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Dieses Auktionshaus macht die ganze Welt glücklich

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Von: Franziska Klinger

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Über 950 Objekte bietet das Auktionshaus Blank in Bad Vilbel an – und macht bei der 159. Versteigerung Kunden auf der ganzen Welt glücklich.

Gemälde und Grafiken zieren die Wände, in abschließbaren Vitrinen sind Werke aus Porzellan, Glas oder Keramik ausgestellt. In einer Ecke steht eine antike Sitzgarnitur, Schmuck schimmert hinter einer Glasscheibe. Kunstvoll geformte Lampen tauchen die Räumlichkeiten in ein warmes Licht. Eine Pendeluhr spielt zur vollen Stunde eine kurze Melodie. 950 Objekte finden am Samstag ihren Platz im Auktionshaus Blank, um bei der 159. Auktion aufgerufen zu werden.

»Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten«, ein Schlag mit dem Holzhammer – und schon ist der erste Gegenstand, die Porzellanfigur »Il Capitano«, für 250 Euro versteigert. Auktionator Peter Hofmann stellt sofort das zweite Objekt, die Porzellanfigur »Kugelwerferin«, die eine vergoldete Kugel in der Hand hält, vor. Kein Bieter meldet Interesse. »Nummer zwei geht zurück«, sagt Hofmann und widmet sich dem nächsten Gegenstand. In den Tagen nach der Auktion sind alle Objekte, die nicht ersteigert wurden, noch zum Nachkauf erhältlich. Etwa 120 Positionen schafft Hofmann in der Stunde, dennoch wird die Auktion der Kunstgegenstände und Antiquitäten den ganzen Tag lang dauern.

Überseegebot aus Puerto Rico

Auf roten Sesseln im Saal sitzen einige Interessierte, manche von ihnen halten Bieterkarten in der Hand. Doch nicht nur die anwesenden Personen haben die Möglichkeit, mitzubieten. Auch über das Internet oder per Telefon können zeitgleich Gebote abgegeben werden. Mehrere Mitarbeiter des Auktionshauses sind deshalb am Computer damit beschäftigt, die entsprechenden Internetplattformen zu betreuen. Andere bieten mit dem Telefon am Ohr für Kunden mit, die gerade im Urlaub oder anderweitig verhindert sind.

»Wir haben Bieter aus Asien, Amerika, Neuseeland und Australien. Gerade hat sich ein Kunde aus Puerto Rico angemeldet«, erzählt Kunsthistorikerin Klara Chytka. Damit die Bieter eine genaue Vorstellung von den verfügbaren Objekten erhalten, können alle Gegenstände mit einer ausführlichen Beschreibung und Fotos aus verschiedenen Perspektiven im Internet angesehen werden. »Das ist längst ein weltweites Geschäft geworden«, betont Hofmann.

Keine Angst vor Ebay

Plattformen wie Ebay sieht er nicht als Konkurrenz: »Wir haben ein anderes Klientel als Ebay, da wir hochwertigere Sachen anbieten.« Die Kunden hätten mehr Vertrauen in ein Auktionshaus. Sie könnten sicher sein, dass es die Ware wirklich gibt. Außerdem gebe es die Möglichkeit, die Objekte bei Vorbesichtigungen anzuschauen.

Chytka berichtet: »Früher wurde mehr im Saal geboten, mittlerweile werden eher im Internet Angebote abgegeben.« Tatsächlich heben die Anwesenden im Saal eher selten ihre Bieterkarten. Dennoch verfolgen sie interessiert den Ablauf. »Ich bin zum ersten Mal bei einer Auktion, weil ich zwei Orden von meinem Opa verkaufen möchte«, berichtet etwa Sabine Koblitz. »Vielleicht komme ich mal wieder.«

Eine Vase für 4500 Euro

Drei Gedecke der Porzellanmanufaktur Höchst interessieren zwei Bieter am Telefon. Vom Aufrufpreis von 100 Euro an überbieten sie sich immer weiter, zuerst um zehn, dann um 20 Euro. Immerhin 280 Euro sind die Tassen und Teller mit einem zarten Blumenmuster einem der beiden Bieter wert. »Einmal hatten wir eine Vase mit einem Aufrufpreis von 80 Euro, die 4500 Euro gebracht hat«, erzählt Chytka.

Pro Jahr veranstaltet das Auktionshaus Blank vier Auktionen. »Die Objekte kommen häufig aus Haushaltsauflösungen oder von Sammlern«, berichtet Chytka. Je nachdem, welche Gegenstände vorbeigebracht würden, ändere sich auch das Klientel. Einmal habe ein Mann eine Eisenbahnsammlung vorbeigebracht. »Dann sind andere Leute vorbeigekommen.« Aber das Auktionshaus habe auch zahlreiche Stammkunden. Besonders beliebt sei asiatische Kunst. »Unsere chinesischen Kunden kommen aus ganz Deutschland.«

Info

So läuft die Auktion ab

Die Teilnahme an der Auktion erfolgt anonym. Wer Interesse an einem Gegenstand hat, erhält eine Bieternummer. Für jedes Objekt ist ein Aufrufpreis vorgegeben. Sollten mehrere Bieter Interesse haben, steigt der Preis immer weiter um etwa zehn Prozent, bis niemand mehr bereit ist, mehr zu zahlen. Die Person mit dem höchsten Gebot erhält am Ende den Zuschlag. Auf die Endsumme berechnet das Auktionshaus ein Aufgeld von 22 Prozent. (fkl)

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