Neue Selbsthilfegruppe: Mit Herz dabei

Bad Vilbel (cf). Nomen est omen, der »Name ist ein Zeichen«. Im Fall einer neuen Selbsthilfegruppe für junge Betroffene mit koronaren Herzerkrankungen, deren Partner und Angehörige ist der Name »Mit Herz dabei« zugleich Programm. Initiatorin ist Bettina Neßler. Die 47-Jährige leidet an chronischen Autoimmunerkrankungen.
»Ich habe seit 1981 eine Gelenkerkrankung, seit über 25 Jahren eine Muskel- erkrankung und leide an Osteoporose. Vor sechs Jahren wurde bei mir durch Zufall bei einem Check im Krankenhaus eine Herzschädigung festgestellt.« Ihre Herzleistung liege nur noch bei 20 Prozent, berichtet Neßler und fügt hinzu: »Mein Herz arbeitet zu viel, ich habe oft Doppelschläge.« Bevor sie sich im September 2010 einen Defibrillator einsetzen ließ, habe sie geheiratet. »Man weiß nie wie so eine Operation ausgeht und ich wollte, dass mein Mann immer zu mir ans Bett kann.« Betreut wurde sie von einem Kardiologen in der Mainzer Uniklinik bis dieser ihr empfahl, sich einen niedergelassenen Herzspezialisten zu suchen. Und so wechselte sie zum »Kardiocentrum Frankfurt«, das seinen Sitz am Vilbeler Niddaplatz hat. Dadurch kam es zum Kontakt mit der Selbsthilfekontaktstelle Bürgeraktive im Haus der Begegnung und der Idee, in Bad Vilbel die Selbsthilfegruppe »Mit Herz dabei« für junge Betroffene mit koronaren Herzerkrankungen zu initiieren.
»Die Gruppe möchte eine Plattform für junge Betroffene, deren Partner und Angehörige sein«, erklärt Eva Raboldt von der Selbsthilfekontaktstelle. Ausgeschlossen werden ältere Erkrankte aber nicht. Bei »jungen« Betroffenen liege oft ein anderes Krankheitsbild zugrunde als bei älteren, und auch die Auswirkungen auf den Alltag seien bei jüngeren andere als bei älteren Patienten. »Mich interessiert, wie helfen sich andere an einer koronaren Herzerkrankung leidende in ihrem Alltag«, sagt Neßler. Zudem erhofft sie sich einen Austausch über Ärzte, Medikation, Therapien und vieles mehr. Neßler hat einen niedrigen Blutdruck, nimmt Beta-Blocker, Schmerzmittel, Kalzium und Vitamin D. »Ich gehe mit meinen Erkrankungen offen um, freue mich auf einen Austausch mit Gleichgesinnten.«
Partner und Angehörige leiden mit. »Für meinen Mann, meine Mutter, meinen Bruder und meine Freunde ist meine Erkrankung ebenfalls schlimm. Wenn ich keine Luft mehr bekomme, dann geraten sie in Panik. Sie stehen dabei und können kaum helfen«, sagt Neßler. Sie selbst sei erst einmal in Panik geraten. »Das war vor vier Jahren während eines Kuraufenthaltes.
Da war ich allein, weil Lisa nicht mit in die Klinik durfte.« Zu Hause weicht Labradorhündin Lisa ihrem Frauchen nicht von der Seite. »Lisa gibt mir Sicherheit, beobachtet und spürt, wenn es mir nicht gut geht.« Und sie holt Hilfe, alarmiert die im Parterre des Mehrfamilienhauses wohnende Mutter oder den Bruder im zweiten Stock. Ihre drei Autoimmunerkrankungen »zwischendurch sitze ich auch im Rollstuhl, weil ich nicht laufen kann«, zehren sehr an der Kraft der Kelkheimerin. »Ich habe gelernt, einen Gang runterzuschalten, auf meinen Körper zu hören. Wenn ich müde bin, dann lege ich mich noch einmal hin und schlafe eine Runde. Mein Körper braucht dann diese Ruhephase.« Neßler ist verrentet. Sie würde gern arbeiten, doch das geht nicht. Eingerechnet ihre Ausbildungszeit hat die gelernte Bürokauffrau gerade einmal sechs Jahre gearbeitet.
Das erste Treffen der Gruppe findet am 1. September um 19 Uhr im Haus der Begegnung statt.