben und die Waffe außerdem »gegen die Wand« gerichtet.

Die Juwelierin muss sich wegen Totschlags verantworten, weil sie am 25. Juli vergangenen Jahres einen 18-Jährigen erschossen hat, der ihr Geschäft in Büdingen überfallen hatte. Der Prozess soll am Freitag fortgesetzt werden.

Bei ihrer polizeilichen Vernehmung hatte die Frau angegeben, von zwei Räubern überfallen worden zu sein. Dabei habe der andere Mittäter den 18-Jährigen erschossen, hatte die Juwelierin zunächst behauptet. Nach diesem Widerspruch gefragt, äußerte sie gegenüber dem Vorsitzenden Richter Bruno Demel, dass sie sich an ihre Aussagen bei der Polizei nicht mehr erinnern könne. Sie habe sich damals in einem »Schockzustand« befunden, betonte die Angeklagte mehrfach.

Staatsanwalt Klaus Bender wies darauf hin, dass die Juwelierin den mit einer Strumpfhose maskierten und mit einer ungeladenen Gaspistole bewaffneten Täter »an Gestalt und Stimme erkannt« habe. Weil sie mit ihm »gut bekannt« gewesen sei, habe sie ihn darum gebeten, die Tat nicht zu begehen, denn er sei für sie »wie ein Enkel« gewesen, schilderte Bender. Schließlich habe sie den 18-jährigen in ein an den Geschäftsraum angrenzendes Zimmer gelockt, in dem sie unter dem Kopfkissen einer Liege einen Revolver versteckt hatte.

Angeklagte: »Ich bereue alles.«

Dieser Darstellung widersprach die Angeklagte. Sie habe den jungen Büdinger »auf keinen Fall erkannt, sonst wäre es nicht dazu gekommen«. Der Räuber sei maskiert und mit vorgehaltener Waffe in ihr Geschäft gekommen. Dort habe er zunächst hinter der Verkaufstheke eine Schublade aufgezogen, in der sich ein Umschlag mit Geld befunden habe und diesen eingesteckt. Dann habe er sie am Kopf gepackt und in den Raum mit der Liege geführt. Er habe sehr leise nach »Geld und Gold« verlangt. Weil er früher schon einmal Altgold bei ihnen abgeliefert habe, habe er gewusst, dass ihr Mann aus diesem Raum Geld geholt habe, berichtete die Frau. Mit den Worten »Ich habe auch eine Waffe« habe sie den Revolver hervorgeholt. Der 18-Jährige, der ihr den Rücken zugewandt hatte, habe sich seitlich etwas umgedreht, und »in meiner Hand ist es zu dem Schuss gekommen«, schilderte die Angeklagte. »Ich bereue alles«, sagte sie und schlug immer wieder die Hände vor das Gesicht.

Auf Nachfrage des Gerichts erklärte sie, den Revolver mit »drei Schuss Munition von einem Jugoslawen« gekauft zu haben, weil sie im Frühjahr 2011 schon einmal überfallen worden sei. Sie habe aber »noch nie etwas mit Waffen zu tun gehabt«.

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