Was machen Bademeister eigentlich im Winter?

Trotz des milden Januars zieht es noch keinen Bad Vilbeler ins Freibad. Bis auf den Bademeister. Der wird im Winter zum Hausmeister.
Im Winter wird der Bademeister zum Hausmeister. »Ich bin hier sozusagen Mädchen für alles. Bis auf Gas und Elektrik übernehme ich sämtliche Aufgaben«, sagt Bademeister Jörg Lau. So wie jeden Morgen ist er bereits seit sechs Uhr im Einsatz. »Bis zur Eröffnung im Mai soll schließlich alles fertig sein.«
Doch noch sieht das Wasser im Schwimmbecken alles andere als erfrischend aus. Das trübe Gewässer hat aber einen wichtigen Zweck: »Das Wasser wird zum Schutz des Beckens vor Frostschäden erst im März abgelassen.« Im Becken selbst verhindert eine Teerpappe das Festfrieren am Erdreich. Um die Rohre und Leitungen vor Frost zu schützen, werden diese bei Minusgraden abgesperrt und komplett geleert. »Es dauert eine Stunde, bis die Leitungen entleert sind«, sagt Lau. Dennoch ist über die Feiertage eine der Edelstahlduschen im Außenbereich zugefroren.
Freibad Bad Vilbel: Badegäste nehmen Arbeiten nicht wahr
Aktuell nutzt Lau jedoch das milde Wetter, um die Gebäude und die Gartenmöbel für die Saison vorzubereiten. Der Umkleideraum wird als Lackierwerkstatt zweckentfremdet: »Ich streiche und lasiere die zahlreichen Bänke. Das ist eine undankbare Aufgabe, da kein Badegast die gestrichenen Bänke bemerkt. Wenn sie aber nicht gestrichen werden, beschweren sich die Badegäste über den schlechten Zustand«, sagt Lau. Auch die Kabinen erhalten einen frischen Anstrich. Im Anschluss folgt der Fußboden der Sammelumkleide. Der benötigt eine neue Farbe mit Sandbeimischung, um das Rutschrisiko bei Nässe zu verringern. »Ich hoffe, dass ich die Marmorierung des Bodens schaffe. Ich bin schließlich in dem Bereich kein Fachmann«, sagt der Hausherr.
In den kommenden Wochen ist das Hausmeisterduo Jörg Lau und Lutz Buchner hauptsächlich mit Reparatur- und Wartungsarbeiten beschäftigt: »Die Lampen in den Duschen sind beispielsweise in die Jahre gekommen und beginnen zu brummen. Die werden wir noch austauschen.«
Für sauberes Wasser muss auch die große Aufbereitungsanlage wieder für den Betrieb vorbereitet werden. Noch liegt sie jedoch im Keller des Freibades im Winterschlaf. »Bevor die Anlage im April wieder in Betrieb genommen wird und dann 24 Stunden bis zum Herbst durchläuft, muss ich die Filter noch mit einem Flockungsmittel auffüllen«, sagt Lau. Dadurch werden Schmutzteile im Wasser gebunden und können besser gefiltert werden. Insgesamt 1,2 Tonnen werden in die drei Filter gefüllt. »Die Aufbereitungsanlage ist knapp 50 Jahre alt, läuft aber noch ausgezeichnet«, sagt Bademeister Lau.
Freibad Bad Vilbel: Bekannt als Mann im weißen Hemd
Täglich laufen 600 Kubikmeter durch die Filteranlage. »In vier Stunden läuft der gesamte Beckeninhalt einmal durch die Filteranlage. In modernen Aufbereitungsanlagen müssen hundert Prozent des Wassers durch die Überlaufrinne am Beckenrand abgeführt und gereinigt werden. Ältere Modelle schaffen aber nur zwanzig Prozent.«
Auch die Flaschen mit dem Chlor zur Wasserreinigung im Nebenraum sind noch nicht installiert. In der Regel sind hier drei Flaschen angeschlossen. »Über ein System in einem zweiten Raum kann ich genau steuern, wie viel Chlor dem Wasser beigemischt werden soll«, sagt Lau. Der Grenzwert liege dabei bei 0,3 bis 0,6 Milligramm pro Liter.
Bis die Anlage wieder in Betrieb genommen wird, muss sich Jörg Lau jedoch zunächst um das Becken kümmern. »Wenn wir im März das Wasser aus dem Becken lassen, muss es schnell gehen. Mein Kollege Lutz Buchner und ich greifen sofort zum Wasserschlauch und spritzen das Becken sauber. Wenn sich erst Algen am Boden bilden, heißt es Schrubben.« Bevor neues Wasser eingelassen wird, muss das Becken mit einer speziellen Farbe auf Wasserbasis gestrichen werden. Die Farbe bildet eine Art Gummihaut und dichtet das Becken ab. »Es musss jedoch trockenes Wetter herrschen, um die Malerarbeiten durchführen zu können. Das Ablassen des Wassers dauert insgesamt eine Woche«, sagt Lau.
Die Arbeiten in der Gartenanlage hatte der Bademeister bereits vor seinem Urlaub abgeschlossen. Doch bis er im Sommer wieder zur Trillerpfeife greift, gibt es auf der Anlage noch viel zu tun. »Die Leute kennen mich ja nur als den Mann mit dem weißen Hemd. Ich werde oft gefragt, warum wir das Freibad nicht früher öffnen. Sie wissen gar nicht, was es heißt, einen Badebetrieb überhaupt erst zu ermöglichen. Feiertage gibt es für uns weder im Sommer noch im Winter.«
Trotzdem kann Lau es kaum erwarten, den Blaumann wieder gegen das weiße Hemd zu tauschen. An den Gesichtern der Badegäste kann er dann ablesen, ob er die Arbeiten zufriedenstellend erledigt hat.