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Raus aus der Schuldenfalle

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Von: Christine Fauerbach

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Was tun, wenn immer mehr Mahnungen eintrudeln? Wenn das Konto ständig überzogen wird? Die ehrenamtlichen Schuldnerberater aus Bad Vilbel und Karben helfen.

Ein langer Wunsch der AWO Bad Vilbel ist in Erfüllung gegangen. Dank der Unterstützung des Wetteraukreises von jährlich 18 000 Euro konnte ein Büro angemietet werden, um hier die ehrenamtliche Schuldnerberatung anbieten zu können.

AWO-Vorsitzender Rainer Fich präsentierte jetzt mit dem Beratungsteam die Räume. Das Büro liegt an der Friedberger Straße. In dieser früheren, städtischen Wohnung hat bereits die Suchthilfe und Suchtprävention für Bad Vilbel und Karben ihr Büro. Kreis-Sozialdezernentin Stephanie Becker-Bösch erklärte, dass der Vertrag zum Unterstützen des Angebots noch vier Jahre läuft. Mit dem Anerkennen durch das Regierungspräsidium gehöre die AWO-Schuldnerberatung zur Riege der vorhandenen Beratungsstellen im Kreis zu denen das Diakonische Werk, die Caritas, Frauen-Arbeit-Bildung (FAB) und die ADN Schuldnerberatung gehören. »Damit sind wir im Wetteraukreis gut aufgestellt«, sagte Becker-Bösch. AWO, Caritas und Diakonisches Werk haben den Auftrag, die Menschen zu beraten, die mit ihremEinkommen oberhalb der Grenzen zu Sozialleistungen liegen. Haushalte, die Grundsicherungsleistungen beziehen, erhalten von dort einen Beratungsschein, mit dem sie sich an die Beratungsstellen von FAB oder der ADN wenden können.

Rechtsanwalt mit dabei

Damit Bürger erst gar nicht in eine Schuldenfalle geraten bietet die AWO-Schuldnerberatung kostenlose offene Beratungssprechstunden in Bad Vilbel und Karben an. Je zwei Berater analysieren in vertraulichen Gesprächen die Situationen, geben Tipps zum Lösen der Finanzprobleme. Es kann ein Quotenplan erstellt werden, der an die Gläubiger weitergeleitet wird. »Wir können eine private Schuldenbereinigung ohne Insolvenzverfahren durchführen«, sagt Fich. Scheitert das außerordentliche Schuldenbereinigungsverfahren, dann darf die AWO die Verbraucherinsolvenz bescheinigen. »Unser Ziel ist, eine Einigung zwischen Schuldner und Gläubiger zu erreichen«, sagt Fich. Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr ergänzt: »Je eher Betroffene Hilfe suchen, desto früher kann man den Schuldenkreislauf stoppen.«

Das bestätigt auch das Leitungsteam der ehrenamtlichen Berater. Seit acht Jahren bilden Jaques Indemans und Ursula Bermann, das Team. Sie haben beide eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Zur Seite steht dem ehrenamtlichen Team mit Rechtsanwalt Stefan Fink ein Hauptamtlicher, der bei der AWO geringfügig beschäftigt ist. Die Berater erstellen mit ihren Klienten Haushaltspläne. »Selbst mittellose Schuldner können mithilfe eines Beratungsscheins, der beim zuständigen Amtsgericht erhältlich ist, eine Rechtsberatung bekommen«, erklärt Fink.

Die Gründe für eine finanzielle Schieflage und daraus resultierende Verschuldung sind vielfältig, reichen von einer Scheidung über den Verlust des Arbeitsplatzes, bis zu Sucht und Darlehensverträgen, die nicht mehr bedient werden können. Oft fehle bei der Vergabe von Krediten eine seriöse Prüfung berichten die Schuldnerberater.

»Wir zaubern die Schulden nicht weg, sondern zeigen den Leuten einen Weg aus ihrer Schuldenfalle auf«, sagt Fink. Zwei bis sieben Jahre laufe ein Verfahren. »Der Betroffene kann nach einem erfolgreichen Verfahren wieder voll am Wirtschaftsleben teilnehmen.« Im vergangenen Jahr hatten die ehrenamtlichen Berater 50 persönliche Beratungsgespräche und 83 telefonische. Seit Januar kamen 30 Klienten, 47 suchten telefonischen Rat. Von den 30 Beratungen konnten bei zehn Vergleiche erzielt werden. Die Forderungen der Gläubiger liegen zwischen 2000 und 300 000 Euro.

Erreichbar ist die Schuldnerberatung telefonisch unter 01 76/51 00 79 04, per E-Mail an: info@schuldnerberatung-badvilbel.de. Die Sprechstunde im Haus der Begegnung ist mittwochs von 13 bis 14 Uhr und in Karben an jedem ersten und dritten Montag im Monat von 14 bis 15 Uhr im Rathaus.

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