Soundgarden-Fazit: Zu wenige Besucher, aber skandalfrei

Bad Nauheim (bk). Von Dienstag bis Montag war das Soundgarden-Organisationsteam im Goldsteinpark zugange. Da erwartet der Außenstehende lautes Stöhnen über den unmenschlichen Stress. Doch davon ist keine Rede, im Gegenteil.
»Wir hatten super entspannte Tage«, sagt Festivalleiter Johannes Stamm (32). Noch nie hätten sich so viele Helfer eingefunden. Bereits am Dienstag letzter Woche hatten die rund 120 Macher aus Friedberg und Bad Nauheim mit dem Aufbau begonnen, der Abbau von Bühnen, Zäunen, Theken und Zelten endete gestern Nachmittag. Weniger begeistert ist der 32-Jährige über die Resonanz. Zwar liegt noch keine Besucherzahl und keine Abrechnung vor, doch eines ist klar: »Es waren deutlich weniger Leute als im Rekordjahr 2013, als wir 4500 Tickets verkauft hatten.«
Bei solchen Aussagen werden Erinnerungen an 2014 wach, als im Soundgarden wegen des schlechten Wetters erhebliches Minus gemacht wurde. Darauf verordneten sich Stamm und seine Mitstreiter eine Pause von einem Jahr und organisierten das 15. Festival erst für 2016. Mit 25 Bands wurde ein Rekordprogramm präsentiert. Am Freitag und Samstag war das Wetter zwar gut, trotzdem hat die Witterung etwas mit dem nicht zufriedenstellenden Zuspruch zu tun. Stamm: »In den Tagen vor dem Soundgarden hat es öfter geregnet. Das schreckt viele Leute ab, denn die meisten entscheiden kurzfristig, ob sie kommen oder nicht.
« Zweites Problem: Erst wenige Tage vor Festivalstart war klar, dass der Landwirt, dessen Acker als Campingplatz dient, gerade noch rechtzeitig mit der Weizenernte fertig wird. Camping war somit möglich, die Nachricht kam aber zu spät für Interessenten von außerhalb. Als drittes Manko macht der Festivalleiter starke Konkurrenz wie das Mainfest in Frankfurt und das Inheidener Seefest aus.
»Ich hoffe, dass es null auf null ausgeht. Wir müssen erst mal Kassensturz machen«, erklärt Stamm. Auch wenn unter dem Strich wieder ein Minus stehen sollte, wird der Soundgarden als größtes Festival seiner Art in Mittelhessen sehr wahrscheinlich auch 2017 steigen. Der 32-Jährige hat nämlich Erfreuliches aus den Rathäusern von Friedberg und Bad Nauheim gehört. Die Verwaltungen wollen mit dem Soundgarden-Team über ein Konzept sprechen, um endlich eine sichere finanzielle Basis zu schaffen. Die Jugendlichen, die das zweitägige Festival ehrenamtlich organisieren, jonglieren immerhin mit einem sechsstelligen Budget. »Früher hat Friedberg eine Ausfallbürgschaft übernommen, die dann gestrichen wurde. Ich könnte mir vorstellen, dass sich beide Städte eine solche Bürgschaft teilen«, sagt Stamm.
Geredet werden müsse auch über den Termin. Bislang sei der Soundgarden stets Ende August oder im September über die Bühne gegangen. In Bad Nauheim sei es aber schwierig, im Sommer überhaupt einen Platz im vollen Veranstaltungskalender zu finden. Diesmal hätten sich noch viele Schüler und Studenten im Urlaub befunden.
Das Festival verlief laut Stamm frei von Skandalen. »Vor den Parkeingängen wurden ein paar Alkoholleichen aufgefunden und zur Ausnüchterung mitgenommen. Wenn außerhalb des Geländes vorgeglüht wird, können wir das nicht kontrollieren.« Am Freitag habe es bei der Polizei die üblichen paar Beschwerden über Ruhestörung gegeben. Das sei aber kaum der Rede wert gewesen, viele Nachbarn des Parks hätten sich über die Rückkehr des Festivals gefreut.