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Gronauer Erddeponie wird gründlich untersucht

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Bad Vilbel (cf). Das fröhliche Vogelgezwitscher und leise Rascheln im Unterholz wird beim Betreten der Gronauer Erddeponie von einem monotonen Summen überlagert. Es stammt von den drei Grundwasser-Messstellen. Diese errichtete auf dem Gronauer Gemeindeacker die Firma Wöltje aus Großalmerode bei Kassel.

Geleitet werden die Untersuchungen von der Darmstädter Arcadis Consult GmbH. In Auftrag gegeben hat die Untersuchung des Bodens, der Luft und des Grundwassers die Stadt Bad Vilbel. Angeordnet hat sie der Wetteraukreis auf Weisung des Regierungspräsidiums (RP) Darmstadt. Geklärt werden soll mithilfe der Bohrungen und Messungen, ob von dem auf der Deponie abgelagerten Material eine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt ausgeht. Wie die WZ bereits mehrfach berichtete, sind auf dem offiziell als Ausgleichsfläche deklarierten Gebiet südlich von Gronau entlang der B 521 zwischen 1999 und 2007 rund 165000 Kubikmeter Erde abgekippt worden. Das ist fünfmal so viel, wie der Wetteraukreis der Stadt für den »Gronauer Gemeindeacker«, wie die Gewand »Auf dem Heilberg« bei den Bürgern heißt, genehmigte. Erlaubt hatte der Kreis der Stadt in 15 Bescheiden lediglich den Einbau von 32 000 Kubikmetern »unbelasteten Bodenaushubs«. Die Erde stammt aus verschiedenen Bauprojekten wie Dortelweil-West oder der Nordumgehung. Die 2007 aufgenommenen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen fünf Beteiligte wegen Verdachts auf Betrieb einer illegalen Abfallanlage wurden Ende 2009 eingestellt.

Ob von der im Fachjargon als »Ausgleichsmaßnahme zur Anlage einer ökologisch wertvollen Fläche« eine Gefahr ausgeht, soll in den mit Kreis und RP abgestimmten Untersuchungen geklärt werden. »Wir führen die Untersuchungen auf der rund 19 Hektar großen Hangfläche in zwei Feldmaßnahmen durch«, informiert Projektleiter Michael Selle. Der Diplom-Ingenieur Wasserwirtschaft berichtet, dass in der ersten Phase bis Ende Juli an 35 Stellen auf dem Gelände Boden-Luft-Proben entnommen wurden. Die Bohrtiefe reichte von einem bis mehreren Metern. »Wir bohrten jeweils bis zum natürlich anstehenden Boden.« Dieser liegt, bedingt durch die Hanglage, höher oder tiefer unter der Aufschüttung.

Die Fachleute erkennen beim Blick auf die Bohrkerne die Bodenzusammensetzung. »An der Oberfläche befindet sich die Grasnarbe mit Humusschicht. Ab 50 Zentimeter Tiefe bis zur maximalen Bohrtiefe von zehn Metern haben wir eine Schluff-Ton-Schicht«, sagt Selle. Zurzeit laufen an drei Stellen Grundwassermessungen. Brunnenbauer Carsten Engelhardt und Arthur Ochsner haben drei Messstellen eingerichtet, zwei auf der Gronauer Seite, westlich der B 521, und eine auf der östlichen Seite, unterhalb des Geländes.

Hier könnten eventuell durch Sickerwasser gelöste Schadstoffe erfasst werden. »Wir bohren in Grundwasserfließrichtung«, sagen die beiden Experten.

Das entnommene Grundwasser und die Boden- und Luftproben werden in einem Hanauer Büro gemäß der Parameterliste des Hessischen Landesamtes chemisch analysiert. Untersucht werden die Proben auf Schadstoffe wie die teilweise flüchtigen, chlorierten Kohlenwasserstoffe sowie auf Aromaten (das sind aromatische Verbindungen, die eine Stoffklasse in der organischen Chemie bilden) wie Benzol, Toluol oder Schwermetalle. Ebenfalls erfolge eine optische Begutachtung des Bohrgutes, die zusammen mit den chemischen Ergebnissen das Gesamtgutachten bilden.

Dies alles gehe an die Stadt, die Fachbehörden des Wetteraukreises und das RP in Darmstadt. »Wir beurteilen die Fläche und geben Empfehlungen für weitere Maßnahmen«, sagt Selle. Sollten Auffälligkeiten weitere Untersuchungen notwendig erscheinen lassen, müsste dafür seitens der Stadt ein neuer Auftrag erteilt werden. Der Diplom-Ingenieur rechnet mit der Abgabe des Abschlussgutachtens im Oktober oder November.

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