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Windmühle: Der Wind steht schlecht für einen Zuschuss

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Bad Nauheim (i hm). Ist es sinnvoll, über Denkmal-Sanierungen zu sprechen, wenn kein Geld da ist? Die Sonne jedenfalls lachte der Projektgruppe Wind- und Wasserkunst beim Deutschen Mühlentag ins Gesicht.

Dass die Rekonstruktion von Mühlentechnik und -flügeln an der Langen Wand wichtig, die Sanierung des Schwalheimer Rads erforderlich sei – diese Botschaft brachten die Ehrenamtlichen nachdrücklich rüber. Kämmerin Brigitta Nell-Düvel stellte aber klar: Die Stadt kann nichts zuschießen. Angesichts des Spardiktats der Kommunalaufsicht wankt sogar das Gutachten zur Rad-Restaurierung. Auf eines können sich die Bürger aber freuen: die Top-Aussicht vom Turm auf Stadt und Umland. Nach der Sanierung des Gemäuers durch den städtischen Fachbereich Kur und Service (KuS) dürften nun regelmäßige Führungen für Besucher möglich sein.

»Klick, klick.« Beeindruckt hielten die Besucher die Kameras aus dem Fenster. Architekt Gustav Jung hatte die Gruppe nach oben geführt, mehrere Plattformen galt es zu nehmen. »Wem auf der Fußmatte schwindlig wird, kann nicht mit hoch«, scherzte er unten, worauf alle mitkletterten. Jung lieferte Erklärungen. Die Sole wird durch moderne Rohre geleitet. Früher waren sie aus Gusseisen. Gutes Material. Nachdem man sie abmontiert und im Freien gelagert hatte, wurden sie von Metalldieben gestohlen.

Helmut Fleißner erzählte Wissenswertes zur Technik des Turms. Die Mühlenflügel bestanden aus Stangen und Holzsprossen. »Darauf wurde ein Segel gespannt.« Fleißner äußerte sich auch zum Thema Folgekosten. »Man sagt, wenn die Mühle wieder läuft, wäre das teuer. Das stimmt nicht. Ohne Segel gibt’s keine Angriffsfläche.« Jeder Baum biete mehr Angriffsfläche. Die Mühlenflügel indes könne man stilllegen, wenn erforderlich.

Wie Armin Häfner am Rande schilderte, plant die Projektgruppe einen Besuch in Wiesbaden. Ziel sei zu klären, ob die Denkmalpflege mit der Rekonstruktion einverstanden ist. Erst wenn das Okay vorliegt, werde eine Vereinsgründung angestrebt. Dr. Thomas Schwab berichtete im Gespräch mit der WZ, die Gruppe habe der Rathausspitze die Pläne vorgestellt. Die Reaktion sei positiv gewesen – auch wenn kein Geld aus der Stadtkasse fließe. »Man hat uns jedoch ideelle Unterstützung zugesagt.« Stehe die Politik hinter dem Projekt, sei die Sponsorensuche einfacher. Schwab wies auf die Einzigartigkeit des Windmühlenturms hin – das sieht er als Verpflichtung. Erste Stadträtin Nell-Düvel erläuterte, was mit ideeller Unterstützung gemeint ist: Das Mauerwerk des Turms werde durch den Kur- und Servicebetrieb saniert, 147 000 Euro sind im Etat eingestellt.

»Wir wollen so sanieren, dass keine Fakten geschaffen werden, die einer Rekonstruktion von Technik und Flügeln entgegenstehen.« Das Engagement der Gruppe sei sehr positiv, auch der Einsatz des Fördervereins der Kurstadt. »Hätten wir diese Vereine nicht, sähe es um den Erhalt der Gradierbauten ganz anders aus.« Den Turm für Besichtigungen freizugeben, »wäre ein Highlight«.

Flickarbeiten reichen nicht

650 000 Euro dürften Flügel und Pumpwerk kosten. Das schreckt die Windkunst-Aktivisten nicht. Sie wollen auf die Industrie zugehen, um Förderer zu werben. Die Schwalheimer indes haben noch an einer anderen Baustelle zu tun: der anstehenden 1200-Jahr-Feier. Das kostet Zeit. Kapazitäten, um Geld für den Erhalt des Wasserrads zu sammeln, sind momentan nicht vorhanden. Die Restaurierung ist jedoch dringend erforderlich, wie Radwärter Peter Simon unterstrich. Er kaufte 1972 das alte Haus am Rad. Seit er in Rente ist, repariert er täglich die Schäden. Das kann er, da er beruflich »alles« war, wie er lacht. Die Flickereien wie der Tausch von Schrauben und Holzarbeiten reichten aber nicht. Werde das Rad nicht komplett saniert, müsse es wohl in einem oder zwei Jahren stillstehen, schätzt Simon.

»Das kann nicht sein«, betonen Klaus Englert und Alexander Jung (beide Schwalheimer Arbeitskreis Geschichte): »Das Rad muss erhalten bleiben.« Nell-Düvel bremste: »Die Stadt hat 17 500 Euro für ein Gutachten eingestellt. Aber ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es unter die zwölfprozentige Haushaltssperre fällt.« Eine Sanierung sei sehr teuer. »Es ist ja nicht nur das Rad, sondern der ganze Zulauf.«

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