Suchtberater stellt Jahresbericht vor

Karben (jbb). Die Zahl der Klienten von Lutz Illhardt ist 2014 gegenüber dem Vorjahr fast konstant geblieben: 120 Menschen aus Bad Vilbel und Karben hätten die Beratungsstelle für Suchthilfe und Suchtprävention aufgesucht berichtet der Diplompädagoge bei der Vorstellung seines Jahresberichtes.
Die Vorstellung der Jahreszahlen des Sucht- und Drogenberaters Lutz Illhardt wurde begleitet von Bad Vilbels Sozialdezernentin Heike Freund-Hahn, Karbens Bürgermeister Guido Rahn, Vilbels Fachdienstleiter Soziale Sicherung Jörg Heinz und Hans Peter Krämer vom Zentrum für Jugendberatung und Suchthilfe für den Wetteraukreis.
Alkohol war mit 53 Klienten wie im Vorjahr das Hauptsuchtproblem, gefolgt von Cannabis und Opiaten wie Methadon. Erfreulich ist laut Illhardt, dass es derzeit keine Heroinabhängigen gebe. Da habe sich die Situation gegenüber den 90er Jahren, als es noch viele Herointote in Deutschland gab, deutlich verbessert. Die Heroin-Ersatzdroge Methadon müsse aber von den Betroffenen oft noch sehr lange genommen werden.
Laut Illhardt beendeten 63 Prozent der Klienten die Betreuung. Viele deshalb, um sich etwa für eine Ausbildungsstelle zu bewerben oder den Führerschein zu machen, 19 Prozent wurden in stationäre oder ambulante Maßnahmen weitervermittelt, die restlichen 18 Prozent brachen die Beratung ab. 49 Prozent der Klienten seien bei Beratungsende abstinent, und bei 28 Prozent hatte sich der Konsum immerhin gebessert.
Bei den Altersgruppen überwiegt die Zahl der 30- bis 50 Jährigen oder deren Angehörige, die sich an die Beratung wenden. Dass im Vorjahr nur sechs Personen unter 20 Jahren gezählt wurden und damit deutlich weniger als im Vorjahr, ist nach Ansicht der Experten kein Grund für Entwarnung. Die Zahl der Jüngeren, die sich »mit Alkohol zudröhnen«, nimmt laut Illhardt zu. Durchschnittlich finde der Erstkonsum von Alkohol mit 13,3 Jahren statt, es seien aber auch schon Zwölfjährige darunter. Besonders prekär ist, dass es meist hochprozentige Produkte wie Wodka oder Gin sind, die dann mit Fruchtsäften gemixt und konsumiert werden. Die Wirkung, besonders in dieser heißen Jahreszeit, sei entsprechend.
Bürgermeister Rahn berichtete von Einzelfällen, bei denen 13- oder 14-Jährige volltrunken aufgegriffen und ihren Eltern übergeben worden seien. Deren Reaktion: »Lass doch die Kids mal was trinken« sei erschreckend.
In Sachen Jugend sehen sich Illhardt und Krämer besonders gefordert: Die Prävention an Schulen und an Festen wie dem Bad Vilbeler Markt, wo man mit dem Aktionsbündnis Jugendschutz das Projekt »Feiern mit Regeln« aus der Taufe hob, sei besonders wichtig. Dem Bündnis gehören inzwischen 16 Kommunen und Gemeinden der Wetterau an. Prävention bringe auch deshalb viel, berichten Krämer und Illhardt, weil die Jugendlichen die Berater inzwischen kennen und man so leichter Zugang zu ihnen habe.
Lutz Illhardt ist seit 1993 Leiter der Suchtberatungsstelle (Telefon: 0 61 01/8 34 59 und 0 60 39/48 11 71). Der Diplompädagoge ist Angestellter des Vereins Jugendberatung und Jugendhilfe Frankfurt, der unter anderem auch in Friedberg mit 32 Mitarbeitern im Auftrag der Kommunen tätig wird. Illhardt ist wöchentlich drei Tage in Bad Vilbel und zwei Tage in Karben aktiv. Die Hälfte der Arbeit des Einzelkämpfers ist Beratung, die andere Prävention.
Die Städte Bad Vilbel und Karben zahlen jeweils jährlich rund 36 500 Euro für die Einrichtung, der Wetteraukreis übernimmt jeweils 2500 Euro.