1. Wetterauer Zeitung
  2. Wetterau
  3. Bad Vilbel

Raketen und Böller sind für Hunde die Hölle

Erstellt:

Kommentare

Der reinrassige Parson-Jack-Russell-Rüde Flecki (4,5) ist am 31.Juli entlaufen 	FOTO: PRIVAT
Der reinrassige Parson-Jack-Russell-Rüde Flecki (4,5) ist am 31.Juli entlaufen FOTO: PRIVAT

Ein einzelner Böllerknall kann ausreichen, dass ein Hund entläuft. Bad Vilbeler mussten bereits die Erfahrung machen, dass ihr geliebtes Haustier für immer weg ist.

Alle Jahre wieder spielen sich vor allem rund um Silvester meist unbemerkt von der Öffentlichkeit Dramen ab wie Gundula Ort von der Tierschutzberatung im Haus der Begegnung und Ramona Köhler von der Tiersicherung Frankfurt & Umgebung berichten. »Seit zwei Tagen sind pro Tag je vier Hunde entlaufen. Zwei werden noch vermisst«, nennt Ramona Köhler aktuelle Zahlen.

Nach Angaben der Silvester AG, die vom 26. Dezember bis 4. Januar zählt, sind bis heute (30. Dezember) bereits 180 Hunde entlaufen, von denen für sieben ihr Ausflug tödlich endete. »Im letzten Jahr wurden 1238 Fälle auf Tasso, Ebay und Facebook gemeldet, davon wurden 48 Hunde tot aufgefunden«, berichtet Ramona Köhler. Entlaufen sind 730 nicht angeleinten Hunde ihren Besitzern aufgrund von entzündeten Feuerwerkskörpern.

Augenblick mit schweren Folgen

Die Tiere erschrecken sich, laufen kopflos herum und davon schildern die ehrenamtlichen Tierschützer. Gundula Ort fügt hinzu, dass in letzter Zeit auch die Fälle, dass Hunde fast direkt nach der Übergabe an ihre neuen Besitzer entlaufen, zunehmen. »Oft reicht ein kurzer Moment der Unachtsamkeit, ein kurzes Fallenlassen der Leine, eine Lockerung des Griffs oder Offenlassen der Tür aus, und das verunsicherte Tier rennt weg.« Hat das Tier Glück, dann wird es nach einiger Zeit voll Angst, Kälte, Hunger und Durst unverletzt gefunden. Viele bleiben aber verschollen, werden mit teil schweren Verletzungen oder tot gefunden. »Im November wurden zwei entlaufene Hunde in der Nähe von Nieder-Wöllstadt von Zügen überfahren«, berichtet Gundula Ort. Meist tödlich endet für die Tiere auch die Kollision mit einem Auto.

Tiere finden nicht nach Hause

Wie schmerzlich für die betroffenen Familien der Verlust des geliebten Vierbeiners ist, berichtet Anette W. Ihr reinrassiger Parson Jack Russel-Rüde »Flecki« (4,5) lief am 31. Juli seiner Karbener Ferienbetreuerin weg. »Er wurde ab und zu gesehen, zuletzt zwischen Nieder-Erlenbach und Harheim. Wir hoffen immer noch, dass er gefunden wird. Flecki ist gechipt. Wir vermissen ihn sehr«, berichtet Anette W. »Die Chance einen entlaufenen Hunde wieder zu finden ist ein bis zwei Wochen nach dem Entlaufen am größten«, sagt Gundula Ort. Wichtig sei es dem Hund nicht hinterherzulaufen, sondern ihn mit Rufen zum Stehenbleiben und Umkehren zu animieren. Das verängstigte Tier muss sich erst wieder beruhigen. Das erfordert von den Haltern große Geduld und Einfühlungsvermögen. Meist sind die Tiere zu aufgeregt, verstecken sich länger. Bereits nach einem Tag schalten entlaufene Hunde auf Überlebensmodus um, berichtet Ort. »Dann dreht sich für das Tier alles nur noch um fressen, saufen und sichere Unterkunft.«

Mit einem Happy End für Tier und Mensch endete das Entlaufen von Schäferhund-Collie-Windhund-Mix Hündin Alexa (14) von Christina und Hartmut Dittmar. Den Groß-Kärbern lief Alexa am 31.12.2018 beim Spaziergang gegenüber dem Jukuz weg. Durch einen Kracher verängstigt, lief die Hündin davon. Die Hoffnung der Besitzer, dass Alexa nach Hause kommt zerschlug sich. Ramona Köhler von der Tiersicherung und Christine Gredel vom Tierschutzverein Karben gaben den Haltern wertvolle Tipps zur Plakatierung und Suchmeldungen in den sozialen Medien. »Ramona hat ganz tolle Arbeit geleistet, viele technische Tipps gegeben und uns mental unterstützt«, sagt das Ehepaar. Am 2. Januar 2019 entdeckten Christina und Hartmut Dittmar Alexa wieder am Hotel, wo sie entlaufen war. »Damit haben wir nicht gerechnet.« Leider endet das Entlaufen nicht immer so glücklich. Oft muss der Tierarzt die schwer verletzten Tiere von ihren Qualen erlösen.

Hilfe für Tierhalter

Wertvolle Tipps für Suche, Plakatierung und vieles mehr gibt es für Halter entlaufener Hunde/Tiere bei Ramona Köhler von der Tiersicherung Frankfurt/Main & Umgebung, Tel. 0170-8019978, tiersicherung.frankfurt@gmail.com und in der Tierschutzberatung von Gundula Ort 06101-9833044, hdb-bad-vilbel@arcor.de

Auch interessant

Kommentare