Unterstützung auf Zeit
Junge Mütter bleiben nach der Geburt meist nicht lange im Krankenhaus, sondern kommen mit ihrem Baby schnell nach Hause. Wer dort Hilfe braucht, bekommt sie in Bad Vilbel von »wellcome«.
D er Grundgedanke von »wellcome« ist es, Familien mit Kindern im ersten Lebensjahr zu unterstützen. Das »wellcome«-Projekt gibt es seit über fünf Jahren auch in Bad Vilbel. Bisher war der Träger die Evangelische Familien-Bildungsstätte Wetterau. Weil die Kosten aber nicht mehr gedeckt werden konnten, wurde die Trägerschaft beendet. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bad Vilbel hat sich als neuer Träger gefunden – am 1. Mai geht es offiziell los. Ilona Schopf, »wellcome«-Koordinatorin von Bad Vilbel, ist froh über den neuen Träger aus der Stadt. »Jetzt sind die Wege nicht mehr so lang, das Verwaltungsaufkommen ist sehr gering. Außerdem sind AWO-Vorsitzender Rainer Fich und Kassierer Klaus Arabin gut vernetzt.« Schopf und Arabin teilen sich die Arbeit mit Jutta Wagner, Leiterin des Bad Vilbeler Familienbüros.
»Die Kinder sollen sich gut auf unserer Welt fühlen«, sagt Schopf. »Es ist inzwischen wissenschaftlich bewiesen worden, dass sich eine entspannte Mutter positiv aufs Kind auswirkt.« Häufig sind die frischgebackenen Eltern, bedingt durch Schlafmangel und die unbekannten Erfahrungen mit einem Neugeborenen, nicht sehr entspannt. Um entlastet zu werden, besuchen die Ehrenamtlichen ihre Familien etwa ein- bis zweimal die Woche.
Je nach Bedarf kümmern sie sich für einige Stunden um Baby oder Geschwisterkinder. Wagner merkt an: »Man muss nicht erst dann Hilfe von uns beziehen, wenn man sich völlig überfordert fühlt und nicht weiter weiß. Manchmal reicht es auch aus, einfach mal in Ruhe alleine zu baden oder zum Friseurtermin zu gehen – in dem Wissen, da passt jemand auf mein Kind auf und ich habe ein bisschen Zeit für mich.«
Wie genau die Betreuung aussieht und wie intensiv sich die Familie dem Ehrenamtlichen gegenüber öffnet, ist jedem selbst überlassen. »Wir hatten einen Fall, da ist die ehrenamtliche Dame auch zur Taufe eingeladen worden«, sagt Schopf. »Bei einer anderen Familie wiederum kam eine Ehrenamtliche immer nur, um mit den Kindern im Park spazieren zu gehen. Drinnen im Haus war sie nie.«
»Es ist ja schon länger so, dass die Großeltern von ihren Kindern und Enkeln weiter entfernt leben, als das früher der Fall war«, sagt Arabin. »Die AWO hat schon länger geliebäugelt, mit sogenannten Leihomas und -opas zu arbeiten und da ist uns das ›wellcome‹-Projekt quasi in den Schoß gefallen. Wir haben schon länger einen Image-Wandel angestrebt. Die AWO Bad Vilbel soll nicht nur für ihre Senioren-Angebote bekannt sein. Jetzt haben wir alle Altersgruppen abgedeckt – von der Wiege bis zur Bahre.«
Derzeit arbeiten neun ehrenamtliche Frauen für das »wellcome«-Projekt, fünf von ihnen sind berufstätig. Zwei werden demnächst pausieren. Wagner und Schopf hoffen auf einen Stamm von etwa 13 bis 15 Ehrenamtlichen. Diese Anzahl sei ausreichend für den Bedarf in Bad Vilbel. Deswegen suchen sie dringend weitere Ehrenamtliche. Sehr freuen würden sie sich auch über männliche Interessierte. Voraussetzungen sind ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein, Verschwiegenheit, Kinderliebe und ein reines Führungszeugnis. Wenn alles stimmt, kommt es zu einer schriftlichen Vereinbarung. Ab dann sind die Ehrenamtlichen auch durch den Träger AWO haftpflicht- und krankenversichert. Die Ehrenamtlichen müssen »wellcome« nicht permanent zur Verfügung stehen. Sobald die Zeit in einer Familie herum ist – meistens handelt es sich um etwa vier oder fünf Monate – können sie eine Auszeit nehmen.
Weitere Informationen sind erhältlich unter www.wellcome-online.de oder direkt bei Ilona Schopf unter der Telefonnummer 01 52/04 91-51 71.