Turnverein grätscht dazwischen
Der Turnverein Bad Vilbel ist sauer, weil der SV Fun-Ball Dortelweil im Neubaugebiet Quellenpark eine Halle errichten will. Der Turnverein würde selbst auch gern expandieren.
Beim Turnverein Bad Vilbel ist man sauer. Die Pläne des SV Fun-Fall Dortelweil, sich in die Kernstadt auszuweiten und im Neubaugebiet Quellenpark eine Mehrzweckhalle zu bauen, haben den TV nach eigenen Angaben völlig überrascht. In einem Brandbrief an Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr und die Fraktionsvorsitzenden im Stadtparlament fordert man einen Gesprächstermin. Mit Erfolg: In der jüngsten Sitzung der Stadtverordneten wurde der Punkt »Förderung des Sportvereins Fun-Ball Dortelweil« vertagt. Stöhr wollte Thema schnell erledigen
Wäre es nach dem Bürgermeister gegangen, wäre das Thema schnell durch die Gremien gepeitscht worden. Denn in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses hatte das Stadtoberhaupt mehrfach die Eilbedürftigkeit der Angelegenheit hervorgehoben. Schließlich müssten die Stadtverordneten rasch einen Grundsatzbeschluss fassen, damit Fun-Ball beim Land die Zuschussanträge für sein Vorhaben stellen könne. Doch schon im Ausschuss hatte sich gezeigt, dass es seitens der Opposition jede Menge Fragen zu dem Projekt gab. Und die SPD forderte zudem eine Nutzung der geplanten Halle auch durch den örtlichen Turnverein. Vorhaben klingt sympathisch
Das Vorhaben klingt zunächst sympathisch. Der SV Fun-Ball möchte für die künftigen 3500 Neubürger im Wohnbaugebiet Quellenpark ein Sportangebot unterbreiten. Dazu will er eine Mehrzweckhalle bauen, auf die sogenannte Gemeinbedarfsfläche. Dort, wo der Wetteraukreis eine Grundschule und die Stadt eine Kindertagesstätte bauen wollen. Dazu braucht er aber finanzielle Hilfe der Stadt. Die soll einen Kommunalkredit in Höhe von 990 000 Euro aufnehmen und dem Verein das Grundstück für einen Euro in Erbpacht zur Verfügung stellen. Den Ausschussmitgliedern lag eine detaillierte Finanzierungsplan vor. Sie votierten bei Enthaltung der SPD für das 1,8-Millionen-Projekt (WZ vom Montag). TV hat Pläne aus der Presse erfahren
Aber beim örtlichen Turnverein ist man sauer. »Wir haben alles aus der Presse erfahren«, schimpft Vorsitzender Wolfgang Schmidt. Er und seine Vorstandskollegen seien sehr verwundert darüber, dass der SV Fun-Ball bereits am 23. August einen Antrag für diese Halle gestellt habe, obwohl doch angeblich die Gemeinbedarfsfläche erst vor zwei Wochen vom Wetteraukreis bestätigt worden sei. Der Vorstand des TV vermutet hier einen personellen Zusammenhang. Denn Klaus Rotter, 2. Vorsitzender des Dortelweiler Vereins, arbeitet bei den Stadtwerken. Dessen Werkleiter heißt Klaus Minkel. Und Minkel ist zudem Stadtrat und hat die Vorlage an die Stadtverordneten mit Stöhr erarbeitet.
TV will auch expandieren
Dem Turnverein geht es aber im Kern darum, in der Kernstadt noch expandieren zu können. Denn das künftige Neubaugebiet nahe dem Bahnhof gehört zur Kernstadt. Da passt es dem TV gar nicht, dass der Dortelweiler Sportverein sich dorthin ausdehnen will. Schmidt zur WZ: »Es ist doch ganz klar: Wenn ein Neubürger das Sportangebot quasi vor der Tür hat, wird er doch nicht fünf Kilometer weiter zu uns fahren.« Der SV Fun-Ball mache »eine klasse Arbeit«. Es gehe dem TV nicht darum, den SC schlecht zu machen. Aber der Fun-Ball sei nicht der einzige Verein, der integrative Arbeit mache, heißt es in dem Brief an den Bürgermeister und die Fraktionsvorsitzenden. »Wir kooperieren mit der Kita Elisabethenstraße, wo wir Turn- und Bewegungsangebote anbieten.« Beteiligung am Hallenbau ist möglich
Der TV könne sich finanziell am Bau der neuen Halle beteiligen. Denn man habe die Halle in der Huizener Straße im Eigentum und könne diese als Sicherheit einbringen. Wichtig sei, dass noch mal über alles gesprochen werde »und wir mit ins Boot kommen«.
Minkel nimmt Rotter in Schutz
Stadtrat und Stadtwerke-Leiter Klaus Minkel hat sich vor seinen Mitarbeiter Klaus Rotter gestellt. Er empfinde es als »besonders unsportlich«, wenn Schmidt Rotter Insiderwissen vorwerfe. Das sei eine »reine Unterstellung«. Der Bebauungsplan mit der Gemeinbedarfsfläche existiere schon seit 15 Jahren und sei für jeden öffentlich einsehbar, auch für den Turnverein. »Insofern gibt es kein Insiderwissen.« Der Funball-Verein sei seit Jahresbeginn an dem Projekt dran. Als Vorgesetzter stelle er sich vor seinen Mitarbeiter, »der ein großer Leistungsträger ist und die unbegründete und unsportliche Verleumdung wegen angeblichen Insiderwissens nicht verdient hat.« (pe)