»Der Zaun soll auf jeden Fall weg«
Bad Nauheim (caj). »Wenn einer randalieren will, hilft kein Zaun«, sagt Holger Fischer aus Schloss-Ziegenberg - der Erste von elf Bürgern, die sich gegenüber der WZ zum Thema Kurparkzaun geäußert haben. Anlass der Umfrage war die Idee von Bürgermeister Bernd Witzel, die Einfriedung nach dem Ende der Landesgartenschau zu erhalten - zum Schutz vor nächtlichem Vandalismus und teuren Schäden.
Ergebnis: Der Rathauschef erntet auf Bad Nauheims Straßen ebenso wenig Zustimmung wie unter den Kommunalpolitikern. Ein Befragter hat gegen einen Zaun im Prinzip nichts einzuwenden, die Kosten seien aber zu hoch. Denn der grüne Metallzaun muss in jedem Fall weg, weil er den Vorgaben des Denkmalschutzes nicht entspricht. Die Mehrheit der Befragten lehnt die Einfriedung ab. Tenor: »Der Zaun muss weg.«
»Ich war ja selbst mal jung und bin jedes Wochenende nachts über den Schwimmbadzaun geklettert«, erläutert Holger Fischer. »Ein Zaun ist noch eine Herausforderung für Randalierer.« Um die städtischen Kassen zur Abwechslung einmal zu füllen, schlägt der Schloss-Ziegenberger vor, den metallenen Zaun nach der LGS zu versteigern. Etwa so: »50 Meter Zaun, zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten!«
Diese Idee findet Fischers Schwiegervater Dietmar Baumgart aus Guben immerhin besser, als die Variante in der ehemaligen Bundesgartenschau-Stadt Cottbus, nahe seiner Heimat. »In Cottbus ist der Zaun um den Park nach der BUGA geblieben, und wir müssen weiter Eintritt bezahlen«, erzählt er. Das sei allerdings nicht vergleichbar mit Bad Nauheim. Hier müsse der Zaun in jedem Fall abgebaut werden.
Wenn die Tore des Kurparks morgens spätestens ab 6 Uhr geöffnet und abends erst gegen 22 Uhr geschlossen würden, fände Alexandra Bechtold aus Steinfurth den Kurparkzaun als Schutz gegen die nächtliche Zerstörungswut prinzipiell nicht schlecht - solange der Parkzugang, wie vom Bürgermeister versprochen, kostenlos bleibt. Ihre Meinung ändert sich, als sie von den Vorgaben des Denkmalschutzes erfährt. »Bei solchen Kosten: nein«, meint Bechtold und spricht sich als Alternative für verstärkte Streifendienste im Kurpark nach dem Ende der LGS aus.
»Ein neuer Zaun ist Blödsinn«, sagt die Dolce-Mitarbeiterin Kirsten Platz aus Reichelsheim. Wenn der LGS-Zaun sowieso weg müsse, könne man den Kurpark gleich offen lassen. »Wenn sie randalieren wollen, springen sie nachts über den Zaun«, sagt die Reichelsheimerin und verweist auf den jüngsten Fall von Vandalismus auf der Minigolfanlage.
»Ich hab’s gewusst, dass er bleiben wird«, sagt ein Bad Nauheimer, der seinen Namen nicht nennen möchte. Schon der für die LGS errichtete Kurparkzaun sei fragwürdig, meint der Kurstädter und erzählt von einem alten Gesetz, demzufolge öffentliche Parks immer offen sein müssten. Auch der Aussage des Bürgermeisters bezüglich der kostenlosen Nutzung des Parks traut der Bad Nauheimer nicht: »Herr Witzel macht sowieso was er will, es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Eintritt etwas kostet.« Schon vor der Landesgartenschau habe das Stadtoberhaupt Ordnungsbeamte beauftragt, Parkbesucher von den Wiesen zu scheuchen. »Das ist zu viel Kontrolle.« Der Kurstädter schüttelt verständnislos den Kopf.
Misstrauen gegen das Wort des Rathauschefs hegen auch die beiden Schülerinnen der Ernst-Ludwig-Schule, Johanna Mayer (16) und Isabell Storck (15). »Ob das so beibehalten wird, dass der Eintritt frei ist?«, fragen die Bad Nauheimerinnen. Das sei zu bezweifeln. Mit ihrer zweiten Frage belegen die Jugendlichen, dass die Kurpark-Gerüchteküche kräftig am Dampfen ist: »Sind da wirklich Wachhunde drin?« Dann reden die Mädchen Klartext: »Ein neuer Zaun - das sind doch alles wieder Kosten für die Stadt.
Außerdem wird der bestimmt irgendwann umgerannt.«
Wäre ein teurer neuer Zaun nur ein weiteres potenzielles Opfer der nächtlichen Zerstörungslust? So die Überlegungen der Schülerinnen, denen sich eine Friedbergerin, deren Name nicht genannt werden soll, anschließt. »Ein Zaun animiert zu Randale«, sagt die Frau, die viermal wöchentlich die Kurstadt besucht. Ein Zaun sei für die Katz‘, denn über den würden Randalierer ohnehin springen. »In Bad Homburg gibt es einen noch viel schöneren Park - ohne Zaun«, betont die Kreisstädterin. Zudem dürften Besucher auf dem Rasen sitzen. »Man hat das Gefühl, willkommen zu sein - hier nicht«, meint die Frau verärgert und zeigt auf die Metallabsperrung, die sie vom Kurpark trennt.
»Ich finde irgendeinen handgemachten Zaun übertrieben. Das kostet doch alles eine Mörderkohle«, stimmt auch der Bad Nauheimer Till Sivkovich gegen das langfristige Einzäunen des Parks. »Den LGS-Zaun abreißen und einen neuen bauen - das ist der größte Humbug überhaupt«, meint Werner aus Nieder-Mörlen.
»Wir haben in der WZ über den jüngsten Fall von Vandalismus im Kurpark gelesen. Wenn sie nicht drunter durch kommen, dann kommen sie über den Zaun«, sagt Gisela Buckert aus Bad Nauheim. Als fleißige Leserin dieser Zeitung habe sie einen Beitrag für den Meinungstreff verfassen wollen. »Aber jetzt haben sie mich ja gefragt«, freut sich die Kurstädterin.
Trotz Zaun: Erneut Randale im Kurpark Kurpark-Zaun: Witzel soll Beschluss umsetzen Kurpark: Zaun soll Randalierer abschrecken