So reagieren Stada-Mitarbeiter auf geplante Übernahme
Standort und Arbeitsplätze in Dorteilweil sind sicher - so lautete der Tenor des Stada-Vorstands bei einer Betriebsversammlung. Wir haben Reaktionen der Mitarbeiter gesammelt.
Ein spannender Mittag war gestern für rund 600 Mitarbeiter des Pharmaunternehmens Stada: Statt zum Mittagessen gingen sie in die Mitarbeiterversammlung ins Kulturforum Dortelweil. Dorthin hatte der Vorstand eingeladen, um die bevorstehende Übernahme des Unternehmens durch die Finanzinvestoren Bain und Cinven persönlich zu verkünden und Fragen zu beantworten.
Die Stimmung zu Beginn wurde als »verhalten« bezeichnet. »Zum Schluss gab es Beifall«, sagte der Leiter der Unternehmenskommunikation, Sebastian Krämer-Bach. Er hatte die Veranstaltung moderiert, auf der der Vorstandsvorsitzende Dr. Matthias Wiedenfels sprach. Er erläuterte, was am Montagmorgen nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung bekannt geworden war.
Demzufolge haben die Finanzinvestoren Bain und Cinven ein »attraktives Angebot« für den Arzneimittelhersteller von Nachahmerprodukten (Generika) vorgelegt. Wie berichtet, bieten sie 66 Euro je Aktie oder insgesamt 5,3 Milliarden Euro einschließlich der Schulden von gut 1,1 Milliarden Euro. Keine Sorge um Arbeitsplätze
Vorstand und Aufsichtsrat von Stada unterstützten das Angebot. Damit die Offerte greift, müssen die Aktionäre aber mindestens 75 Prozent der Papiere Bain und Cinven zum Kauf anbieten. Die Bieter haben von nun an vier Wochen Zeit, das Angebot offiziell vorzulegen, erläuterte der Leiter der Unternehmenskommunikation beim Konzern, Sebastian Krämer-Bach. Danach gebe es eine weitere sechswöchige Angebotsfrist, ehe die Behörden alles prüfen.
Wiedenfels betonte in der Sitzung die Zusagen für die Mitarbeiter und die Standorte. So bleibe die seit 1956 bestehende Zentrale in Bad Vilbel ebenso erhalten wie die »wesentlichen« anderen Standorte des Konzerns, geltende Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge würden fortgeführt. Ferner hätte sich das Finanzkonsortium bereit erklärt, abseits des laufenden Umbauprogramms bei Stada vier Jahre »weitgehend« auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Bain und Cinven hätten weiter erklärt, in Stada investieren zu wollen.
Vertrauen in den Vorstand Rund anderthalb Stunden dauerte die Sitzung, an der der gesamte Vorstand teilnahm, außer Wiedenfels sind das Finanzvorstand Helmut Kraft und der neue Technikvorstand Dr. Barthold Piening. Nach der Versammlung war allerdings fast kein Mitarbeiter gegenüber den Pressevertretern zu einer Stellungnahme bereit. Eine Angestellte aus dem Besucherservice sagte zur WZ, sie vertraue dem Vorstand. »Für mich ist die Sache positiv gelaufen.« Die Versammlung sei sehr aufschlussreich gewesen. Sie berichtete, nach anfänglicher Unsicherheit sei die Stimmung später »gut« gewesen. »Für uns Mitarbeiter war die Veranstaltung wichtig, um die Zusammenhänge zu verstehen.« Dass die Stimmung gut war, verrieten auch die Mienen nach der Veranstaltung. Sorgen um den Arbeitsplatz muss sich zurzeit wohl niemand machen. Vor allem wurde positiv aufgenommen, dass für vier Jahre alle Verträge und Vereinbarungen aufrechterhalten werden. »Solche weitreichenden Zugeständnisse gibt es kaum«, sagte Christian Görtz von der Pressestelle. Krämer-Bach ging noch einen Schritt weiter: »Die Vereinbarung atmet den Geist, dass man den Standort Bad Vilbel ausbauen will. Wir haben es hier nicht mit einer Heuschrecke zu tun.«
Weltweite Übertrag per Live-Stream Schon im Vorfeld hatte der Vorstand den Betriebsrat und den Wirtschaftsrat des Unternehmens über die Übernahmedetails informiert. Die gestrige Versammlung in Dortelweil wurde an die anderen Standorte weltweit per Live-Stream übertragen und simultan übersetzt. Weltweit beschäftigt der Konzern etwa 10 000 Mitarbeiter. Außer in Bad Vilbel gibt es noch einen Logistikstandort in Florstadt, der von der DHL übernommen wurde, von wo aus weiterhin die Stada-Arzneimittel ausgeliefert werden. Auch dieser Standort soll erhalten bleiben.
Der Vorstand wird kommende Woche auch nach Serbien und Russland reisen, um den Mitarbeitern vor Ort die Situation zu erläutern und Fragen zu beantworten.