Burgsanierung läuft auf Hochtouren
Bad Vilbel (jas). Zwei Meter ist die Grube tief, in der Pia Rudolf steht und Erdschicht für Erdschicht abträgt. Es ist herbstlich kühl und feucht. An ihren Gummistiefeln kleben dicke Lehmklumpen. Doch das Wetter kann die Archäologin nicht schrecken: Akribisch arbeitet sie sich vorwärts, untersucht, notiert, fotografiert und misst. Schließlich ist es nicht irgendeine Grube, in der sie steht. Mitten in Hof der Bad Vilbeler Wasserburg hat der Bagger sich in die Erde hinein gegraben. Nur wenige Wochen nach dem Weinfest und nach Ende der Burgfestspiele gleicht die Burg einer Baustelle.
Bad Vilbel (jas). Zwei Meter ist die Grube tief, in der Pia Rudolf steht und Erdschicht für Erdschicht abträgt. Es ist herbstlich kühl und feucht. An ihren Gummistiefeln kleben dicke Lehmklumpen. Doch das Wetter kann die Archäologin nicht schrecken: Akribisch arbeitet sie sich vorwärts, untersucht, notiert, fotografiert und misst. Schließlich ist es nicht irgendeine Grube, in der sie steht. Mitten in Hof der Bad Vilbeler Wasserburg hat der Bagger sich in die Erde hinein gegraben. Nur wenige Wochen nach dem Weinfest und nach Ende der Burgfestspiele gleicht die Burg einer Baustelle.
Kopfsteinpflaster wurde abgetragen, Erde ausgehoben, Steine der Burgmauer wurden entfernt, Treppen und Pavillons abgebaut und Planen gegen den Regen ausgelegt. »Mich haben schon Leute gefragt, ob wir die Burg abreißen. Aber so ist es natürlich nicht«, sagt Kulturamtsleiter und Festspielintendant Claus-Günther Kunzmann. Vielmehr seien die Bauarbeiten dringend notwendige Sanierungsarbeiten, erläutert er weiter. In große Abschnitte des Mauerwerks habe sich Feuchtigkeit gesetzt. »Regenwasser wurde direkt ins Mauerwerk abgeleitet«, erklärt der Burgexperte.
Um die Schäden zu beheben und neue zu vermeiden, werden derzeit die Steinschichten, die in den 1950er- und 1960er-Jahren aufgemauert worden waren, wieder abgetragen. »Man hat damals erhaltend saniert. Die Steine sind mit Dachpappe vom Originalmauerwerk abgegrenzt worden«, sagt Kunzmann, und zeigt an einer Stelle die trennende Schicht. Per Hand wird die Mörtelmasse auch aus den älteren Steinschichten gekratzt, und die Spalten werden anschließend neu verfugt. »Sobald die Sanierung an dieser Stelle abgeschlossen ist, werden die Mauern wieder auf die alte Höhe gebracht. Vom Erscheinungsbild her ändert sich nichts«, so Kunzmann. Die Feuchtigkeit aus dem Mauerwerk zu bekommen sei wichtig, um massive Schäden zu vermeiden. »In strengen Wintern wurden durch den Frost immer wieder große Sandsteinplatten abgesprengt.« Kunzmann hofft, einen Großteil der Sanierungsarbeiten bereits bis Ende Dezember abschließen zu können. „Wir gehen nach den vergangenen Wintern von einer längeren Frostperiode aus. Friert es, sind Mörtelarbeiten in der Burg nicht mehr möglich«, schon deshalb habe man es eilig.
Der Zeitplan drängt auch, weil bereits Ende April die Vorbereitungen für die neue Festspielsaison beginnen und die Bauarbeiten abgeschlossen sein müssen. Mit den Arbeiten am Mauerwerk hat das, was Archäologin Rudolf macht, nichts zu tun. Wo sie gräbt, soll ein zweiter Zugang zum Gewölbekeller entstehen. Ursprünglich hatte man überlegt, diesen durch eine Spindeltreppe im Eckturm der Burg zu schaffen. In Absprache mit der Stadt und der Denkmalpflege sei man jedoch davon abgekommen und habe sich für einen Durchbruch durch das Gewölbe und einen Zugang per Treppen vom Burginnenhof aus entschieden. »Ausschlaggebend war, dass zwar auch bei dieser Lösung historische Substanz verloren geht, gleiche Formen aber direkt nebenan noch erhalten sind. Wir können den Eingriff minimieren«, erläutert Kunzmann. Baue man im Turm eine Treppe, »würden Unikate verschwinden. Sohle und Fundament des Turmes bleiben jetzt erhalten. Das hat eine andere Wertigkeit.«
Ein zweiter Eingang sei nötig, um den Keller für alle Veranstaltungen voll nutzen zu können und maximale Sicherheit zu gewährleisten. Von großer Bedeutung ist der Keller auch bei Extremwetterlagen, wie es sie auch in dieser Festspielsaison mit Stürmen, Astbruch und Unwettern gab. »Er bietet den Zuschauern Schutz und einen sicheren Aufenthaltsort.«
Der Sicherheit trägt man auch mit dem Fällen der beiden im Burghof stehenden Bäume Rechnung. Die Esche am Aufgang zum Palas wurde bereits gefällt, das Ende des großen Walnussbaumes in der Hofmitte ist beschlossene Sache. »Als der TÜV damals das Blitzschutzsystem abgenommen hat, wurde uns gleich gesagt, dass die Bäume ein unkalkulierbares Risiko bleiben und es keinen 100-prozentigen Schutz gibt«, informiert Kunzmann und erinnert an einen Blitzeinschlag auf einer Baustelle in Bad Vilbel im vergangenen Sommer. »Blitz und Donner kamen aus heiterem Himmel, schlagartig. Nichts hat sich vorher angekündigt. Da habe ich schon die Luft angehalten.«
Schon jetzt, da der Baum noch steht, wird an die Zeit nach der Fällung gedacht. Grundgerüste für die Tribüne sind aufgebaut. »Wir experimentieren gerade. Bisher haben wir immer um den Baum herum gebaut. Ist er nicht mehr da, werden wir die Tribüne anders stellen«, erklärt der Intendant. Aus zwei Tribünenblöcken soll einer werden, ein Viertelkreis sei angedacht. »Auch die Sitzplatzzahl wird sich ändern, allerdings ohne Relevanz.« Falls jemand meine, man lasse den Baum aus Platzgründen fällen, fügt er hinzu. Von der Baumpflege begutachtet worden seien auch die Bäume rund um die Burg. »Sie wurden zurück geschnitten.« Zu den Kosten der Sanierungsarbeiten will sich Kunzmann derzeit nicht äußern. Hierzu werde es erst zu späterer Zeit Informationen geben.