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Rapper aus Bad Vilbel will durchstarten: Kai Otte ist „Katarsiz“

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Von: Patrick Eickhoff

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Rap aus Bad Vilbel: Kai Otte alias „Katarsiz“ möchte mit gesellschaftskritischen und ernsten Themen als Rapper durchstarten. Eine Botschaft ist ihm besonders wichtig.

Bad Vilbel – Wenn Kai Otte durch Bad Vilbel läuft, treffen ihn die Blicke. Der 32-Jährige ist etwas über 1,90 Meter groß und muskulös. An seinem beiden Armen prangen Tätowierungen. Er trägt eine Goldkette. Eine große auffällige Sonnenbrille ziert sein Gesicht. »Das bestätigt schon etwas das Klischee«, sagt er und lacht. Denn: Kai Otte ist Rapper. Mit seinen Songs möchte der 32-Jährige allerdings keine Vorurteile bedienen. Hinter der hart aussehenden Schale steckt nämlich nicht nur ein kluger Kopf, sondern ein Mann, der vor allem persönliche Geschichten in seinen Liedern verarbeitet. »Ich möchte den Menschen etwas mitgeben.«

Da es in der Branche beinahe üblich ist, nicht unter dem bürgerlichen Namen Musik zu veröffentlichen, firmiert Otte unter »Katarsiz«. Das leitet sich ab vom griechischen Wort Katharsis. »In der Psychologie steht das für den Ausbruch von Wut und Trauer. Ich bin der Meinung, das passt gut zu meinen Texten.«

„Katarsiz“ aus Bad Vilbel (Wetterau): „Ich habe eine Vorbildfunktion“

Angefangen hat alles - wie bei den meisten Rappern - im Kinderzimmer. »Ich habe schon immer gerne Rap gehört«, sagt er. An seinen ersten Auftritt kann sich Kai Otte noch gut erinnern. »Das war auf der Ernst-Reuter-Schule. Da habe ich meinem Kumpel den Song ›Without Me‹ von Eminem performt. Kurze Zeit später gab es sogar eine Rap-AG. Das war schon cool.«

Auf die Jahre danach blickt der heute 32-Jährige nicht so gerne zurück. »Es ist viel passiert«, sagt Kai Otte heute. Körperverletzung, Bewährungsstrafen, Ärger mit den Ordnungshütern. Otte rutscht fast auf die schiefe Bahn. Sprechen möchte er über diese Dinge nicht mehr. »Ich weiß, dass nicht alles gut gelaufen ist. Aber das ist vorbei. Ich weiß, dass ich ein Vorbild für die Jugend sein muss.« Es sei schließlich nicht »cool«, Drogen zu nehmen oder kriminell zu sein. »Ich habe eine Vorbildfunktion.«

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Wenn er eine Bühne sieht, will Kai Otte diese auch betreten. Kleinere Auftritte hat der 32-Jährige bereits hinter sich. »Ein Traum wäre irgendwann mal die Batschkapp in Frankfurt auszuverkaufen«, sagt er. © Patrick Eickhoff

Dass er sich geändert hat, zeigt sein Werdegang. Kai Otte holt auf der Abendschule sein Abitur nach, studiert anschließend auf der Hochschule in Darmstadt »Motion Pictures«. »Meinen Bachelor of Arts habe ich dieses Jahr mit 1,7 abgeschlossen«, berichtet der Musiker stolz. Von jetzt an soll alles in den richtigen Bahnen laufen. »Ich habe ein Gewerbe angemeldet und einen Steuerberater.« Im Studium lernt er viele Freunde kennen, die ebenfalls in der Rapszene vernetzt sind. So zum Beispiel auch die Gruppe um »1TAKE-Films« - eines der bekanntesten Filmstudios für Rapmusiker in Deutschland. Mehrere Songs hat Kai Otte seit 2018 veröffentlicht. Ein Album aber noch nicht. »Dafür ist es noch zu früh, das haben mir auch viele Leute aus der Szene so bestätigt.« Rund 11 000 Abonnenten folgen dem aufstrebenden Künstler bei Instagram. »Leider ist mein Account derzeit gehackt worden«, bedauert Otte. Bei der Streaming-Plattform Spotify zählt er eine Million Streams - Tendenz steigend. Sein Song »Tortuga« zählt nach einem Monat bei Youtube fast 40 000 Aufrufe. »Er geht mehr in die Dancehall-Richtung.« Sein aktuellrer Song heißt »Lost«.

Bad Vilbeler „Katarsiz“ Rapper: Einnahmen sollen gespendet werden

Seine Art des »Conscious-Rap« - eine Stilrichtung weg vom aggressiven Gangster-Rap hin zur Gesellschaftskritik - kommt an. »Einige Fans sind seit der ersten Stunde dabei, viele jüngere in den vergangenen Monaten dazugekommen.« Gerade diesen möchte der 32-Jährige vermitteln: »Es ist nicht cool, ein Gangster zu sein.« Über Feedback freut sich Kai Otte sehr. »Wenn mir jemand beispielsweise schreibt, dass ihm meine Musik durch eine schwere Zeit geholfen hat, dann weiß ich, dass ich das Richtige mache.«

Dafür hat er sich noch etwas einfallen lassen. In den kommenden Monaten soll ein persönlicher Song zum Thema Wohnungsnot und Missbrauch erscheinen. »Die Einnahmen möchte ich komplett einer Einrichtung spenden.« Das soll bei weiteren Themen folgen. »Wenn wir so etwas Nachhaltiges erreichen können, wäre das super.« (Patrick Eickhoff)

Talentierte Musiker gibt es in der Wetterau viele. Eine Band, die aus einer ganz anderen Stilrichtung kommt als „Katarsiz“, ist die Soul-Gruppe „Cool Aid“ aus Friedberg.

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