Stadt Bad Nauheim soll Waldfriedhof prüfen

Viele Menschen wünschen sich, eines Tages unter Bäumen bestattet zu werden. Nun denkt auch Bad Nauheim darüber nach, einen Waldfriedhof einzurichten. Der Magistrat soll dies prüfen.
Es gibt bereits Ideen, wo ein Waldfriedhof in Bad Nauheim liegen könnte. Dies wurde in der Sitzung des städtischen Bauausschusses deutlich, als es um einen Prüfantrag der FDP-Fraktion ging. Im Februar hatte das Stadtparlament das Papier in den Ausschuss überwiesen (diese Zeitung berichtete). Am Dienstagabend nun beschloss das Gremium einstimmig, dem Hohen Haus zu empfehlen, den Prüfauftrag an den Magistrat auf den Weg zu bringen. Tagungsort war der Sitzungssaal im Rathaus.
Freidemokrat Jochen Ruths trug das Anliegen vor, das seine Fraktion noch einmal überarbeitet hatte. Zu prüfen wären laut Ruths folgende Fragen: Wo in Bad Nauheim könnte ein Waldfriedhof liegen und wie wäre die Erreichbarkeit? Was würde es kosten und was wäre planungsrechtlich zu beachten? Die FDP hatte zunächst ein Ergebnis bis 30. Juni dieses Jahres gefordert, verschob den Termin allerdings auf Ende Juni 2024. Steffen Mörler (CDU) lobte den Antrag und kündigte Zustimmung an.
Bestatterin schlägt zwei Orte vor
Wie Ausschussvorsitzender Esra Edel (Grüne) zu Beginn mitteilte, hatte der Kernstadt-Ortsbeirat jüngst Vertreter des Bestattungsinstituts Daniel Brehm aus Bad Nauheim eingeladen. Bestatterin Susanne Brehm und ihr Sohn Daniel waren zu Gast gewesen. Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte Ortsvorsteher Kurt Linkenbach (CDU): »Ziel war es, uns anzuhören, was Bestattungswald, Friedwald und Waldfriedhöfe bedeuten. Tenor war, dass wir einen Waldfriedhof in Bad Nauheim begrüßen würden.« Diese Zeitung sprach auch mit Susanne Brehm. Wie die Bestatterin empfahl, sollte ein solches Unterfangen gut geplant werden. »Man muss sich genau Gedanken machen, was im Vorfeld beachtet werden muss, ehe man so etwas in die Wege leitet. Es ist etwas sehr Komplexes.«
In der Umgebung gibt es bereits Waldfriedhöfe, so in Butzbach, Rosbach und Wölfersheim-Södel. Was Södel angeht, hat die Gemeinde allerdings beschlossen, nur noch die Bestattung eigener Einwohnerinnen und Einwohner zuzulassen. Nach Ansicht von Brehm ist es daher ein ansprechender Gedanke, die Einrichtung eines Waldfriedhofs in Bad Nauheim zu prüfen.
»Wir sind als Bestatter schon sehr glücklich, dass die Stadt Baumbestattungen auf dem Hauptfriedhof und den Friedhöfen der meisten Stadtteile anbietet«, sagt sie. Bad Nauheim sei diesbezüglich schon sehr früh aktiv geworden. Nicht alle Menschen, die eine Baumbestattung wünschten, seien allerdings von Friedhöfen überzeugt. Manch einer zöge den Wald für die Bestattung vor. »Angehörige sagen uns oft, wenn sie sich für eine Waldbestattung entscheiden, dass die verstorbene Person gern gewandert oder spazieren gegangen ist und eine Beziehung zum Wald hatte.« Sie und ihr Sohn Daniel schlugen zwei Orte vor: »Das eine ist oberhalb des Waldsportplatzes, das andere gegenüber des Flugplatzes nahe des Grillplatzes. Das ist aber nur ein Beispiel, weil wir nicht wissen, ob diese Waldstücke der Stadt oder dem Land gehören.«
Gebühren dürften nicht sinken
In der Bauausschuss-Sitzung regte Albert Möbs (CDU) an, auch Flächen in den Stadtteilen zu prüfen. Seine Parteikollegin Gisela Babitz-Koch brachte daraufhin die beiden Waldgebiete in Wisselsheim ins Spiel. Babitz-Koch ist Ortsvorsteherin von Rödgen und Wisselsheim. Wie sie berichtete, liegen am Rande der Straße Am Eichwald zwei alte Gräber in einem Wald, der in Privateigentum ist.
Laut Bürgermeister Klaus Kreß (parteilos) bestehen ein klarer Wunsch und eine Nachfrage, naturnahe Bestattungen im Wald zu ermöglichen. »Dem würden wir gern nachkommen.« Den Termin, die Ergebnisse Mitte 2024 vorzutragen, begrüßte er. »Das trägt dem Umstand Rechnung, dass die Prüfung nicht ganz trivial ist.« Wie Markus Theis (Freie Wähler) zu bedenken gab, dürfte ein siebter städtischer Friedhof die gesamte Gebührenordnung beeinflussen. Kreß sagte im Hinblick auf den Fall, dass ein Waldfriedhof eingerichtet würde: »Das Einzige, was ich versprechen kann: Die Friedhofsgebühren werden nicht günstiger.«
Theis sprach zudem die erhöhte Verkehrsicherungspflicht an, worauf Adelheid Treffer von den Grünen appellierte, dabei auch die ökologischen Aspekte zu beachten. Auf Antrag von Theis sollen die Ergebnisse nicht nur im Bau-, sondern auch im Haupt- und Finanzausschuss beraten werden.
Drei unterschiedliche Begriffe
Laut Bestatterin Susanne Brehm aus Bad Nauheim gibt es mit Friedwald, Waldfriedhof und Bestattungswald drei Begriffe. Viele Menschen würden Waldfriedhöfe als »Friedwald« bezeichnen. Dabei handele es sich aber um ein Unternehmen, es sei ein geschützter Begriff. Waldfriedhöfe und Bestattungswälder würden wie kommunale Friedhöfe behandelt und unterlägen dem Hessischen Friedhofs- und Bestattungsgesetz. Wenn Friedhöfe neu angelegt werden, müsse unter anderem ein bodenkundliches Gutachten vorliegen, zudem müssten die Flächen als Friedhöfe erkennbar und eingefriedet sein. Die Kosten liegen in den umliegenden Bestattungswäldern pro Platz an einem Gemeinschaftsbaum bei 600 bis 890 Euro zuzüglich Beisetzungsgebühren von 140 bis 450 Euro. Ein Waldfriedhof ist ein städtischer/gemeindlicher Friedhof mit dichtem Baumbestand im Inneren der Kommune liegend, der Bestattungswald Teil eines Waldes, der sich am Rande der Gemeinde befindet.