Bad Vilbel: Straßenbahnlinie nach Frankfurt ist „machbar“

Derzeit werden zwei eigene Gleise für die S-Bahn gebaut. Schon befasst sich die Politik mit dem nächsten Großprojekt: eine Straßenbahnlinie zwischen Frankfurt und Bad Vilbel.
Bad Vilbel - Zweieinhalb Stunden hat der Bad Vilbeler Planungs-, Bau- und Umweltausschuss über eine Straßenbahnlinie zwischen Frankfurt und Bad Vilbel diskutiert. Aus den von den Ausschussmitgliedern dazu gestellten Fragen ließ sich einige Skepsis heraushören.
Bad Vilbel wächst und wächst. Mit 4200 zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohnern und über 9000 zusätzlichen Arbeitsplätzen rechnet das Gutachterbüro Ramboll Deutschland, das im Auftrag des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, der Frankfurter Nahverkehrsgesellschaft Traffiq, der Verkehrsgesellschaft Oberhessen sowie der Städte Frankfurt und Bad Vilbel eine Vorstudie erstellt hat. Die sogenannte Potenzialanalyse sollte der Frage nachgehen, ob eine von den Verkehrsträgern angedachte Straßenbahnlinie zwischen dem Frankfurter Norden und Bad Vilbel baulich machbar wäre und wie viele Pendler eventuell umsteigen würden. Gerald Hamöller von der Ramboll GmbH und Hartwig Meier, Bereichsleiter Planung von Traffiq, empfehlen eine »vertiefende Machbarkeitsstudie«.
Straßenbahnlinie zwischen Bad Vilbel und Frankfurt: Tram soll im Zehn-Minuten-Takt fahren
Die Idee hinter dem Trambahnprojekt formulierte Meier in der Ausschusssitzung so: »Die Pendler aus Bad Vilbel sollen die Stadtgrenze zu Frankfurt nicht in kleinen Autos, sondern in großen Fahrzeugen überqueren.« Diese großen Fahrzeuge sollen Straßenbahnen einer neuen Generation sein, die ab 2030 im Nahverkehr eingesetzt werden sollen und rund 230 Passagiere pro Einheit befördern können. Sie sollen auf der Trasse der jetzigen Linie 18 (Preungesheim-Konstablerwache-Louisa Bahnhof) zusätzlich als neue Linie 19 verkehren und dann bis Bad Vilbel in den Quellenpark bzw. die Krebsschere verlängert werden. Die Studie sieht eine Linienführung über Unfallklinik, B 521, Alte Frankfurter Straße auf dem Heilsberg, Frankfurter Straße, Bad Vilbel Südbahnhof, Kasseler und Homburger Straße bis in die jetzigen Neubaugebiete hinter dem Nordbahnhof vor. Angestrebt wird tagsüber ein Zehn-Minuten-Takt zwischen den Städten.
Die Vorstudie sieht dafür eine »Erfolg versprechende Nachfrage«. Bedeutet laut Hamöller, dass der Nutzen-Kosten-Index »deutlich über 1 liegen würde«. Das wiederum würde bedeuten, dass 90 Prozent der Baukosten förderfähig wären, es also Geld vom Bund gäbe. Die Gesamtkosten werden vom Ingenieurbüro auf zwischen 112 und 182 Millionen Euro veranschlagt - nach aktuellem Preisniveau. Auf Nachfrage aus dem Ausschuss gab Hamöller eine durchschnittliche Preissteigerung von zwei Prozent an.
Straßenbahnlinie zwischen Bad Vilbel und Frankfurt: Etliche Parkplätze würden wegfallen
Die Studie hat zunächst nur untersucht, ob es baulich möglich wäre, so eine Straßenbahn zu bauen. Resultat: »Die Trasse ist machbar.« Dazu wurden die Straßenquerschnitte erfasst und geschaut, wo genau jeweils die Schienen verlegt werden könnten. Die Gutachter sehen selbst in der engen Hauptstraße auf dem Heilsberg keine Probleme. Am Schöllberg würde jedoch eine »signifikante Zahl an Parkplätzen wegfallen«. Die Gleise würden quasi quer über den Kreisel am Südbahnhof verlaufen, die 40 Meter langen Haltestellen würden laut Gutachten ebenfalls dort hinpassen. Allerdings würde dann ein Teil der Parkplätze des dortigen Rewe-Marktes wegfallen.
Die Trambahn würde durch die Kasseler Straße geführt und links abbiegen in Richtung Massenheim. Unter dem Viadukt, das von der Bahn gerade für die zusätzlichen S-Bahn-Gleise erweitert worden ist, würde die Tram durchfahren können. Und für die 15-prozentige Steigung von Bad Vilbel in Richtung Frankfurt sehen die Gutachter ebenfalls keine Probleme. »Die heutigen Generationen von Bahnen würden die Steigung nicht schaffen, die künftigen Generationen schon.«
Straßenbahnlinie zwischen Bad Vilbel und Frankfurt: 2600 Umsteiger auf die Trambahn
Die Studie rechnet aus Frankfurt bis Bad Vilbel Süd mit bis zu 1100 zusätzlichen Fahrgästen und vermutet, dass eine Straßenbahnlinie zwischen Frankfurt und Bad Vilbel 2600 Menschen zum Umstieg vom Pkw auf die Trambahn verleiten könnte.
CDU-Fraktionsvorsitzende Irene Utter gab zu bedenken, dass das Projekt der Smart City wohl nicht komme, aus den versprochenen 8000 Arbeitsplätzen dort würden vielleicht 4000 werden. Sie fragte auch danach, ob bei doppelter Länge an Haltestellen Privatgrundstücke hinzugekauft werden müssten. Meier sagte dazu, gegebenenfalls müssten Haltestellen auseinandergezogen werden, würden sich also nicht gegenüber befinden für beide Fahrtrichtungen. Grünen-Fraktionschef Jens Matthias fragte danach, ob eine neue Trambahn »denn im Verkehr auf der Kasseler Straße mitschleichen würde«. Dazu schlug Planer Hamöller Pförtnerampeln vor, die für den Pkw-Verkehr auf Rot stehen, die Trambahn erhalte Vorrangschaltung. Die Kreisel würden wegfallen und durch ampelgesteuerte Kreuzungen ersetzt, erfuhren die Parlamentarier.
Lucia Andre (SPD) gab zu bedenken, dass es das »Nadelör Homburger Straße« gebe. »Es muss doch zuvor einen signifikanten Rückgang des Individualverkehrs geben, sonst funktioniert das Projekt nicht.« (pe)