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S 6-Ausbau in der Kritik

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Von: Holger Pegelow

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Gegen den viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn regt sich Widerstand. Es geht um Lärm- und Erschütterungsschutz. Vertreter der Bahn kommen ins Schleudern.

Der Schutz der Anwohner vor Bahnlärm stand im Mittelpunkt des ersten Tages der Anhörung des Regierungspräsidiums Darmstadt zum viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn. Das RP ist die Anhörungsbehörde im laufenden Planfeststellungsverfahren für das von der Deutschen Bahn beabsichtigte Projekt. Bei den Erörterungsterminen, die im Sportforum Dortelweil stattfinden, geht es darum, die eingereichten Einwendungen zu diskutieren und »nach Möglichkeit eine Einigung zu erzielen«, heißt es in einem Infoblatt des RP.

Ein Großteil der Einwendungen bezieht sich auf den Lärm- und Erschütterungsschutz. Hier brachten zu Beginn die Vertreter der Stadt Bad Vilbel mit Bauamtsleiter Erik Schächer die Vertreter der Bahn ins Schleudern. Es stellte sich heraus, dass die Bahn die vom Rhein-Main-Verkehrsverbund angekündigte Ausweitung des S-Bahnverkehrs in die Nachtstunden bei der Berechnung des Lärmschutzes gar nicht berücksichtigt hat. Die Bahnvertreter und der von der DB beauftragte Gutachter Peter Fritz argumentierten, es gehe nur um zusätzliche Züge in den Nächten von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag. Der Ingenieur dazu: Bei der Berechnung des Schallschutzes machten diese Züge nur wenig aus. Moderatorin Christine von Knebel, die das Verkehrsdezernat beim RP leitet, hakte nach. Mehrfahrten von S-Bahnen würden nicht prognostiziert, sondern anhand des vorzulegenden Betriebsprogramms berechnet.

Zudem wolle die Bahn die »Nachtlücke an allen Tagen schließen«, damit die Angestellten des Flughafens zur Frühschicht kämen. Die Leiterin des Bahn-Ausbauprojektes, Heidi Koppe, kündigte daraufhin an, die Bahn werde die »Neuberechnung nachholen«. Angsträume an Bahnhöfen Schächer weiter: Durch Zuzüge und neue Baugebiete entlang der Bahnstrecke würde mehr Schallschutz notwendig. Dazu Peter Fritz: Der Schallschutz sei so berechnet worden, als würde eine komplett neue Bahnstrecke gebaut. Der Bauamtsleiter forderte zudem, wie später auch Karbens Vertreter Ekkehart Böing, transparente Schallschutzwände an den Bahnhöfen. Hierzu sagte Koppe, »transparente Wände reflektieren den Schall, dämmen ihn aber nicht«. Doch die Einwender beharrten darauf, nicht zuletzt deshalb, weil hinter nicht durchsichtigen Wänden »Angsträume entstehen«. Ergebnis der Diskussion: Die Bahn wird mit Vertretern der Bundespolizei und aller Kommunen entlang der gesamten Strecke diese Problematik diskutieren.

Fünf Meter hohe Wände in Okarben? Der Schallschutz war auch Thema für Okarben. Hier stellte sich heraus, dass für 103 Wohneinheiten die Grenzwerte für die nächtliche Lärmbelastung »nicht eingehalten werden können«, wie es Fritz formulierte. Würde man zirka fünf Meter hohe Schallschutzwände bauen, wären nur noch 21 Wohneinheiten betroffen. Die von der Bahn geplanten Wände sind im Bereich Okarben zwei bis vier Meter hoch. Bei den Wohnungen, wo die Grenzwerte nicht eingehalten werden, wären Zuschüsse für passiven Schallschutz zu zahlen. Pro Fall wären das etwa 2000 Euro. Ein erheblicher Kostenfaktor, wie die Bahnvertreter meinten.

Karben fordert zudem im Bereich der bebauten Ortslagen etwa von Kloppenheim sogenannte besohlte Schwellen. Diese können laut Böing die Lärmemissionen um bis zu 38 Prozent reduzieren. Hier entgegnete der von der Bahn beauftragte Ingenieur, es koste »zu viel Geld für zu wenig Schutzwirkung«.

Nieder-Wöllstadt reines Wohngebiet? Wöllstadts Bürgermeister Adrian Roskoni regte an, beim Schallschutz die Ortslage von Nieder-Wöllstadt so auszulegen, als sei dies ein reines Wohngebiet. Hierzu sagte RP-Vertreterin von Knebel, man habe sich das vor Ort angeschaut. Dort gebe es einige Gewerbebetriebe, so dass es sich um ein Mischgebiet handele. Die Ausbau-Projektleiterin sagte zu, den Schallschtz nochmals überprüfen. Die Vertreter der Stadt Friedberg forderten wie die Vertreter der anderen Städte, die Bahn müsse beim Lärmschutz über das hinausgehen, was gesetzlich notwendig sei.

Die Wetterauer Landwirte forderten, dass beim Ausbau der Bahnstrecke möglichst wenig wertvolles Ackerland verbraucht werden soll. Das sagten die Vertreter der Bahn auch zu.

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