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Kein freier Eintritt für Kinder

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Von: Patrick Eickhoff

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In manchen Städten gibt es für Kinder und Jugendliche freien Eintritt ins Freibad. In Bad Vilbel wird es das erstmal nicht geben. © Red

Kaum kommt die Sonne raus, zieht es viele ins Freibad. Grüne und FDP wollten dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche kostenlos ins Bad Vilbeler Freibad können. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Nur ein einziger Punkt stand am Montagabend auf der Tagesordnung der Bad Vilbeler Stadtverordnetenversammlung. Mit einem Anpassungsbeschluss zur bereits verabschiedeten Haushaltssatzung 2021 sollte der Weg endgültig frei gemacht werden für die neue hauptamtliche Stelle des Sozialdezernenten sowie eines zusätzlichen Referenten. Ein gemeinsamer Antrag von FDP und Grünen erhitze im Dortelweiler Kultur- und Sportforum dann aber doch die Gemüter.

Die beiden Oppositionsparteien hätten gerne den Magistrat beauftragt, dafür zu sorgen, dass Kinder und Jugendliche ab 1. Juli freien Eintritt im Bad Vilbeler Freibad erhalten. Das würde die Stadt rund 40 000 Euro kosten, rechnete Tobias Grabo (Grüne) vor. Er sagte: »Kinder und Jugendliche haben in den vergangenen Monaten keine schöne Zeit erlebt. Wir können damit etwas wiedergeben.« Die Belastung für den Haushalt würde sich in Grenzen halten. Außerdem seien Stellen in Kitas unbesetzt und dafür sei Geld im Haushalt eingetragen. »Derzeit gibt es die Obergrenze von 492 Gästen im Freibad. Wir sind uns sicher, dass die Mitarbeiter der Stadt eine passende Lösung finden würden. Man könnte es beispielsweise an die Buchung der Freitickets von Kindern unter zwei Jahren koppeln«, erläuterte Grabo. Außerdem gebe es die Möglichkeit, die Tickets an Kinder auszugeben. In anderen Städten wie Marburg würde das auch funktionieren. »Sehen Sie zu, dass Bad Vilbel nicht hinten ansteht.«

Die Technik steht Umsetzung im Weg

CDU-Fraktionsvorsitzende Irene Utter betonte: »Wir sind uns alle einig darin, dass Kinder und Jugendliche ganz besonders von den Einschränkungen der Pandemie betroffen waren und sind, deshalb ist die Idee grundsätzlich nicht schlecht.« Aber es gebe auch einige Punkte, die einer solchen Umsetzung in Bad Vilbel entgegen stehen.

Utter sprach die Technik an. Das Buchungssystem FrankfurtTicket lasse eine Buch- ungsgrenze pro Jugendlichen nicht zu. »Man müsste also, um zu verhindern, dass Unberechtigte, auch aus dem Umland, kostenlosen Eintritt erhalten, beim Eintritt die Identität prüfen, was enormen Zeitaufwand bedeutet. Das Ticketverfahren hätte also zur Folge, dass unbegrenzt viele kostenfreie Slots gebucht werden könnten und andere das Nachsehen hätten.« Denn ob die kostenfrei gebuchte Zeitfenster dann auch immer wahrgenommen werden, das würde auf einem ganz anderen Blatt stehen, so Utter. »Dies wiederum wäre nicht fair gegenüber anderen, die auch unter der Pandemie gelitten haben, zum Beispiel die Senioren, die dann unter Umständen viel weniger Tickets bekommen. Im schlechten Fall aber die gebuchten Tickets von Kindern und Jugendlichen gar nicht wahrgenommen würden, das Schwimmbad zur Hälfte leer und andere dürfen nicht rein.«

Die FDP sieht bei der Regierung eine falsche Prioritätensetzung. Erich Schleßmann (FDP) sagte mit Blick auf den bald hauptamtlichen Sozialdezernenten: »Die Schaffung einer hauptamtlichen und einer Referentenstelle bringt erhebliche Kosten mit sich.« Diese Ausweitung habe für die Koalition scheinbar eine höhere Priorität als eine konkrete soziale Leistung der Stadt. »Die Finanzierbarkeit sollte ein Muss sein. Deshalb appellieren wir an CDU und SPD. Man kann es ja wenigstens ausprobieren.«

Bürgermeister Thomas Stöhr (CDU) zeigte sich verwundert, dass der Antrag nicht im Ausschuss zur Diskussion stand. Er sagte: »Wenn viel kostenlos gebucht wird, dann fliegen die Stammgäste raus.« Das ganze würde einen Riesenaufwand bedeuten.

SPD-Fraktionsvorsitzender Christian Kühl sah in diesem Antrag ein Unter-Druck-Setzen der Stadt-Regierung. Er sprach von einem handwerklich schlecht gemachten Antrag, denn ein solches Verfahren ausschließlich für Bad Vilbeler Kinder sei rechtlich kompliziert. Für die Sozialdemokraten komme dieser Antrag, zu einem Zeitpunkt, wo die Umsetzung nicht möglich ist, ohne andere Bevölkerungsgruppen, die ebenfalls unter der Pandemie gelitten haben, zu benachteiligen.

Familienkarte als Vorteil

Im vergangenen Jahr habe die SPD mit einem Antrag dafür gesorgt, dass es eine Familienkarte mit einem günstigeren Preis für zwei Erwachsene und zwei Kindern und Jugendlichen gebe. Diese kostet 6,50 Euro. Der Koalitionsvertrag lege außerdem fest, dass ab dem kommenden Jahr Kinder bis sechs Jahre das Bad Vilbeler Freibad kostenlos nutzen dürfen. »Wenn die Stadtwerke das Freibad saniert haben, möchte die Koalition weiter prüfen, wie man die Eintrittspreise gerade für Kinder und Jugendliche weiter senken kann.«

Seine Parteikollegin Lucia André ergänzte, dass derzeit auch alles gesperrt sei, was Kindern Spaß mache. »Jugendliche sind keine Bahnenschwimmer.«

Kathrin Anders (Grüne) sagte; »Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.« Schließlich sei ein anderes System auch in Rodheim möglich, wo es solche Tickets für einen Euro gebe. Sie sei fest davon überzeugt, dass sich die Verordnung für Freibäder nochmal ändern werde. Außerdem »Marburg und Rodheim kriegen es hin. Warum nicht also auch Bad Vilbel?«

Der Antrag von Grünen und FDP wurde bei Zustimmung von FDP, AfD und Grünen mit dem Nein von CDU und SPD abgelehnt. Der ursprüngliche Antrag zur Anpassung des Haushalts wurde angenommen. Dafür stimmten CDU, SPD, und Grüne. Dagegen AFD und FDP.

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